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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830.

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Kinder nun zum Gastmal zu führen, das im Neben-
hause bereitet sey. Sinnend bleibt er selbst stehen,
und sein Monolog verräth uns, daß alles Glück,
alle Ehre und Liebe, die ihn umgäben, den Fluch der
ihn verfolge, doch nicht heben könnten, ja ihn nur
noch empfindlicher machten! Er überläßt sich dem
tiefsten Kummer, dessen Ursache aber unbekannt
bleibt. Sein alter Diener tritt ein, und in einer
kurzen Unterhaltung erfährt man, daß dieser allein
um alles Vergangne wisse, die Befürchtungen seines
Herren aber für chimärisch halte, indem er ihn mit
der Versicherung zu beruhigen sucht, daß sein Ge-
heimniß ja ganz sicher, und jede Entdeckung fast
unmöglich sey. Die Tochter kehrt jetzt mit ihrer
Amme zurück, und bittet den Vater um Erlaubniß,
auch ihre Freundinnen zum Feste abholen zu dürfen.
Eine zärtliche Scene folgt, wo der Vater sich an den
so herrlich aufgeblühten Reizen der Tochter weidet,
und sie endlich mit einer feierlichen Umarmung ent-
läßt, in einer Bewegung, die nur dem alten Diener
verständlich ist. Noch in der Thür begegnet sie dem
Vater des jungen Barons der, reich gekleidet und
von seinem Gefolge begleitet, erscheint. Vandryk
empfängt ihn mit großer Ehrfurcht, die Familiarität
und Freundschaft des Barons fast abwehrend, bis
dieser seine Lobeserhebungen und Achtungsbezeigun-
gen gegen Vandryk damit beschließt, daß er, ob-
gleich er einer der reichsten und angesehensten Edel-
leute im Lande ist, für seinen Sohn um Vandryk's
Tochter anhält. Dieser erklärt in der höchsten Agi-

Kinder nun zum Gaſtmal zu führen, das im Neben-
hauſe bereitet ſey. Sinnend bleibt er ſelbſt ſtehen,
und ſein Monolog verräth uns, daß alles Glück,
alle Ehre und Liebe, die ihn umgäben, den Fluch der
ihn verfolge, doch nicht heben könnten, ja ihn nur
noch empfindlicher machten! Er überläßt ſich dem
tiefſten Kummer, deſſen Urſache aber unbekannt
bleibt. Sein alter Diener tritt ein, und in einer
kurzen Unterhaltung erfährt man, daß dieſer allein
um alles Vergangne wiſſe, die Befürchtungen ſeines
Herren aber für chimäriſch halte, indem er ihn mit
der Verſicherung zu beruhigen ſucht, daß ſein Ge-
heimniß ja ganz ſicher, und jede Entdeckung faſt
unmöglich ſey. Die Tochter kehrt jetzt mit ihrer
Amme zurück, und bittet den Vater um Erlaubniß,
auch ihre Freundinnen zum Feſte abholen zu dürfen.
Eine zärtliche Scene folgt, wo der Vater ſich an den
ſo herrlich aufgeblühten Reizen der Tochter weidet,
und ſie endlich mit einer feierlichen Umarmung ent-
läßt, in einer Bewegung, die nur dem alten Diener
verſtändlich iſt. Noch in der Thür begegnet ſie dem
Vater des jungen Barons der, reich gekleidet und
von ſeinem Gefolge begleitet, erſcheint. Vandryk
empfängt ihn mit großer Ehrfurcht, die Familiarität
und Freundſchaft des Barons faſt abwehrend, bis
dieſer ſeine Lobeserhebungen und Achtungsbezeigun-
gen gegen Vandryk damit beſchließt, daß er, ob-
gleich er einer der reichſten und angeſehenſten Edel-
leute im Lande iſt, für ſeinen Sohn um Vandryk’s
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[362/0384] Kinder nun zum Gaſtmal zu führen, das im Neben- hauſe bereitet ſey. Sinnend bleibt er ſelbſt ſtehen, und ſein Monolog verräth uns, daß alles Glück, alle Ehre und Liebe, die ihn umgäben, den Fluch der ihn verfolge, doch nicht heben könnten, ja ihn nur noch empfindlicher machten! Er überläßt ſich dem tiefſten Kummer, deſſen Urſache aber unbekannt bleibt. Sein alter Diener tritt ein, und in einer kurzen Unterhaltung erfährt man, daß dieſer allein um alles Vergangne wiſſe, die Befürchtungen ſeines Herren aber für chimäriſch halte, indem er ihn mit der Verſicherung zu beruhigen ſucht, daß ſein Ge- heimniß ja ganz ſicher, und jede Entdeckung faſt unmöglich ſey. Die Tochter kehrt jetzt mit ihrer Amme zurück, und bittet den Vater um Erlaubniß, auch ihre Freundinnen zum Feſte abholen zu dürfen. Eine zärtliche Scene folgt, wo der Vater ſich an den ſo herrlich aufgeblühten Reizen der Tochter weidet, und ſie endlich mit einer feierlichen Umarmung ent- läßt, in einer Bewegung, die nur dem alten Diener verſtändlich iſt. Noch in der Thür begegnet ſie dem Vater des jungen Barons der, reich gekleidet und von ſeinem Gefolge begleitet, erſcheint. Vandryk empfängt ihn mit großer Ehrfurcht, die Familiarität und Freundſchaft des Barons faſt abwehrend, bis dieſer ſeine Lobeserhebungen und Achtungsbezeigun- gen gegen Vandryk damit beſchließt, daß er, ob- gleich er einer der reichſten und angeſehenſten Edel- leute im Lande iſt, für ſeinen Sohn um Vandryk’s Tochter anhält. Dieſer erklärt in der höchſten Agi-

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/384>, abgerufen am 22.11.2024.