Prinz Rupert, von van Dyk. Ganz der kühne Sol- dat, jeder Zoll ein Cavalier! Du weißt, daß die Anhänger des Königs sich damals ausschließend "Ca- valiere" nannten. Ich meine jetzt aber damit den Vornehmen und Ritterlichen. Ein schönes, den Wei- bern wie dem Feinde gefährliches Gesicht, und eine malerische Kriegertracht und Haltung.
Elisabeth, von Holbein. Das beste, und vielleicht ähnlichste Bild, was ich bis jetzt von ihr gesehen. Sie ist in ihrer Blüthe dargestellt, ziemlich widerlich weiß, mit sehr blaßröthlichen Haaren. Die Augen etwas Albinosartig, fast ohne Augenbraunen. Das viele Weiße darin giebt ihnen, trotz ihrer künstlichen Freundlichkeit, einen falschen Ausdruck. Man glaubt zu entdecken, daß heftige Begierden und beharrliche Leidenschaften unter dieser blassen Hülle verborgen sind, wie ein Vulkan unter dem Schnee, und erblickt hinlänglich jene eitle Sucht, zu gefallen, in der über- reichen, mit Zierrathen überladenen Kleidung. Ganz anders, streng, hart und gefährlich zu nahen, erscheint sie in den Bildern ihres spätern Alters, aber auch da immer noch gleich übertrieben geputzt.
Maria von Schottland. Wahrscheinlich im Gefäng- niß und kurz vor ihrem Tode gemalt; denn sie hat hier das Ansehn einer vierzigjährigen Matrone. Noch immer eine gediegene Schönheit, aber nicht mehr die leichtsinnige, Leben und Reize üppig genießende Ma- ria, sondern sichtlich geläutert durch Unglück, ernsten
Prinz Rupert, von van Dyk. Ganz der kühne Sol- dat, jeder Zoll ein Cavalier! Du weißt, daß die Anhänger des Königs ſich damals ausſchließend „Ca- valiere“ nannten. Ich meine jetzt aber damit den Vornehmen und Ritterlichen. Ein ſchönes, den Wei- bern wie dem Feinde gefährliches Geſicht, und eine maleriſche Kriegertracht und Haltung.
Eliſabeth, von Holbein. Das beſte, und vielleicht ähnlichſte Bild, was ich bis jetzt von ihr geſehen. Sie iſt in ihrer Blüthe dargeſtellt, ziemlich widerlich weiß, mit ſehr blaßröthlichen Haaren. Die Augen etwas Albinosartig, faſt ohne Augenbraunen. Das viele Weiße darin giebt ihnen, trotz ihrer künſtlichen Freundlichkeit, einen falſchen Ausdruck. Man glaubt zu entdecken, daß heftige Begierden und beharrliche Leidenſchaften unter dieſer blaſſen Hülle verborgen ſind, wie ein Vulkan unter dem Schnee, und erblickt hinlänglich jene eitle Sucht, zu gefallen, in der über- reichen, mit Zierrathen überladenen Kleidung. Ganz anders, ſtreng, hart und gefährlich zu nahen, erſcheint ſie in den Bildern ihres ſpätern Alters, aber auch da immer noch gleich übertrieben geputzt.
Maria von Schottland. Wahrſcheinlich im Gefäng- niß und kurz vor ihrem Tode gemalt; denn ſie hat hier das Anſehn einer vierzigjährigen Matrone. Noch immer eine gediegene Schönheit, aber nicht mehr die leichtſinnige, Leben und Reize üppig genießende Ma- ria, ſondern ſichtlich geläutert durch Unglück, ernſten
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Prinz Rupert, von van Dyk. Ganz der kühne Sol-
dat, jeder Zoll ein Cavalier! Du weißt, daß die
Anhänger des Königs ſich damals ausſchließend „Ca-
valiere“ nannten. Ich meine jetzt aber damit den
Vornehmen und Ritterlichen. Ein ſchönes, den Wei-
bern wie dem Feinde gefährliches Geſicht, und eine
maleriſche Kriegertracht und Haltung.
Eliſabeth, von Holbein. Das beſte, und vielleicht
ähnlichſte Bild, was ich bis jetzt von ihr geſehen.
Sie iſt in ihrer Blüthe dargeſtellt, ziemlich widerlich
weiß, mit ſehr blaßröthlichen Haaren. Die Augen
etwas Albinosartig, faſt ohne Augenbraunen. Das
viele Weiße darin giebt ihnen, trotz ihrer künſtlichen
Freundlichkeit, einen falſchen Ausdruck. Man glaubt
zu entdecken, daß heftige Begierden und beharrliche
Leidenſchaften unter dieſer blaſſen Hülle verborgen
ſind, wie ein Vulkan unter dem Schnee, und erblickt
hinlänglich jene eitle Sucht, zu gefallen, in der über-
reichen, mit Zierrathen überladenen Kleidung. Ganz
anders, ſtreng, hart und gefährlich zu nahen, erſcheint
ſie in den Bildern ihres ſpätern Alters, aber auch
da immer noch gleich übertrieben geputzt.
Maria von Schottland. Wahrſcheinlich im Gefäng-
niß und kurz vor ihrem Tode gemalt; denn ſie hat
hier das Anſehn einer vierzigjährigen Matrone. Noch
immer eine gediegene Schönheit, aber nicht mehr die
leichtſinnige, Leben und Reize üppig genießende Ma-
ria, ſondern ſichtlich geläutert durch Unglück, ernſten
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/282>, abgerufen am 27.11.2024.
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