zurückweichenden Halbzirkel aufgespannt, und wird langsam über Rollen gezogen, so daß sich fast un- merklich die Bilder nach und nach verändern, und man ohne Zwischenraum von Scene zu Scene über- geht, während Jemand die dargestellten Gegenstände laut erklärt, und ferner Kanonendonner, militairische Musik und Schlachtgetöse die Täuschung noch ver- mehren. Durch panoramaartige Malerei, und durch leises Schwanken desjenigen Theiles des Gemäldes der die Wellen und Schiffe darstellt, wurde oft die Nachahmung fast der Wirklichkeit gleich.
Die erste Scene zeigt die Bay von Navarin, mit der ganzen türkischen Flotte in Schlachtordnung. Am entgegengesetzten Ende der Bay sieht man, auf ho- hem Felsen, Alt-Navarin und seine Festung, seit- wärts unter Dattelbäumen das Dorf Pylos, und im Vorgrund die Stadt Navarin, nebst Ibrahims La- ger, wo Gruppen schöner Pferde und lieblicher, ge- fangener, griechischer Mädchen, welchen die Soldaten liebkosen, die Augen auf sich ziehen. In weiter Fer- ne, am Saum des Horizonts erscheint, wie in Duft gehüllt, die Flotte der Alliirten. Indem nun dieses Bild langsam verschwindet, wogt nur noch das offne Meer, dann tritt der Eingang der Bay von Nava- rin allmählich hervor. Man entdeckt Bewaffnete auf den Felsen, und erblickt endlich die alliirte Flotte, wie sie die Einfahrt forcirt. Durch optischen Betrug er- scheint alles in natürlicher Größe, und der Zuschauer ist so gestellt, als befinde er selbst sich an der Türken Stelle in der Bay, und sähe jetzt das Admiralschiff
zurückweichenden Halbzirkel aufgeſpannt, und wird langſam über Rollen gezogen, ſo daß ſich faſt un- merklich die Bilder nach und nach verändern, und man ohne Zwiſchenraum von Scene zu Scene über- geht, während Jemand die dargeſtellten Gegenſtände laut erklärt, und ferner Kanonendonner, militairiſche Muſik und Schlachtgetöſe die Täuſchung noch ver- mehren. Durch panoramaartige Malerei, und durch leiſes Schwanken desjenigen Theiles des Gemäldes der die Wellen und Schiffe darſtellt, wurde oft die Nachahmung faſt der Wirklichkeit gleich.
Die erſte Scene zeigt die Bay von Navarin, mit der ganzen türkiſchen Flotte in Schlachtordnung. Am entgegengeſetzten Ende der Bay ſieht man, auf ho- hem Felſen, Alt-Navarin und ſeine Feſtung, ſeit- wärts unter Dattelbäumen das Dorf Pylos, und im Vorgrund die Stadt Navarin, nebſt Ibrahims La- ger, wo Gruppen ſchöner Pferde und lieblicher, ge- fangener, griechiſcher Mädchen, welchen die Soldaten liebkoſen, die Augen auf ſich ziehen. In weiter Fer- ne, am Saum des Horizonts erſcheint, wie in Duft gehüllt, die Flotte der Alliirten. Indem nun dieſes Bild langſam verſchwindet, wogt nur noch das offne Meer, dann tritt der Eingang der Bay von Nava- rin allmählich hervor. Man entdeckt Bewaffnete auf den Felſen, und erblickt endlich die alliirte Flotte, wie ſie die Einfahrt forcirt. Durch optiſchen Betrug er- ſcheint alles in natürlicher Größe, und der Zuſchauer iſt ſo geſtellt, als befinde er ſelbſt ſich an der Türken Stelle in der Bay, und ſähe jetzt das Admiralſchiff
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0183"n="159"/>
zurückweichenden Halbzirkel aufgeſpannt, und wird<lb/>
langſam über Rollen gezogen, ſo daß ſich faſt un-<lb/>
merklich die Bilder nach und nach verändern, und<lb/>
man ohne Zwiſchenraum von Scene zu Scene über-<lb/>
geht, während Jemand die dargeſtellten Gegenſtände<lb/>
laut erklärt, und ferner Kanonendonner, militairiſche<lb/>
Muſik und Schlachtgetöſe die Täuſchung noch ver-<lb/>
mehren. Durch panoramaartige Malerei, und durch<lb/>
leiſes Schwanken desjenigen Theiles des Gemäldes<lb/>
der die Wellen und Schiffe darſtellt, wurde oft die<lb/>
Nachahmung faſt der Wirklichkeit gleich.</p><lb/><p>Die erſte Scene zeigt die Bay von Navarin, mit<lb/>
der ganzen türkiſchen Flotte in Schlachtordnung. Am<lb/>
entgegengeſetzten Ende der Bay ſieht man, auf ho-<lb/>
hem Felſen, Alt-Navarin und ſeine Feſtung, ſeit-<lb/>
wärts unter Dattelbäumen das Dorf Pylos, und im<lb/>
Vorgrund die Stadt Navarin, nebſt Ibrahims La-<lb/>
ger, wo Gruppen ſchöner Pferde und lieblicher, ge-<lb/>
fangener, griechiſcher Mädchen, welchen die Soldaten<lb/>
liebkoſen, die Augen auf ſich ziehen. In weiter Fer-<lb/>
ne, am Saum des Horizonts erſcheint, wie in Duft<lb/>
gehüllt, die Flotte der Alliirten. Indem nun dieſes<lb/>
Bild langſam verſchwindet, wogt nur noch das offne<lb/>
Meer, dann tritt der Eingang der Bay von Nava-<lb/>
rin allmählich hervor. Man entdeckt Bewaffnete auf<lb/>
den Felſen, und erblickt endlich die alliirte Flotte, wie<lb/>ſie die Einfahrt forcirt. Durch optiſchen Betrug er-<lb/>ſcheint alles in natürlicher Größe, und der Zuſchauer<lb/>
iſt ſo geſtellt, als befinde er ſelbſt ſich an der Türken<lb/>
Stelle in der Bay, und <choice><sic>ſȧhe</sic><corr>ſähe</corr></choice> jetzt das Admiralſchiff<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[159/0183]
zurückweichenden Halbzirkel aufgeſpannt, und wird
langſam über Rollen gezogen, ſo daß ſich faſt un-
merklich die Bilder nach und nach verändern, und
man ohne Zwiſchenraum von Scene zu Scene über-
geht, während Jemand die dargeſtellten Gegenſtände
laut erklärt, und ferner Kanonendonner, militairiſche
Muſik und Schlachtgetöſe die Täuſchung noch ver-
mehren. Durch panoramaartige Malerei, und durch
leiſes Schwanken desjenigen Theiles des Gemäldes
der die Wellen und Schiffe darſtellt, wurde oft die
Nachahmung faſt der Wirklichkeit gleich.
Die erſte Scene zeigt die Bay von Navarin, mit
der ganzen türkiſchen Flotte in Schlachtordnung. Am
entgegengeſetzten Ende der Bay ſieht man, auf ho-
hem Felſen, Alt-Navarin und ſeine Feſtung, ſeit-
wärts unter Dattelbäumen das Dorf Pylos, und im
Vorgrund die Stadt Navarin, nebſt Ibrahims La-
ger, wo Gruppen ſchöner Pferde und lieblicher, ge-
fangener, griechiſcher Mädchen, welchen die Soldaten
liebkoſen, die Augen auf ſich ziehen. In weiter Fer-
ne, am Saum des Horizonts erſcheint, wie in Duft
gehüllt, die Flotte der Alliirten. Indem nun dieſes
Bild langſam verſchwindet, wogt nur noch das offne
Meer, dann tritt der Eingang der Bay von Nava-
rin allmählich hervor. Man entdeckt Bewaffnete auf
den Felſen, und erblickt endlich die alliirte Flotte, wie
ſie die Einfahrt forcirt. Durch optiſchen Betrug er-
ſcheint alles in natürlicher Größe, und der Zuſchauer
iſt ſo geſtellt, als befinde er ſelbſt ſich an der Türken
Stelle in der Bay, und ſähe jetzt das Admiralſchiff
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe01_1830/183>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.