Doch hinter jenem schwarzen Schleier Erhellt die Nacht ein goldner Blick -- Ist es der Mond in sanfter Feier, Oder der Sonne Abschiedsblick?
Dover den 1sten Januar.
Der Bock der Mail ist mein Thron geworden, von dem ich auch zuweilen regiere, und die Zügel vier ra- scher Rosse sehr gut zu führen weiß. Stolz über- schaue ich dann das Land, flüchtig eile ich vor- wärts, (was nicht alle Regierer von sich rühmen können) und dennoch wünsche ich mir manchmal Flü- gel -- nur um noch schneller bei Dir zu seyn.
In London that ich den ganzen Morgen nichts als, Deinem Befehl gemäß, eine würdige Gema- lin -- für Francis aufzusuchen, aber die ächten Blenheim-Spaniels sind verzweifelt rar. Was ich auch sah, es paßte nicht. -- Entweder waren die Ohren zu lang, oder zu kurz; die Beine zu krumm, oder zu auswärts; das Fell zu bunt, oder nicht reich genug gefleckt; der Humor zu bissig, oder zu schläfrig -- kurzum, ich mußte bald von der unnützen Jagd abstehen.
Als ich in Canterbury ankam, flaggten alle Thürme zum Neujahrstage, ich aber feierte ihn noch herrli- cher in der stolzesten und schönsten aller englischen
Doch hinter jenem ſchwarzen Schleier Erhellt die Nacht ein goldner Blick — Iſt es der Mond in ſanfter Feier, Oder der Sonne Abſchiedsblick?
Dover den 1ſten Januar.
Der Bock der Mail iſt mein Thron geworden, von dem ich auch zuweilen regiere, und die Zügel vier ra- ſcher Roſſe ſehr gut zu führen weiß. Stolz über- ſchaue ich dann das Land, flüchtig eile ich vor- wärts, (was nicht alle Regierer von ſich rühmen können) und dennoch wünſche ich mir manchmal Flü- gel — nur um noch ſchneller bei Dir zu ſeyn.
In London that ich den ganzen Morgen nichts als, Deinem Befehl gemäß, eine würdige Gema- lin — für Francis aufzuſuchen, aber die ächten Blenheim-Spaniels ſind verzweifelt rar. Was ich auch ſah, es paßte nicht. — Entweder waren die Ohren zu lang, oder zu kurz; die Beine zu krumm, oder zu auswärts; das Fell zu bunt, oder nicht reich genug gefleckt; der Humor zu biſſig, oder zu ſchläfrig — kurzum, ich mußte bald von der unnützen Jagd abſtehen.
Als ich in Canterbury ankam, flaggten alle Thürme zum Neujahrstage, ich aber feierte ihn noch herrli- cher in der ſtolzeſten und ſchönſten aller engliſchen
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Doch hinter jenem ſchwarzen Schleier
Erhellt die Nacht ein goldner Blick —
Iſt es der Mond in ſanfter Feier,
Oder der Sonne Abſchiedsblick?
Dover den 1ſten Januar.
Der Bock der Mail iſt mein Thron geworden, von
dem ich auch zuweilen regiere, und die Zügel vier ra-
ſcher Roſſe ſehr gut zu führen weiß. Stolz über-
ſchaue ich dann das Land, flüchtig eile ich vor-
wärts, (was nicht alle Regierer von ſich rühmen
können) und dennoch wünſche ich mir manchmal Flü-
gel — nur um noch ſchneller bei Dir zu ſeyn.
In London that ich den ganzen Morgen nichts
als, Deinem Befehl gemäß, eine würdige Gema-
lin — für Francis aufzuſuchen, aber die ächten
Blenheim-Spaniels ſind verzweifelt rar. Was ich
auch ſah, es paßte nicht. — Entweder waren die
Ohren zu lang, oder zu kurz; die Beine zu krumm,
oder zu auswärts; das Fell zu bunt, oder nicht
reich genug gefleckt; der Humor zu biſſig, oder zu
ſchläfrig — kurzum, ich mußte bald von der unnützen
Jagd abſtehen.
Als ich in Canterbury ankam, flaggten alle Thürme
zum Neujahrstage, ich aber feierte ihn noch herrli-
cher in der ſtolzeſten und ſchönſten aller engliſchen
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/328>, abgerufen am 22.11.2024.
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