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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

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hanna von Arragonien (eine nicht genau historisch
auszumittelnde Person) von der es, seltsam genug,
vier Bilder giebt, alle höchst vortrefflich, und die
alle für das ächte Original ausgegeben werden, drei
davon jedoch ohne Zweifel Copien seyn müssen, dem
Vorbilde aber so gut wie gleich geworden sind. Das
eine ist in Paris, das andere in Rom, das dritte in
Wien, das vierte hier. Ich kenne sie alle vier, und
muß unbedingt dem hiesigen den Vorzug geben. Es
liegt ein Zauber in diesem herrlichen Weibe, der nicht
auszusprechen ist! Ein Auge, das in die Tiefen der
Seele führt, königliche Hoheit, verbunden mit der
weiblichsten Liebesempfänglichkeit, wollüstiges Feuer
im Blick, zugleich mit süßer Schwermuth gepaart,
dabei eine schwellende Fülle des schönsten Busens,
eine durchsichtige Zartheit der Haut, und eine Wahr-
heit, Glanz und Grazie der Gewänder, wie des
ganzen Schmucks der Bekleidung -- so, wie es nur
ein so göttliches Genie in himmlischer Schöpferkraft
vollständig hervorrufen konnte.

Zu den interessantesten Portraits, die das histori-
sche Interesse, welches man an den Personen
nimmt, noch erhöht, gehören Folgende:

Zuerst Machiavell, von Titian. Ganz, wie ich mir
ihn gedacht. Ein feines und kluges, und doch dabei
leidendes Gesicht, wie trauernd über die so tief er-
kannte, nichtswürdige Seite des menschlichen Ge-
schlechts, jene hündische Natur, die nur liebt, wenn

hanna von Arragonien (eine nicht genau hiſtoriſch
auszumittelnde Perſon) von der es, ſeltſam genug,
vier Bilder giebt, alle höchſt vortrefflich, und die
alle für das ächte Original ausgegeben werden, drei
davon jedoch ohne Zweifel Copien ſeyn müſſen, dem
Vorbilde aber ſo gut wie gleich geworden ſind. Das
eine iſt in Paris, das andere in Rom, das dritte in
Wien, das vierte hier. Ich kenne ſie alle vier, und
muß unbedingt dem hieſigen den Vorzug geben. Es
liegt ein Zauber in dieſem herrlichen Weibe, der nicht
auszuſprechen iſt! Ein Auge, das in die Tiefen der
Seele führt, königliche Hoheit, verbunden mit der
weiblichſten Liebesempfänglichkeit, wollüſtiges Feuer
im Blick, zugleich mit ſüßer Schwermuth gepaart,
dabei eine ſchwellende Fülle des ſchönſten Buſens,
eine durchſichtige Zartheit der Haut, und eine Wahr-
heit, Glanz und Grazie der Gewänder, wie des
ganzen Schmucks der Bekleidung — ſo, wie es nur
ein ſo göttliches Genie in himmliſcher Schöpferkraft
vollſtändig hervorrufen konnte.

Zu den intereſſanteſten Portraits, die das hiſtori-
ſche Intereſſe, welches man an den Perſonen
nimmt, noch erhöht, gehören Folgende:

Zuerſt Machiavell, von Titian. Ganz, wie ich mir
ihn gedacht. Ein feines und kluges, und doch dabei
leidendes Geſicht, wie trauernd über die ſo tief er-
kannte, nichtswürdige Seite des menſchlichen Ge-
ſchlechts, jene hündiſche Natur, die nur liebt, wenn

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[231/0277] hanna von Arragonien (eine nicht genau hiſtoriſch auszumittelnde Perſon) von der es, ſeltſam genug, vier Bilder giebt, alle höchſt vortrefflich, und die alle für das ächte Original ausgegeben werden, drei davon jedoch ohne Zweifel Copien ſeyn müſſen, dem Vorbilde aber ſo gut wie gleich geworden ſind. Das eine iſt in Paris, das andere in Rom, das dritte in Wien, das vierte hier. Ich kenne ſie alle vier, und muß unbedingt dem hieſigen den Vorzug geben. Es liegt ein Zauber in dieſem herrlichen Weibe, der nicht auszuſprechen iſt! Ein Auge, das in die Tiefen der Seele führt, königliche Hoheit, verbunden mit der weiblichſten Liebesempfänglichkeit, wollüſtiges Feuer im Blick, zugleich mit ſüßer Schwermuth gepaart, dabei eine ſchwellende Fülle des ſchönſten Buſens, eine durchſichtige Zartheit der Haut, und eine Wahr- heit, Glanz und Grazie der Gewänder, wie des ganzen Schmucks der Bekleidung — ſo, wie es nur ein ſo göttliches Genie in himmliſcher Schöpferkraft vollſtändig hervorrufen konnte. Zu den intereſſanteſten Portraits, die das hiſtori- ſche Intereſſe, welches man an den Perſonen nimmt, noch erhöht, gehören Folgende: Zuerſt Machiavell, von Titian. Ganz, wie ich mir ihn gedacht. Ein feines und kluges, und doch dabei leidendes Geſicht, wie trauernd über die ſo tief er- kannte, nichtswürdige Seite des menſchlichen Ge- ſchlechts, jene hündiſche Natur, die nur liebt, wenn

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/277>, abgerufen am 26.11.2024.