nehmen, man richtet es aber so ein, immer gewisse begränzte Stücke auf einmal zu vollenden, und kömmt dann zeitig genug herum, daß der Unterschied nicht auffallend werden kann. Für die Oekonomie geht dieses Staubgras zwar ganz verloren, aber immer läßt sich Schönheit und Nutzen nicht vereinigen, und in einem Vergnügungsgarten muß natürlich der letzte nachstehen, oder man muß gar keinen haben wollen.
Das gegenüberliegende Kew enthält wohl die voll- ständigste Sammlung exotischer Gewächse in Europa. Auch der Park ist durch seine schöne Lage an der Themse sehr begünstigt, aber im Uebrigen etwas ver- nachlässigt. Man findet hier Taxusbäume von der Größe unsrer Tannen, und sehr schöne Exemplare von Holly und immergrünen Eichen, sonst sind die Anlagen der alten Königin nicht sehr geschmackvoll.
Wimbletonpark bietet, über mehrere Hügel ausge- breitet, und voll schöner Baumgruppen, großartige Ansichten dar, leidet aber an einiger Monotonie.
Ganz nahe, und fast in den Vorstädten Londons, liegt ..... House, dessen Architektur nicht ohne In- teresse ist. Hier hatte ich vor mehreren Jahren eine unangenehme Avantüre, die England zu sehr cha- rakterisirt, um sie Dir nicht zu erzählen, obgleich sie an sich nichts Pikantes enthält.
Die Aengstlichkeit, ja ich möchte fast sagen, der Neid, mit dem oft die englischen Reichen ihr Ei-
13*
nehmen, man richtet es aber ſo ein, immer gewiſſe begränzte Stücke auf einmal zu vollenden, und kömmt dann zeitig genug herum, daß der Unterſchied nicht auffallend werden kann. Für die Oekonomie geht dieſes Staubgras zwar ganz verloren, aber immer läßt ſich Schönheit und Nutzen nicht vereinigen, und in einem Vergnügungsgarten muß natürlich der letzte nachſtehen, oder man muß gar keinen haben wollen.
Das gegenüberliegende Kew enthält wohl die voll- ſtändigſte Sammlung exotiſcher Gewächſe in Europa. Auch der Park iſt durch ſeine ſchöne Lage an der Themſe ſehr begünſtigt, aber im Uebrigen etwas ver- nachläſſigt. Man findet hier Taxusbäume von der Größe unſrer Tannen, und ſehr ſchöne Exemplare von Holly und immergrünen Eichen, ſonſt ſind die Anlagen der alten Königin nicht ſehr geſchmackvoll.
Wimbletonpark bietet, über mehrere Hügel ausge- breitet, und voll ſchöner Baumgruppen, großartige Anſichten dar, leidet aber an einiger Monotonie.
Ganz nahe, und faſt in den Vorſtädten Londons, liegt ..... Houſe, deſſen Architektur nicht ohne In- tereſſe iſt. Hier hatte ich vor mehreren Jahren eine unangenehme Avantüre, die England zu ſehr cha- rakteriſirt, um ſie Dir nicht zu erzählen, obgleich ſie an ſich nichts Pikantes enthält.
Die Aengſtlichkeit, ja ich möchte faſt ſagen, der Neid, mit dem oft die engliſchen Reichen ihr Ei-
13*
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0239"n="195"/>
nehmen, man richtet es aber ſo ein, immer gewiſſe<lb/>
begränzte Stücke auf einmal zu vollenden, und kömmt<lb/>
dann zeitig genug herum, daß der Unterſchied nicht<lb/>
auffallend werden kann. Für die Oekonomie geht<lb/>
dieſes Staubgras zwar ganz verloren, aber immer<lb/>
läßt ſich Schönheit und Nutzen nicht vereinigen, und<lb/>
in einem <hirendition="#g">Vergnügungsg</hi>arten muß natürlich der<lb/>
letzte nachſtehen, oder man muß gar keinen haben<lb/>
wollen.</p><lb/><p>Das gegenüberliegende Kew enthält wohl die voll-<lb/>ſtändigſte Sammlung exotiſcher Gewächſe in Europa.<lb/>
Auch der Park iſt durch ſeine ſchöne Lage an der<lb/>
Themſe ſehr begünſtigt, aber im Uebrigen etwas ver-<lb/>
nachläſſigt. Man findet hier Taxusbäume von der<lb/>
Größe unſrer Tannen, und ſehr ſchöne Exemplare<lb/>
von Holly und immergrünen Eichen, ſonſt ſind die<lb/>
Anlagen der alten Königin nicht ſehr geſchmackvoll.</p><lb/><p>Wimbletonpark bietet, über mehrere Hügel ausge-<lb/>
breitet, und voll ſchöner Baumgruppen, großartige<lb/>
Anſichten dar, leidet aber an einiger Monotonie.</p><lb/><p>Ganz nahe, und faſt in den Vorſtädten Londons,<lb/>
liegt ..... Houſe, deſſen Architektur nicht ohne In-<lb/>
tereſſe iſt. Hier hatte ich vor mehreren Jahren eine<lb/>
unangenehme Avantüre, die England zu ſehr cha-<lb/>
rakteriſirt, um ſie Dir nicht zu erzählen, obgleich ſie<lb/>
an ſich nichts Pikantes enthält.</p><lb/><p>Die Aengſtlichkeit, ja ich möchte faſt ſagen, der<lb/>
Neid, mit dem oft die engliſchen Reichen ihr Ei-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">13*</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[195/0239]
nehmen, man richtet es aber ſo ein, immer gewiſſe
begränzte Stücke auf einmal zu vollenden, und kömmt
dann zeitig genug herum, daß der Unterſchied nicht
auffallend werden kann. Für die Oekonomie geht
dieſes Staubgras zwar ganz verloren, aber immer
läßt ſich Schönheit und Nutzen nicht vereinigen, und
in einem Vergnügungsgarten muß natürlich der
letzte nachſtehen, oder man muß gar keinen haben
wollen.
Das gegenüberliegende Kew enthält wohl die voll-
ſtändigſte Sammlung exotiſcher Gewächſe in Europa.
Auch der Park iſt durch ſeine ſchöne Lage an der
Themſe ſehr begünſtigt, aber im Uebrigen etwas ver-
nachläſſigt. Man findet hier Taxusbäume von der
Größe unſrer Tannen, und ſehr ſchöne Exemplare
von Holly und immergrünen Eichen, ſonſt ſind die
Anlagen der alten Königin nicht ſehr geſchmackvoll.
Wimbletonpark bietet, über mehrere Hügel ausge-
breitet, und voll ſchöner Baumgruppen, großartige
Anſichten dar, leidet aber an einiger Monotonie.
Ganz nahe, und faſt in den Vorſtädten Londons,
liegt ..... Houſe, deſſen Architektur nicht ohne In-
tereſſe iſt. Hier hatte ich vor mehreren Jahren eine
unangenehme Avantüre, die England zu ſehr cha-
rakteriſirt, um ſie Dir nicht zu erzählen, obgleich ſie
an ſich nichts Pikantes enthält.
Die Aengſtlichkeit, ja ich möchte faſt ſagen, der
Neid, mit dem oft die engliſchen Reichen ihr Ei-
13*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/239>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.