Es ist gewiß eine schöne Sache in Paris, einen solchen Spaziergang, wie das Museum bietet, täg- lich zu seiner Disposition zu haben und, um dem Regen oder Schnee zu entgehen, in den Sälen der Götter und unter den Schöpfungen des Genius um- her wandeln zu dürfen! Vive le Roi! für diese Li- beralität gegen Alle.
Nachdem ich meinen Vormittag in den Prachtsälen zugebracht, und auch das neue Aegyptische Museum gesehen, von dem ich Dich später unterhalten werde, fand ich zufällig, beim Essen, eine interessante Ge- sellschaft an einem General de l'Empire, dessen Unterhaltung ich dem Theater heute vorzog. Er er- zählte mir als Augen- und Ohrenzeuge eine Menge
Acht und vierzigſter Brief.
Paris, den 20ſten Januar 1829.
Geliebte Julie.
Es iſt gewiß eine ſchöne Sache in Paris, einen ſolchen Spaziergang, wie das Muſeum bietet, täg- lich zu ſeiner Dispoſition zu haben und, um dem Regen oder Schnee zu entgehen, in den Sälen der Götter und unter den Schöpfungen des Genius um- her wandeln zu dürfen! Vive le Roi! für dieſe Li- beralität gegen Alle.
Nachdem ich meinen Vormittag in den Prachtſälen zugebracht, und auch das neue Aegyptiſche Muſeum geſehen, von dem ich Dich ſpäter unterhalten werde, fand ich zufällig, beim Eſſen, eine intereſſante Ge- ſellſchaft an einem General de l’Empire, deſſen Unterhaltung ich dem Theater heute vorzog. Er er- zählte mir als Augen- und Ohrenzeuge eine Menge
<TEI><text><body><pbfacs="#f0374"n="[352]"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="1"><head><hirendition="#b">Acht und vierzigſter Brief.</hi></head><lb/><divn="2"><opener><dateline><hirendition="#et">Paris, den 20<hirendition="#sup">ſten</hi> Januar 1829.</hi></dateline><lb/><salute>Geliebte <hirendition="#aq">Julie.</hi></salute></opener><lb/><p>Es iſt gewiß eine ſchöne Sache in Paris, einen<lb/>ſolchen Spaziergang, wie das Muſeum bietet, täg-<lb/>
lich zu ſeiner Dispoſition zu haben und, um dem<lb/>
Regen oder Schnee zu entgehen, in den Sälen der<lb/>
Götter und unter den Schöpfungen des Genius um-<lb/>
her wandeln zu dürfen! <hirendition="#aq">Vive le Roi!</hi> für dieſe Li-<lb/>
beralität gegen Alle.</p><lb/><p>Nachdem ich meinen Vormittag in den Prachtſälen<lb/>
zugebracht, und auch das neue Aegyptiſche Muſeum<lb/>
geſehen, von dem ich Dich ſpäter unterhalten werde,<lb/>
fand ich zufällig, beim Eſſen, eine intereſſante Ge-<lb/>ſellſchaft an einem General <hirendition="#g"><hirendition="#aq">de l’Empire,</hi></hi> deſſen<lb/>
Unterhaltung ich dem Theater heute vorzog. Er er-<lb/>
zählte mir als Augen- und Ohrenzeuge eine Menge<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[[352]/0374]
Acht und vierzigſter Brief.
Paris, den 20ſten Januar 1829.
Geliebte Julie.
Es iſt gewiß eine ſchöne Sache in Paris, einen
ſolchen Spaziergang, wie das Muſeum bietet, täg-
lich zu ſeiner Dispoſition zu haben und, um dem
Regen oder Schnee zu entgehen, in den Sälen der
Götter und unter den Schöpfungen des Genius um-
her wandeln zu dürfen! Vive le Roi! für dieſe Li-
beralität gegen Alle.
Nachdem ich meinen Vormittag in den Prachtſälen
zugebracht, und auch das neue Aegyptiſche Muſeum
geſehen, von dem ich Dich ſpäter unterhalten werde,
fand ich zufällig, beim Eſſen, eine intereſſante Ge-
ſellſchaft an einem General de l’Empire, deſſen
Unterhaltung ich dem Theater heute vorzog. Er er-
zählte mir als Augen- und Ohrenzeuge eine Menge
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. [352]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/374>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.