mit sechsfach größern Kosten durch dick und dünne, durch Berge und Abgründe mit Gewalt zu führen.
Auf dem Rückwege nach Cheltenham kam ich durch ein großes Dorf, wo ich einen sogenannten Theegar- ten zum erstenmal besuchte. Die Art, wie hier ein geringer Raum zu hundert kleinen Nischen, Bänken, und pittoresken, oft abentheuerlichen, Sitzen unter Blumen und Bäumen benutzt wird, ist merkwürdig genug, und bildet einen seltsamen Contrast mit dem Phlegma der bunten Menge, welche die Scene, nicht sowohl belebt, als staffirt.
Da es noch ziemlich früh war, als ich die Stadt wieder erreichte, so benutzte ich den schönen Abend, um einige andere Brunnen zu besuchen, wobei ich gewahr wurde, daß ich heute früh nur auf den un- bedeutendsten gestoßen war. Diese Anlagen sind un- gemein glänzend, vielfach mit Marmor, aber noch mehr mit Blumen, Gewächshäusern und schönen Pflanzungen geschmückt. Die Spekulationen in Eng- land steigern sich enorm, so bald eine Sache Mode wird, und dies ist hier so sehr der Fall, daß sich bin- nen fünfzehn Jahren in der Nähe der Stadt der Preis eines Acre Landes von vierzig auf tausend Guineen erhöht hat. Die für das Publikum bestimm- ten Vergnügungsörter sind hier, und ich glaube mit Recht, ganz verschieden von Garten- und Park-An- lagen eines Privatmannes behandelt. Breite Prome- naden, Schatten und abgesonderte Plätze werden mehr, als Aussichten und ein großartiges, landschaftliches Ganze, bezweckt. Die Art, Alleen zu pflanzen, ge- fällt mir. Es wird nämlich ein fünf Fuß breiter
mit ſechsfach größern Koſten durch dick und dünne, durch Berge und Abgründe mit Gewalt zu führen.
Auf dem Rückwege nach Cheltenham kam ich durch ein großes Dorf, wo ich einen ſogenannten Theegar- ten zum erſtenmal beſuchte. Die Art, wie hier ein geringer Raum zu hundert kleinen Niſchen, Bänken, und pittoresken, oft abentheuerlichen, Sitzen unter Blumen und Bäumen benutzt wird, iſt merkwürdig genug, und bildet einen ſeltſamen Contraſt mit dem Phlegma der bunten Menge, welche die Scene, nicht ſowohl belebt, als ſtaffirt.
Da es noch ziemlich früh war, als ich die Stadt wieder erreichte, ſo benutzte ich den ſchönen Abend, um einige andere Brunnen zu beſuchen, wobei ich gewahr wurde, daß ich heute früh nur auf den un- bedeutendſten geſtoßen war. Dieſe Anlagen ſind un- gemein glänzend, vielfach mit Marmor, aber noch mehr mit Blumen, Gewächshäuſern und ſchönen Pflanzungen geſchmückt. Die Spekulationen in Eng- land ſteigern ſich enorm, ſo bald eine Sache Mode wird, und dies iſt hier ſo ſehr der Fall, daß ſich bin- nen fünfzehn Jahren in der Nähe der Stadt der Preis eines Acre Landes von vierzig auf tauſend Guineen erhöht hat. Die für das Publikum beſtimm- ten Vergnügungsörter ſind hier, und ich glaube mit Recht, ganz verſchieden von Garten- und Park-An- lagen eines Privatmannes behandelt. Breite Prome- naden, Schatten und abgeſonderte Plätze werden mehr, als Ausſichten und ein großartiges, landſchaftliches Ganze, bezweckt. Die Art, Alleen zu pflanzen, ge- fällt mir. Es wird nämlich ein fünf Fuß breiter
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0033"n="9"/>
mit ſechsfach größern Koſten durch dick und dünne,<lb/>
durch Berge und Abgründe mit Gewalt zu führen.</p><lb/><p>Auf dem Rückwege nach Cheltenham kam ich durch<lb/>
ein großes Dorf, wo ich einen ſogenannten Theegar-<lb/>
ten zum erſtenmal beſuchte. Die Art, wie hier ein<lb/>
geringer Raum zu hundert kleinen Niſchen, Bänken,<lb/>
und pittoresken, oft abentheuerlichen, Sitzen unter<lb/>
Blumen und Bäumen benutzt wird, iſt merkwürdig<lb/>
genug, und bildet einen ſeltſamen Contraſt mit dem<lb/>
Phlegma der bunten Menge, welche die Scene, nicht<lb/>ſowohl belebt, als ſtaffirt.</p><lb/><p>Da es noch ziemlich früh war, als ich die Stadt<lb/>
wieder erreichte, ſo benutzte ich den ſchönen Abend,<lb/>
um einige andere Brunnen zu beſuchen, wobei ich<lb/>
gewahr wurde, daß ich heute früh nur auf den un-<lb/>
bedeutendſten geſtoßen war. Dieſe Anlagen ſind un-<lb/>
gemein glänzend, vielfach mit Marmor, aber noch<lb/>
mehr mit Blumen, <choice><sic>Gewȧchshäuſern</sic><corr>Gewächshäuſern</corr></choice> und ſchönen<lb/>
Pflanzungen geſchmückt. Die Spekulationen in Eng-<lb/>
land ſteigern ſich enorm, ſo bald eine Sache Mode<lb/>
wird, und dies iſt hier ſo ſehr der Fall, daß ſich bin-<lb/>
nen fünfzehn Jahren in der Nähe der Stadt der<lb/>
Preis eines Acre Landes von vierzig auf <hirendition="#g">tauſend</hi><lb/>
Guineen erhöht hat. Die für das Publikum beſtimm-<lb/>
ten Vergnügungsörter ſind hier, und ich glaube mit<lb/>
Recht, ganz verſchieden von Garten- und Park-An-<lb/>
lagen eines Privatmannes behandelt. Breite Prome-<lb/>
naden, Schatten und abgeſonderte Plätze werden mehr,<lb/>
als Ausſichten und ein großartiges, landſchaftliches<lb/>
Ganze, bezweckt. Die Art, Alleen zu pflanzen, ge-<lb/>
fällt mir. Es wird nämlich ein fünf Fuß breiter<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[9/0033]
mit ſechsfach größern Koſten durch dick und dünne,
durch Berge und Abgründe mit Gewalt zu führen.
Auf dem Rückwege nach Cheltenham kam ich durch
ein großes Dorf, wo ich einen ſogenannten Theegar-
ten zum erſtenmal beſuchte. Die Art, wie hier ein
geringer Raum zu hundert kleinen Niſchen, Bänken,
und pittoresken, oft abentheuerlichen, Sitzen unter
Blumen und Bäumen benutzt wird, iſt merkwürdig
genug, und bildet einen ſeltſamen Contraſt mit dem
Phlegma der bunten Menge, welche die Scene, nicht
ſowohl belebt, als ſtaffirt.
Da es noch ziemlich früh war, als ich die Stadt
wieder erreichte, ſo benutzte ich den ſchönen Abend,
um einige andere Brunnen zu beſuchen, wobei ich
gewahr wurde, daß ich heute früh nur auf den un-
bedeutendſten geſtoßen war. Dieſe Anlagen ſind un-
gemein glänzend, vielfach mit Marmor, aber noch
mehr mit Blumen, Gewächshäuſern und ſchönen
Pflanzungen geſchmückt. Die Spekulationen in Eng-
land ſteigern ſich enorm, ſo bald eine Sache Mode
wird, und dies iſt hier ſo ſehr der Fall, daß ſich bin-
nen fünfzehn Jahren in der Nähe der Stadt der
Preis eines Acre Landes von vierzig auf tauſend
Guineen erhöht hat. Die für das Publikum beſtimm-
ten Vergnügungsörter ſind hier, und ich glaube mit
Recht, ganz verſchieden von Garten- und Park-An-
lagen eines Privatmannes behandelt. Breite Prome-
naden, Schatten und abgeſonderte Plätze werden mehr,
als Ausſichten und ein großartiges, landſchaftliches
Ganze, bezweckt. Die Art, Alleen zu pflanzen, ge-
fällt mir. Es wird nämlich ein fünf Fuß breiter
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe01_1830/33>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.