Der Park ist bedeutend groß, aber von einer stö- renden Menge Zäune durchschnitten, um Schafen, Kühen, Pferden und Hirschen, jeder Thierart ihr ei- genes Terrain anzuweisen. Von den letztern sind 4 -- 500 Stück hier vorhanden, die, wie eine zahme Heerde, fast immer in wenigen Abtheilungen vereint zusammen weiden, und der Idee des Wildes gar nicht mehr entsprechen. Auch schmeckt ihr Fleisch ganz anders, als da, wo sie frei in den Wäldern unserer Heimath leben, ohngefähr wie wildgewordene Ochsen schmecken mögen.
Die Remisen für Rebhühner und Hasen sind eben- falls umzäunt, da das niedrige Gebüsch sonst vom Vieh abgefressen werden würde, weßhalb auch, wie schon bemerkt, der größte Theil der englischen Parks nur aus einzelnen hohen Baumgruppen auf Wiesen- grund besteht, deren Aeste die Thiere nicht erreichen können. Diese weiten Ansichten imponiren im An- fang, werden aber, ihrer Einförmigkeit wegen, bald ermüdend. Auch kann ich nicht finden, daß die vie- len Vermachungen der Landschaft vortheilhaft sind, denn selbst jeder einzeln gepflanzte junge Baum auf der Plaine muß mit einem hohen Zaun umschlossen werden, um ihn vor den Thieren zu schützen.
Zwei einzelne Tempel und ein Obelisk, zu denen nicht einmal ein andrer Weg, als über den Rasen führte, nahmen sich sehr heterogen in der Mitte die- ser Viehweiden aus, besser der entfernte gothische Thurm der Kirche von Walden, der pittoresk über die Eichenkronen hervorragte.
Der Park iſt bedeutend groß, aber von einer ſtö- renden Menge Zäune durchſchnitten, um Schafen, Kühen, Pferden und Hirſchen, jeder Thierart ihr ei- genes Terrain anzuweiſen. Von den letztern ſind 4 — 500 Stück hier vorhanden, die, wie eine zahme Heerde, faſt immer in wenigen Abtheilungen vereint zuſammen weiden, und der Idee des Wildes gar nicht mehr entſprechen. Auch ſchmeckt ihr Fleiſch ganz anders, als da, wo ſie frei in den Wäldern unſerer Heimath leben, ohngefähr wie wildgewordene Ochſen ſchmecken mögen.
Die Remiſen für Rebhühner und Haſen ſind eben- falls umzäunt, da das niedrige Gebüſch ſonſt vom Vieh abgefreſſen werden würde, weßhalb auch, wie ſchon bemerkt, der größte Theil der engliſchen Parks nur aus einzelnen hohen Baumgruppen auf Wieſen- grund beſteht, deren Aeſte die Thiere nicht erreichen können. Dieſe weiten Anſichten imponiren im An- fang, werden aber, ihrer Einförmigkeit wegen, bald ermüdend. Auch kann ich nicht finden, daß die vie- len Vermachungen der Landſchaft vortheilhaft ſind, denn ſelbſt jeder einzeln gepflanzte junge Baum auf der Plaine muß mit einem hohen Zaun umſchloſſen werden, um ihn vor den Thieren zu ſchützen.
Zwei einzelne Tempel und ein Obelisk, zu denen nicht einmal ein andrer Weg, als über den Raſen führte, nahmen ſich ſehr heterogen in der Mitte die- ſer Viehweiden aus, beſſer der entfernte gothiſche Thurm der Kirche von Walden, der pittoresk über die Eichenkronen hervorragte.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0135"n="95"/><p>Der Park iſt bedeutend groß, aber von einer ſtö-<lb/>
renden Menge Zäune durchſchnitten, um Schafen,<lb/>
Kühen, Pferden und Hirſchen, jeder Thierart ihr ei-<lb/>
genes Terrain anzuweiſen. Von den letztern ſind<lb/>
4 — 500 Stück hier vorhanden, die, wie eine zahme<lb/>
Heerde, faſt immer in wenigen Abtheilungen vereint<lb/>
zuſammen weiden, und der Idee des <hirendition="#g">Wildes</hi> gar<lb/>
nicht mehr entſprechen. Auch ſchmeckt ihr Fleiſch ganz<lb/>
anders, als da, wo ſie frei in den Wäldern unſerer<lb/>
Heimath leben, ohngefähr wie wildgewordene Ochſen<lb/>ſchmecken mögen.</p><lb/><p>Die Remiſen für Rebhühner und Haſen ſind eben-<lb/>
falls umzäunt, da das niedrige Gebüſch ſonſt vom<lb/>
Vieh abgefreſſen werden würde, weßhalb auch, wie<lb/>ſchon bemerkt, der größte Theil der engliſchen Parks<lb/>
nur aus einzelnen hohen Baumgruppen auf Wieſen-<lb/>
grund beſteht, deren Aeſte die Thiere nicht erreichen<lb/>
können. Dieſe weiten Anſichten imponiren im An-<lb/>
fang, werden aber, ihrer Einförmigkeit wegen, bald<lb/>
ermüdend. Auch kann ich nicht finden, daß die vie-<lb/>
len Vermachungen der Landſchaft vortheilhaft ſind,<lb/>
denn ſelbſt jeder einzeln gepflanzte junge Baum auf<lb/>
der Plaine muß mit einem hohen Zaun umſchloſſen<lb/>
werden, um ihn vor den Thieren zu ſchützen.</p><lb/><p>Zwei einzelne Tempel und ein Obelisk, zu denen<lb/>
nicht einmal ein andrer Weg, als über den Raſen<lb/>
führte, nahmen ſich ſehr heterogen in der Mitte die-<lb/>ſer Viehweiden aus, beſſer der entfernte gothiſche<lb/>
Thurm der Kirche von Walden, der pittoresk über<lb/>
die Eichenkronen hervorragte.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[95/0135]
Der Park iſt bedeutend groß, aber von einer ſtö-
renden Menge Zäune durchſchnitten, um Schafen,
Kühen, Pferden und Hirſchen, jeder Thierart ihr ei-
genes Terrain anzuweiſen. Von den letztern ſind
4 — 500 Stück hier vorhanden, die, wie eine zahme
Heerde, faſt immer in wenigen Abtheilungen vereint
zuſammen weiden, und der Idee des Wildes gar
nicht mehr entſprechen. Auch ſchmeckt ihr Fleiſch ganz
anders, als da, wo ſie frei in den Wäldern unſerer
Heimath leben, ohngefähr wie wildgewordene Ochſen
ſchmecken mögen.
Die Remiſen für Rebhühner und Haſen ſind eben-
falls umzäunt, da das niedrige Gebüſch ſonſt vom
Vieh abgefreſſen werden würde, weßhalb auch, wie
ſchon bemerkt, der größte Theil der engliſchen Parks
nur aus einzelnen hohen Baumgruppen auf Wieſen-
grund beſteht, deren Aeſte die Thiere nicht erreichen
können. Dieſe weiten Anſichten imponiren im An-
fang, werden aber, ihrer Einförmigkeit wegen, bald
ermüdend. Auch kann ich nicht finden, daß die vie-
len Vermachungen der Landſchaft vortheilhaft ſind,
denn ſelbſt jeder einzeln gepflanzte junge Baum auf
der Plaine muß mit einem hohen Zaun umſchloſſen
werden, um ihn vor den Thieren zu ſchützen.
Zwei einzelne Tempel und ein Obelisk, zu denen
nicht einmal ein andrer Weg, als über den Raſen
führte, nahmen ſich ſehr heterogen in der Mitte die-
ſer Viehweiden aus, beſſer der entfernte gothiſche
Thurm der Kirche von Walden, der pittoresk über
die Eichenkronen hervorragte.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/135>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.