tirt. Alles in der niedlichen Composition ist voll Leben, Laune und Bewegung, und die Wahrheit der Formen und Korrektheit der Zeichnung mei- sterhaft.
Der Altar, zwölf Göttern zugleich gewidmet, sieht einem christlichen Taufbecken ähnlich. Die Hautre- liefs der zwölf Gottheitsbüsten umgeben den Rand des Beckens, gleich einem schönen Kranz. Die Ar- beit ist vorzüglich, und die Erhaltung läßt wenig zu wünschen übrig. Die Götter sind in folgender Ord- nung gereiht: Jupiter, Minerva, Apollo, Juno, Neptun, Vulcan, Mercur, Vesta, Ceres, Diana, alle einzeln, zuletzt Mars und Venus vereinigt durch Amor. Es wundert mich, daß man diese geschmack- volle Idee noch nicht im Kleinen für die Bazars der Damen, in Alabaster, Porcellain oder Cristall aus- geführt hat, wie die bekannten Tauben und andere Kunstgegenstände. Nichts könnte sich besser dazu eignen, und doch war nicht einaml bei Jaquet, (dem Nachfolger Getti's mouleur du Musee) ein Gypsab- guß davon zu finden, eben so wenig wie von den meisten der angeführten Werke, blos weil diese nicht zu den berühmtesten gehören, unter welchen berühm- testen doch einige recht wenig anziehende sind. Die Menschen sind gar zu sehr comme les moutons de Panurge. Sie folgen blos der Autorität, und las- sen sich von dieser nur vorschreiben, was ihnen gefallen soll.
In der Gemäldegallerie würden die erzwungenen Restitutionen ebenfalls weniger bemerkbar seyn, wenn
tirt. Alles in der niedlichen Compoſition iſt voll Leben, Laune und Bewegung, und die Wahrheit der Formen und Korrektheit der Zeichnung mei- ſterhaft.
Der Altar, zwölf Göttern zugleich gewidmet, ſieht einem chriſtlichen Taufbecken ähnlich. Die Hautre- liefs der zwölf Gottheitsbüſten umgeben den Rand des Beckens, gleich einem ſchönen Kranz. Die Ar- beit iſt vorzüglich, und die Erhaltung läßt wenig zu wünſchen übrig. Die Götter ſind in folgender Ord- nung gereiht: Jupiter, Minerva, Apollo, Juno, Neptun, Vulcan, Mercur, Veſta, Ceres, Diana, alle einzeln, zuletzt Mars und Venus vereinigt durch Amor. Es wundert mich, daß man dieſe geſchmack- volle Idee noch nicht im Kleinen für die Bazars der Damen, in Alabaſter, Porcellain oder Criſtall aus- geführt hat, wie die bekannten Tauben und andere Kunſtgegenſtände. Nichts könnte ſich beſſer dazu eignen, und doch war nicht einaml bei Jaquet, (dem Nachfolger Getti’s mouleur du Musée) ein Gypsab- guß davon zu finden, eben ſo wenig wie von den meiſten der angeführten Werke, blos weil dieſe nicht zu den berühmteſten gehören, unter welchen berühm- teſten doch einige recht wenig anziehende ſind. Die Menſchen ſind gar zu ſehr comme les moutons de Panurge. Sie folgen blos der Autorität, und laſ- ſen ſich von dieſer nur vorſchreiben, was ihnen gefallen ſoll.
In der Gemäldegallerie würden die erzwungenen Reſtitutionen ebenfalls weniger bemerkbar ſeyn, wenn
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tirt. Alles in der niedlichen Compoſition iſt voll
Leben, Laune und Bewegung, und die Wahrheit
der Formen und Korrektheit der Zeichnung mei-
ſterhaft.
Der Altar, zwölf Göttern zugleich gewidmet, ſieht
einem chriſtlichen Taufbecken ähnlich. Die Hautre-
liefs der zwölf Gottheitsbüſten umgeben den Rand
des Beckens, gleich einem ſchönen Kranz. Die Ar-
beit iſt vorzüglich, und die Erhaltung läßt wenig zu
wünſchen übrig. Die Götter ſind in folgender Ord-
nung gereiht: Jupiter, Minerva, Apollo, Juno,
Neptun, Vulcan, Mercur, Veſta, Ceres, Diana,
alle einzeln, zuletzt Mars und Venus vereinigt durch
Amor. Es wundert mich, daß man dieſe geſchmack-
volle Idee noch nicht im Kleinen für die Bazars der
Damen, in Alabaſter, Porcellain oder Criſtall aus-
geführt hat, wie die bekannten Tauben und andere
Kunſtgegenſtände. Nichts könnte ſich beſſer dazu
eignen, und doch war nicht einaml bei Jaquet, (dem
Nachfolger Getti’s mouleur du Musée) ein Gypsab-
guß davon zu finden, eben ſo wenig wie von den
meiſten der angeführten Werke, blos weil dieſe nicht
zu den berühmteſten gehören, unter welchen berühm-
teſten doch einige recht wenig anziehende ſind. Die
Menſchen ſind gar zu ſehr comme les moutons de
Panurge. Sie folgen blos der Autorität, und laſ-
ſen ſich von dieſer nur vorſchreiben, was ihnen
gefallen ſoll.
In der Gemäldegallerie würden die erzwungenen
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/368>, abgerufen am 22.11.2024.
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