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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

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sie will von nichts hören, sondern läuft unter hefti-
gen Drohungen davon.

Punch hält sich den Bauch vor Lachen, tanzt um-
her, und schlägt vor Uebermuth mit dem eignen
Kopfe den Takt an den Wänden dazu, indem er singt:

Welcher tolle Lärmen um nichts,
Wegen des kleinen elenden Wichts!
Warte nur, Judy, dich will ich bekehren,
Will dir bald andere Mores lehren. --

Unterdessen ist aber hinter ihm Judy schon mit ei-
nem Besenstiel angelangt, und arbeitet sogleich aus
allen Kräften auf ihn los.

Er giebt erst sehr gute Worte, verspricht nie wie-
der ein Kind aus dem Fenster zu werfen, bittet, doch
den "Spaß" nicht so hoch aufzunehmen -- als aber
nichts fruchten will, verliert er abermals die Geduld,
und endet wie mit Scaramutz, indem er die arme
Judy todt schlägt. "Nun," sagt er ganz freundlich,
"unser Streit ist aus, liebe Judy, bist du zufrieden,
ich bins auch. Na, so steh nur wieder auf, gute
Judy. Ach verstell dich nicht, das ist nur so eine
von deinen Finten! Wie, Du willst nicht auf? nun

man dieses Namens) sagte nämlich zur Königin: wenn sie
und ihr Mann sich den Tag über gezankt hätten, mach-
ten sie den Abend wieder Friede, und dieser Friede
wäre ihr so angenehm, daß sie öfters nur deßhalb Zänke-
reyen anfingen.

ſie will von nichts hören, ſondern läuft unter hefti-
gen Drohungen davon.

Punch hält ſich den Bauch vor Lachen, tanzt um-
her, und ſchlägt vor Uebermuth mit dem eignen
Kopfe den Takt an den Wänden dazu, indem er ſingt:

Welcher tolle Laͤrmen um nichts,
Wegen des kleinen elenden Wichts!
Warte nur, Judy, dich will ich bekehren,
Will dir bald andere Mores lehren. —

Unterdeſſen iſt aber hinter ihm Judy ſchon mit ei-
nem Beſenſtiel angelangt, und arbeitet ſogleich aus
allen Kräften auf ihn los.

Er giebt erſt ſehr gute Worte, verſpricht nie wie-
der ein Kind aus dem Fenſter zu werfen, bittet, doch
den „Spaß“ nicht ſo hoch aufzunehmen — als aber
nichts fruchten will, verliert er abermals die Geduld,
und endet wie mit Scaramutz, indem er die arme
Judy todt ſchlägt. „Nun,“ ſagt er ganz freundlich,
„unſer Streit iſt aus, liebe Judy, biſt du zufrieden,
ich bins auch. Na, ſo ſteh nur wieder auf, gute
Judy. Ach verſtell dich nicht, das iſt nur ſo eine
von deinen Finten! Wie, Du willſt nicht auf? nun

man dieſes Namens) ſagte naͤmlich zur Koͤnigin: wenn ſie
und ihr Mann ſich den Tag uͤber gezankt haͤtten, mach-
ten ſie den Abend wieder Friede, und dieſer Friede
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reyen anfingen.
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[143/0183] ſie will von nichts hören, ſondern läuft unter hefti- gen Drohungen davon. Punch hält ſich den Bauch vor Lachen, tanzt um- her, und ſchlägt vor Uebermuth mit dem eignen Kopfe den Takt an den Wänden dazu, indem er ſingt: Welcher tolle Laͤrmen um nichts, Wegen des kleinen elenden Wichts! Warte nur, Judy, dich will ich bekehren, Will dir bald andere Mores lehren. — Unterdeſſen iſt aber hinter ihm Judy ſchon mit ei- nem Beſenſtiel angelangt, und arbeitet ſogleich aus allen Kräften auf ihn los. Er giebt erſt ſehr gute Worte, verſpricht nie wie- der ein Kind aus dem Fenſter zu werfen, bittet, doch den „Spaß“ nicht ſo hoch aufzunehmen — als aber nichts fruchten will, verliert er abermals die Geduld, und endet wie mit Scaramutz, indem er die arme Judy todt ſchlägt. „Nun,“ ſagt er ganz freundlich, „unſer Streit iſt aus, liebe Judy, biſt du zufrieden, ich bins auch. Na, ſo ſteh nur wieder auf, gute Judy. Ach verſtell dich nicht, das iſt nur ſo eine von deinen Finten! Wie, Du willſt nicht auf? nun *) *) man dieſes Namens) ſagte naͤmlich zur Koͤnigin: wenn ſie und ihr Mann ſich den Tag uͤber gezankt haͤtten, mach- ten ſie den Abend wieder Friede, und dieſer Friede waͤre ihr ſo angenehm, daß ſie oͤfters nur deßhalb Zaͤnke- reyen anfingen.

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/183>, abgerufen am 24.11.2024.