Mein Reich ist das Meer, Und prachtvoll mein Schloß. Komm Maurice Adair, Komm schwing dich auf's Roß. Das Seepferd, horch! schnaubet, Und harret auf Dich, Der das Herz mir geraubet Nun herrscht über mich! So komm denn, und eile, Geschmückt ist der Saal, -- Nicht länger mehr weile -- Und sey mein Gemahl! --
Es scheint, daß Maurice dieser eindringenden Ein- ladung mit nicht weniger Empressement entgegen kam, denn, obgleich seine alte Mutter, die ebenfalls seit einer halben Stunde, wie rasend, umherspringen mußte, und schon beide Holzschuhe, nebst mehreren der wesentlichsten Kleidungsstücke verloren hatte -- ihren letzten Athem anstrengte, ihm kläglich nachzu- rufen, doch um Gottes und St. Patricks Willen kei- nen Fisch zu heirathen, -- obgleich sie, als letztes Argument, selbst anführte, daß sie ja künftig nicht einmal mehr Stockfisch mit zerlassener Butter essen könne, ohne fürchten zu müssen, vielleicht ihren eignen Enkel zu verspeisen -- so war doch Alles umsonst! -- "halb zog sie ihn, halb sank er hin" und als der wundervolle Ton verhallte, und alle Tänzer er- mattet Luft schöpften, hatte bereits eine hohe Welle, welche während der ganzen Zeit hinter ihnen gestan- den (wahrscheinlich das erwähnte Leibroß der Köni-
Mein Reich iſt das Meer, Und prachtvoll mein Schloß. Komm Maurice Adair, Komm ſchwing dich auf’s Roß. Das Seepferd, horch! ſchnaubet, Und harret auf Dich, Der das Herz mir geraubet Nun herrſcht über mich! So komm denn, und eile, Geſchmückt iſt der Saal, — Nicht länger mehr weile — Und ſey mein Gemahl! —
Es ſcheint, daß Maurice dieſer eindringenden Ein- ladung mit nicht weniger Empreſſement entgegen kam, denn, obgleich ſeine alte Mutter, die ebenfalls ſeit einer halben Stunde, wie raſend, umherſpringen mußte, und ſchon beide Holzſchuhe, nebſt mehreren der weſentlichſten Kleidungsſtücke verloren hatte — ihren letzten Athem anſtrengte, ihm kläglich nachzu- rufen, doch um Gottes und St. Patricks Willen kei- nen Fiſch zu heirathen, — obgleich ſie, als letztes Argument, ſelbſt anführte, daß ſie ja künftig nicht einmal mehr Stockfiſch mit zerlaſſener Butter eſſen könne, ohne fürchten zu müſſen, vielleicht ihren eignen Enkel zu verſpeiſen — ſo war doch Alles umſonſt! — „halb zog ſie ihn, halb ſank er hin“ und als der wundervolle Ton verhallte, und alle Tänzer er- mattet Luft ſchöpften, hatte bereits eine hohe Welle, welche während der ganzen Zeit hinter ihnen geſtan- den (wahrſcheinlich das erwähnte Leibroß der Köni-
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Mein Reich iſt das Meer,
Und prachtvoll mein Schloß.
Komm Maurice Adair,
Komm ſchwing dich auf’s Roß.
Das Seepferd, horch! ſchnaubet,
Und harret auf Dich,
Der das Herz mir geraubet
Nun herrſcht über mich!
So komm denn, und eile,
Geſchmückt iſt der Saal, —
Nicht länger mehr weile —
Und ſey mein Gemahl! —
Es ſcheint, daß Maurice dieſer eindringenden Ein-
ladung mit nicht weniger Empreſſement entgegen kam,
denn, obgleich ſeine alte Mutter, die ebenfalls ſeit
einer halben Stunde, wie raſend, umherſpringen
mußte, und ſchon beide Holzſchuhe, nebſt mehreren
der weſentlichſten Kleidungsſtücke verloren hatte —
ihren letzten Athem anſtrengte, ihm kläglich nachzu-
rufen, doch um Gottes und St. Patricks Willen kei-
nen Fiſch zu heirathen, — obgleich ſie, als letztes
Argument, ſelbſt anführte, daß ſie ja künftig nicht
einmal mehr Stockfiſch mit zerlaſſener Butter eſſen
könne, ohne fürchten zu müſſen, vielleicht ihren eignen
Enkel zu verſpeiſen — ſo war doch Alles umſonſt!
— „halb zog ſie ihn, halb ſank er hin“ und als der
wundervolle Ton verhallte, und alle Tänzer er-
mattet Luft ſchöpften, hatte bereits eine hohe Welle,
welche während der ganzen Zeit hinter ihnen geſtan-
den (wahrſcheinlich das erwähnte Leibroß der Köni-
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/74>, abgerufen am 22.11.2024.
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