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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830.

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von Bangor, so wild und schroff, als man es sich
nur wünschen kann, und weite Strecken roth und
gelb blühender Haiden, nebst Farrenkräutern und an-
dern Pflanzen, die in unserm härtern Clima nicht
fortkommen, bekränzen die Felsen, und ersetzen die
Bäume, welche in dieser Höhe nicht mehr gedeihen.
Die größte Mannichfaltigkeit des Gemäldes bewirken
aber die colossalen, wilden und seltsamen Formen der
Berge selbst. Einige sehen wirklich Wolken weit ähn-
licher, als festen Massen. So ist unter andern der
Trivaen mit so sonderbar geformten Basaltsäulen
auf seiner Spitze bedeckt, daß alle Reisende überzeugt
sind, Menschen da oben zu seh'n, die eben den Berg
erstiegen, und nun in die weite Aussicht hineinschauen
-- es sind aber nur die Berggeister, die Merlin auf
ewige Zeiten dahin gebannt.

Geschmackvoll fand ich es, daß sämmtliche Chaussee-
Häuser so ganz im Charakter der Gegend gehalten
waren; aus rohem röthlichen Bruchstein erbaut, mit
Schiefer gedeckt, von einfacher, schwerer Architectur,
und mit eisernen Thoren versehn, deren Gitterwerk
die sich kreuzenden Strahlen zweier Sonnen nach-
ahmt. Der Postboy zeigte mir die Ueberreste eines
alten Druidenschlosses, wohin, wie ich in meinem
Buche nachlese, Caractacus nach seiner Niederlage
bei Caer Caredoc retirirte. Die welsche Sprache klingt
selbst wie Krähengekrächze. Beinahe alle Namen fan-
gen mit C an, welches mit einem Krach-Laut ausge-
sprochen wird, den eine fremde Kehle nicht nachma-
chen kann. Diese Ruine ist jetzt in zwei bis drei be-

von Bangor, ſo wild und ſchroff, als man es ſich
nur wünſchen kann, und weite Strecken roth und
gelb blühender Haiden, nebſt Farrenkräutern und an-
dern Pflanzen, die in unſerm härtern Clima nicht
fortkommen, bekränzen die Felſen, und erſetzen die
Bäume, welche in dieſer Höhe nicht mehr gedeihen.
Die größte Mannichfaltigkeit des Gemäldes bewirken
aber die coloſſalen, wilden und ſeltſamen Formen der
Berge ſelbſt. Einige ſehen wirklich Wolken weit ähn-
licher, als feſten Maſſen. So iſt unter andern der
Trivaen mit ſo ſonderbar geformten Baſaltſäulen
auf ſeiner Spitze bedeckt, daß alle Reiſende überzeugt
ſind, Menſchen da oben zu ſeh’n, die eben den Berg
erſtiegen, und nun in die weite Ausſicht hineinſchauen
— es ſind aber nur die Berggeiſter, die Merlin auf
ewige Zeiten dahin gebannt.

Geſchmackvoll fand ich es, daß ſämmtliche Chauſſee-
Häuſer ſo ganz im Charakter der Gegend gehalten
waren; aus rohem röthlichen Bruchſtein erbaut, mit
Schiefer gedeckt, von einfacher, ſchwerer Architectur,
und mit eiſernen Thoren verſehn, deren Gitterwerk
die ſich kreuzenden Strahlen zweier Sonnen nach-
ahmt. Der Poſtboy zeigte mir die Ueberreſte eines
alten Druidenſchloſſes, wohin, wie ich in meinem
Buche nachleſe, Caractacus nach ſeiner Niederlage
bei Caer Caredoc retirirte. Die welſche Sprache klingt
ſelbſt wie Krähengekrächze. Beinahe alle Namen fan-
gen mit C an, welches mit einem Krach-Laut ausge-
ſprochen wird, den eine fremde Kehle nicht nachma-
chen kann. Dieſe Ruine iſt jetzt in zwei bis drei be-

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[26/0050] von Bangor, ſo wild und ſchroff, als man es ſich nur wünſchen kann, und weite Strecken roth und gelb blühender Haiden, nebſt Farrenkräutern und an- dern Pflanzen, die in unſerm härtern Clima nicht fortkommen, bekränzen die Felſen, und erſetzen die Bäume, welche in dieſer Höhe nicht mehr gedeihen. Die größte Mannichfaltigkeit des Gemäldes bewirken aber die coloſſalen, wilden und ſeltſamen Formen der Berge ſelbſt. Einige ſehen wirklich Wolken weit ähn- licher, als feſten Maſſen. So iſt unter andern der Trivaen mit ſo ſonderbar geformten Baſaltſäulen auf ſeiner Spitze bedeckt, daß alle Reiſende überzeugt ſind, Menſchen da oben zu ſeh’n, die eben den Berg erſtiegen, und nun in die weite Ausſicht hineinſchauen — es ſind aber nur die Berggeiſter, die Merlin auf ewige Zeiten dahin gebannt. Geſchmackvoll fand ich es, daß ſämmtliche Chauſſee- Häuſer ſo ganz im Charakter der Gegend gehalten waren; aus rohem röthlichen Bruchſtein erbaut, mit Schiefer gedeckt, von einfacher, ſchwerer Architectur, und mit eiſernen Thoren verſehn, deren Gitterwerk die ſich kreuzenden Strahlen zweier Sonnen nach- ahmt. Der Poſtboy zeigte mir die Ueberreſte eines alten Druidenſchloſſes, wohin, wie ich in meinem Buche nachleſe, Caractacus nach ſeiner Niederlage bei Caer Caredoc retirirte. Die welſche Sprache klingt ſelbſt wie Krähengekrächze. Beinahe alle Namen fan- gen mit C an, welches mit einem Krach-Laut ausge- ſprochen wird, den eine fremde Kehle nicht nachma- chen kann. Dieſe Ruine iſt jetzt in zwei bis drei be-

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe01_1830/50>, abgerufen am 21.11.2024.