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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830.

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die berühmte, gefeierte, vergötterte Miß Oneil von
London zurückkam, um einige Gastrollen zu geben
-- war auch sogleich der durch sie verbreitete Zauber
so groß, daß nicht nur das ganze Publikum sich wie
im Rausch und Taumel befand, sondern mehrere Da-
men ohnmächtig hinausgetragen werden mußten, und
Eine, über den Anblick der Raserei Belvedeira's
wirklich närrisch wurde, und im Toll-
hause starb
. *) Wahrlich, bei solchen Erfahrun-
gen wird Einem der Enthusiasmus der Menge fast
ekelhaft!

Diese große Schauspielerin zeichnete sich auch im-
mer durch einen höchst liebenswürdigen Charakter
aus, und erhielt fortwährend allein ihre Familie,
selbst zur Zeit ihrer größten Dürftigkeit. Auf einem
kleinen Privattheater in der Provinz war sie zum
erstenmale aufgetreten. Dieses sollte geschlossen und
dabei noch eine feierliche Vorstellung, von den vor-
züglichsten Dilettanten, gegeben werden, deren Ertrag
für die Armen der Provinz bestimmt war. Man
schrieb an Miß Oneil nach England, und bat sie, die
hier zuerst ihre Kräfte versucht, auch die letzte Dar-
stellung durch ihre, jetzt von allen drei Königreichen
bewunderte Kunst, zu verherrlichen; jede Bedingung
die sie mache, werde man eingehen. Miß Oneil er-

*) Ohne Zweifel als Opfer der Nemesis, für den frühe-
ren Stumpfsinn der Uebrigen.
A. d. H.

die berühmte, gefeierte, vergötterte Miß Oneil von
London zurückkam, um einige Gaſtrollen zu geben
— war auch ſogleich der durch ſie verbreitete Zauber
ſo groß, daß nicht nur das ganze Publikum ſich wie
im Rauſch und Taumel befand, ſondern mehrere Da-
men ohnmächtig hinausgetragen werden mußten, und
Eine, über den Anblick der Raſerei Belvedeira’s
wirklich närriſch wurde, und im Toll-
hauſe ſtarb
. *) Wahrlich, bei ſolchen Erfahrun-
gen wird Einem der Enthuſiasmus der Menge faſt
ekelhaft!

Dieſe große Schauſpielerin zeichnete ſich auch im-
mer durch einen höchſt liebenswürdigen Charakter
aus, und erhielt fortwährend allein ihre Familie,
ſelbſt zur Zeit ihrer größten Dürftigkeit. Auf einem
kleinen Privattheater in der Provinz war ſie zum
erſtenmale aufgetreten. Dieſes ſollte geſchloſſen und
dabei noch eine feierliche Vorſtellung, von den vor-
züglichſten Dilettanten, gegeben werden, deren Ertrag
für die Armen der Provinz beſtimmt war. Man
ſchrieb an Miß Oneil nach England, und bat ſie, die
hier zuerſt ihre Kräfte verſucht, auch die letzte Dar-
ſtellung durch ihre, jetzt von allen drei Königreichen
bewunderte Kunſt, zu verherrlichen; jede Bedingung
die ſie mache, werde man eingehen. Miß Oneil er-

*) Ohne Zweifel als Opfer der Nemeſis, für den frühe-
ren Stumpfſinn der Uebrigen.
A. d. H.
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[203/0225] die berühmte, gefeierte, vergötterte Miß Oneil von London zurückkam, um einige Gaſtrollen zu geben — war auch ſogleich der durch ſie verbreitete Zauber ſo groß, daß nicht nur das ganze Publikum ſich wie im Rauſch und Taumel befand, ſondern mehrere Da- men ohnmächtig hinausgetragen werden mußten, und Eine, über den Anblick der Raſerei Belvedeira’s wirklich närriſch wurde, und im Toll- hauſe ſtarb. *) Wahrlich, bei ſolchen Erfahrun- gen wird Einem der Enthuſiasmus der Menge faſt ekelhaft! Dieſe große Schauſpielerin zeichnete ſich auch im- mer durch einen höchſt liebenswürdigen Charakter aus, und erhielt fortwährend allein ihre Familie, ſelbſt zur Zeit ihrer größten Dürftigkeit. Auf einem kleinen Privattheater in der Provinz war ſie zum erſtenmale aufgetreten. Dieſes ſollte geſchloſſen und dabei noch eine feierliche Vorſtellung, von den vor- züglichſten Dilettanten, gegeben werden, deren Ertrag für die Armen der Provinz beſtimmt war. Man ſchrieb an Miß Oneil nach England, und bat ſie, die hier zuerſt ihre Kräfte verſucht, auch die letzte Dar- ſtellung durch ihre, jetzt von allen drei Königreichen bewunderte Kunſt, zu verherrlichen; jede Bedingung die ſie mache, werde man eingehen. Miß Oneil er- *) Ohne Zweifel als Opfer der Nemeſis, für den frühe- ren Stumpfſinn der Uebrigen. A. d. H.

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/225>, abgerufen am 22.11.2024.