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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830.

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geschehen, da Visiten allein Vormittags gestattet sind)
welches mir den Aufenthalt in Dublin weit angeneh-
mer macht, als ich hoffen durfte. Um Mitter-
nacht werde ich zwar immer sehr geschmält, viel
zu lange geblieben zu seyn, aber dem Unver-
besserlichen wird doch jedesmal nachher wieder ver-
ziehen.

Nach den Tableaux magnetisirte ich die Aelteste,
welche öfters an Kopfweh leidet. Du weißt, daß
mir schon oft diese Curen gelungen sind. An der
Verwandtschaft des Magnetismus mit der Elektrizi-
tät zweifelte ich wahrlich nicht, wenn ich mit den
Fingerspitzen den Saum ihres Kleides berührte, oder
über die äußersten Enden ihrer seidnen Locken strich,
die knisternden Funken von sich zu sprühen schienen.
Diese Aelteste, affligee de 18. aug. hat braune
Augen und Haare von einem ganz seltsamen Aus-
druck, und Beschaffenheit. Die Letztern participi-
ren vom Feurigen ohne roth zu seyn, und in
den ersten ruht eine feuchte Gluth, über die
sich gleichfalls oft ein wahrer röthlicher Feuer-
schein hinzieht, doch immer bleibt es nur Gluth,
kein aufflackerndes Flammenblitzen, wie es die fun-
kelnden Augen der kleinen Wilden oft erleuchtet.
Denn bei dieser ist alles Flamme, und unter dem
mädchenhaften Erröthen bricht oft die Determinirt-
heit und der Muth eines Knaben hervor. Unvor-
sichtig und vom Augenblick hingerissen, erlaubt sie
sich sogar manchmal zu große Vivacitäten, die aber,

Briefe eines Verstorbenen. II. 12

geſchehen, da Viſiten allein Vormittags geſtattet ſind)
welches mir den Aufenthalt in Dublin weit angeneh-
mer macht, als ich hoffen durfte. Um Mitter-
nacht werde ich zwar immer ſehr geſchmält, viel
zu lange geblieben zu ſeyn, aber dem Unver-
beſſerlichen wird doch jedesmal nachher wieder ver-
ziehen.

Nach den Tableaux magnetiſirte ich die Aelteſte,
welche öfters an Kopfweh leidet. Du weißt, daß
mir ſchon oft dieſe Curen gelungen ſind. An der
Verwandtſchaft des Magnetismus mit der Elektrizi-
tät zweifelte ich wahrlich nicht, wenn ich mit den
Fingerſpitzen den Saum ihres Kleides berührte, oder
über die äußerſten Enden ihrer ſeidnen Locken ſtrich,
die kniſternden Funken von ſich zu ſprühen ſchienen.
Dieſe Aelteſte, affligee de 18. aug. hat braune
Augen und Haare von einem ganz ſeltſamen Aus-
druck, und Beſchaffenheit. Die Letztern participi-
ren vom Feurigen ohne roth zu ſeyn, und in
den erſten ruht eine feuchte Gluth, über die
ſich gleichfalls oft ein wahrer röthlicher Feuer-
ſchein hinzieht, doch immer bleibt es nur Gluth,
kein aufflackerndes Flammenblitzen, wie es die fun-
kelnden Augen der kleinen Wilden oft erleuchtet.
Denn bei dieſer iſt alles Flamme, und unter dem
mädchenhaften Erröthen bricht oft die Determinirt-
heit und der Muth eines Knaben hervor. Unvor-
ſichtig und vom Augenblick hingeriſſen, erlaubt ſie
ſich ſogar manchmal zu große Vivacitäten, die aber,

Briefe eines Verſtorbenen. II. 12
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[177/0199] geſchehen, da Viſiten allein Vormittags geſtattet ſind) welches mir den Aufenthalt in Dublin weit angeneh- mer macht, als ich hoffen durfte. Um Mitter- nacht werde ich zwar immer ſehr geſchmält, viel zu lange geblieben zu ſeyn, aber dem Unver- beſſerlichen wird doch jedesmal nachher wieder ver- ziehen. Nach den Tableaux magnetiſirte ich die Aelteſte, welche öfters an Kopfweh leidet. Du weißt, daß mir ſchon oft dieſe Curen gelungen ſind. An der Verwandtſchaft des Magnetismus mit der Elektrizi- tät zweifelte ich wahrlich nicht, wenn ich mit den Fingerſpitzen den Saum ihres Kleides berührte, oder über die äußerſten Enden ihrer ſeidnen Locken ſtrich, die kniſternden Funken von ſich zu ſprühen ſchienen. Dieſe Aelteſte, affligee de 18. aug. hat braune Augen und Haare von einem ganz ſeltſamen Aus- druck, und Beſchaffenheit. Die Letztern participi- ren vom Feurigen ohne roth zu ſeyn, und in den erſten ruht eine feuchte Gluth, über die ſich gleichfalls oft ein wahrer röthlicher Feuer- ſchein hinzieht, doch immer bleibt es nur Gluth, kein aufflackerndes Flammenblitzen, wie es die fun- kelnden Augen der kleinen Wilden oft erleuchtet. Denn bei dieſer iſt alles Flamme, und unter dem mädchenhaften Erröthen bricht oft die Determinirt- heit und der Muth eines Knaben hervor. Unvor- ſichtig und vom Augenblick hingeriſſen, erlaubt ſie ſich ſogar manchmal zu große Vivacitäten, die aber, Briefe eines Verſtorbenen. II. 12

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/199>, abgerufen am 22.11.2024.