Am Fuße des Rock's of Cashel stehen die eben- falls sehr sehenswerthen Ruinen von Hore Abbey, die, wie man sagt, früher durch einen unterirdischen Gang mit dem Schloß zusammen hing. Man be- wundert hier vorzüglich die schönen Proportionen und vollendeten Zieraten eines großen Fensters, das die Kapelle beleuchtet.
Den 11ten.
Einer der Gentlemen, die ich gestern kennen ge- lernt, Capt. S . . . ., ein Mann von angesehener Familie und verbindlichem Benehmen, bot mir seine Pferde an, um die Ruinen der Abtei von Athassil und des reichen Karl of Landaff Park und Schloß zu besehen. Die vortrefflichen Hunters brachten uns bald an Ort und Stelle, die Gegenstände blieben aber unter meiner Erwartung. Die Abtei ist zwar an sich eine schöne und weitläuftige Ruine, aber ihre Lage, in einem Sumpfe mitten im bebauten Felde, ohne Baum und Strauch, zu unvortheilhaft, um einen malerischen Effekt machen zu können. Der Park des Lords ist ebenfalls, zwar von außer- ordentlichem Umfang, nämlich 2800 Acres groß, aber ohne irgend etwas Ausgezeichnetes. Der Baum- wuchs ist nicht der beste, Wasser fehlt so gut wie ganz, und das modern gothische, lichtblau ange- strichne Schloß schien mir abscheulich. Der Besitzer selbst ist ein, noch im siebzigsten Jahre schöner, und
Am Fuße des Rock’s of Caſhel ſtehen die eben- falls ſehr ſehenswerthen Ruinen von Hore Abbey, die, wie man ſagt, früher durch einen unterirdiſchen Gang mit dem Schloß zuſammen hing. Man be- wundert hier vorzüglich die ſchönen Proportionen und vollendeten Zieraten eines großen Fenſters, das die Kapelle beleuchtet.
Den 11ten.
Einer der Gentlemen, die ich geſtern kennen ge- lernt, Capt. S . . . ., ein Mann von angeſehener Familie und verbindlichem Benehmen, bot mir ſeine Pferde an, um die Ruinen der Abtei von Athaſſil und des reichen Karl of Landaff Park und Schloß zu beſehen. Die vortrefflichen Hunters brachten uns bald an Ort und Stelle, die Gegenſtände blieben aber unter meiner Erwartung. Die Abtei iſt zwar an ſich eine ſchöne und weitläuftige Ruine, aber ihre Lage, in einem Sumpfe mitten im bebauten Felde, ohne Baum und Strauch, zu unvortheilhaft, um einen maleriſchen Effekt machen zu können. Der Park des Lords iſt ebenfalls, zwar von außer- ordentlichem Umfang, nämlich 2800 Acres groß, aber ohne irgend etwas Ausgezeichnetes. Der Baum- wuchs iſt nicht der beſte, Waſſer fehlt ſo gut wie ganz, und das modern gothiſche, lichtblau ange- ſtrichne Schloß ſchien mir abſcheulich. Der Beſitzer ſelbſt iſt ein, noch im ſiebzigſten Jahre ſchöner, und
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Am Fuße des Rock’s of Caſhel ſtehen die eben-
falls ſehr ſehenswerthen Ruinen von Hore Abbey,
die, wie man ſagt, früher durch einen unterirdiſchen
Gang mit dem Schloß zuſammen hing. Man be-
wundert hier vorzüglich die ſchönen Proportionen und
vollendeten Zieraten eines großen Fenſters, das die
Kapelle beleuchtet.
Den 11ten.
Einer der Gentlemen, die ich geſtern kennen ge-
lernt, Capt. S . . . ., ein Mann von angeſehener
Familie und verbindlichem Benehmen, bot mir ſeine
Pferde an, um die Ruinen der Abtei von Athaſſil
und des reichen Karl of Landaff Park und Schloß
zu beſehen. Die vortrefflichen Hunters brachten uns
bald an Ort und Stelle, die Gegenſtände blieben
aber unter meiner Erwartung. Die Abtei iſt zwar
an ſich eine ſchöne und weitläuftige Ruine, aber
ihre Lage, in einem Sumpfe mitten im bebauten
Felde, ohne Baum und Strauch, zu unvortheilhaft,
um einen maleriſchen Effekt machen zu können.
Der Park des Lords iſt ebenfalls, zwar von außer-
ordentlichem Umfang, nämlich 2800 Acres groß,
aber ohne irgend etwas Ausgezeichnetes. Der Baum-
wuchs iſt nicht der beſte, Waſſer fehlt ſo gut wie
ganz, und das modern gothiſche, lichtblau ange-
ſtrichne Schloß ſchien mir abſcheulich. Der Beſitzer
ſelbſt iſt ein, noch im ſiebzigſten Jahre ſchöner, und
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/107>, abgerufen am 23.11.2024.
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