Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

Neunter Brief.


Theure Julie!

Beim Himmel! diesmal erst bin ich von wahrem
und ungemeßnem Enthusiasmus erfüllt. Was ich
früher beschrieben, war eine lachende Natur, verbun-
den mit allem, was Kunst und Geld hervorbringen
können. Ich verließ es mit Wohlgefallen, und ob-
gleich ich schon Aehnliches gesehen, ja selbst besitze,
nicht ohne Verwunderung. Was ich aber heute sah,
war mehr als dieses, es war ein Zauberort, in
das reizendste Gewand der Poesie gehüllt, und von
aller Majestät der Geschichte umgeben, dessen Anblick
mich noch immer mit freudigem Staunen erfüllt.

Du erfahrne Historienkennerin und Memoirenle-
serin weißt besser als ich, daß die Grafen von War-


Neunter Brief.


Theure Julie!

Beim Himmel! diesmal erſt bin ich von wahrem
und ungemeßnem Enthuſiasmus erfüllt. Was ich
früher beſchrieben, war eine lachende Natur, verbun-
den mit allem, was Kunſt und Geld hervorbringen
können. Ich verließ es mit Wohlgefallen, und ob-
gleich ich ſchon Aehnliches geſehen, ja ſelbſt beſitze,
nicht ohne Verwunderung. Was ich aber heute ſah,
war mehr als dieſes, es war ein Zauberort, in
das reizendſte Gewand der Poeſie gehüllt, und von
aller Majeſtät der Geſchichte umgeben, deſſen Anblick
mich noch immer mit freudigem Staunen erfüllt.

Du erfahrne Hiſtorienkennerin und Memoirenle-
ſerin weißt beſſer als ich, daß die Grafen von War-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0267" n="[223]"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Neunter Brief</hi>.</hi> </head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <opener>
            <dateline> <hi rendition="#et">Warwick den 28&#x017F;ten.</hi> </dateline><lb/>
            <salute>Theure Julie!</salute>
          </opener><lb/>
          <p>Beim Himmel! diesmal er&#x017F;t bin ich von wahrem<lb/>
und ungemeßnem Enthu&#x017F;iasmus erfüllt. Was ich<lb/>
früher be&#x017F;chrieben, war eine lachende Natur, verbun-<lb/>
den mit allem, was Kun&#x017F;t und Geld hervorbringen<lb/>
können. Ich verließ es mit Wohlgefallen, und ob-<lb/>
gleich ich &#x017F;chon Aehnliches ge&#x017F;ehen, ja &#x017F;elb&#x017F;t be&#x017F;itze,<lb/>
nicht ohne Verwunderung. Was ich aber heute &#x017F;ah,<lb/>
war mehr als die&#x017F;es, es war ein <hi rendition="#g">Zauberort</hi>, in<lb/>
das reizend&#x017F;te Gewand der Poe&#x017F;ie gehüllt, und von<lb/>
aller Maje&#x017F;tät der Ge&#x017F;chichte umgeben, de&#x017F;&#x017F;en Anblick<lb/>
mich noch immer mit freudigem Staunen erfüllt.</p><lb/>
          <p>Du erfahrne Hi&#x017F;torienkennerin und Memoirenle-<lb/>
&#x017F;erin weißt be&#x017F;&#x017F;er als ich, daß die Grafen von War-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[223]/0267] Neunter Brief. Warwick den 28ſten. Theure Julie! Beim Himmel! diesmal erſt bin ich von wahrem und ungemeßnem Enthuſiasmus erfüllt. Was ich früher beſchrieben, war eine lachende Natur, verbun- den mit allem, was Kunſt und Geld hervorbringen können. Ich verließ es mit Wohlgefallen, und ob- gleich ich ſchon Aehnliches geſehen, ja ſelbſt beſitze, nicht ohne Verwunderung. Was ich aber heute ſah, war mehr als dieſes, es war ein Zauberort, in das reizendſte Gewand der Poeſie gehüllt, und von aller Majeſtät der Geſchichte umgeben, deſſen Anblick mich noch immer mit freudigem Staunen erfüllt. Du erfahrne Hiſtorienkennerin und Memoirenle- ſerin weißt beſſer als ich, daß die Grafen von War-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/267
Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. [223]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/267>, abgerufen am 26.11.2024.