Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.Was für eine burleske Wirkung aber ein solcher Ich war bei einem reichen Direktor der ostindischen zösischen alten Adelsfamilien den jüngern Söhnen beigelegt.
Z. B. der Prince de Polignac hier führt als zweiter Sohn den römischen Fürstentitel, der älteste ist Duc de Polignac. Es giebt, nur einen sehr hoch verdienten Mann ausge- nommen, keinen Fürsten in Deutschland, der nicht von al- ter Familie und hohem Stande mit angemessenen Rechten wäre, daher die Fürsten daselbst auch den ersten Rang nach den regierenden Häusern einnehmen. In Rußland dagegen ist allerdings der Titel Prince in der Regel, so viel wie nichts, indem dort nur der Dienst Rang, Rechte und Ansehen giebt, und in Italien hat dieser Titel nicht viel mehr Werth. Dies vermischen nun die Engländer alles unter einander, und wissen selten, was sie einem Fremden in dieser Hinsicht wirk- lich schuldig sind. Was für eine burleske Wirkung aber ein ſolcher Ich war bei einem reichen Direktor der oſtindiſchen zoͤſiſchen alten Adelsfamilien den juͤngern Soͤhnen beigelegt.
Z. B. der Prince de Polignac hier fuͤhrt als zweiter Sohn den roͤmiſchen Fuͤrſtentitel, der aͤlteſte iſt Duc de Polignac. Es giebt, nur einen ſehr hoch verdienten Mann ausge- nommen, keinen Fuͤrſten in Deutſchland, der nicht von al- ter Familie und hohem Stande mit angemeſſenen Rechten waͤre, daher die Fuͤrſten daſelbſt auch den erſten Rang nach den regierenden Haͤuſern einnehmen. In Rußland dagegen iſt allerdings der Titel Prince in der Regel, ſo viel wie nichts, indem dort nur der Dienſt Rang, Rechte und Anſehen giebt, und in Italien hat dieſer Titel nicht viel mehr Werth. Dies vermiſchen nun die Englaͤnder alles unter einander, und wiſſen ſelten, was ſie einem Fremden in dieſer Hinſicht wirk- lich ſchuldig ſind. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0403" n="357"/> <p>Was für eine burleske Wirkung aber ein ſolcher<lb/> Moderoman ſogleich auf die, über das <hi rendition="#aq">bel air</hi> ſtets<lb/> im Blinden tappende, Mittelgeſellſchaft Londons<lb/> hat, welche daher auch immer in Angſt iſt, Unbekannt-<lb/> ſchaft mit der großen Welt zu verrathen, und hier-<lb/> durch ſich gewöhnlich erſt recht lächerlich macht, davon<lb/> hatte ich wenige Wochen nach Erſcheinung dieſes<lb/> Buchs ein ſehr beluſtigendes Beiſpiel.</p><lb/> <p>Ich war bei einem reichen Direktor der oſtindiſchen<lb/> Compagnie, der früher Gouverneur von St. Mauri-<lb/> tius (Isle de France) geweſen, mit mehreren andern<lb/> Fremden, zu Tiſch eingeladen. Unter dieſen befand<lb/> ſich auch ein deutſcher Fürſt, der ſchon länger im<lb/> Hauſe bekannt war, und glücklicherweiſe für die<lb/> Farce, auch ein deutſcher Baron. Als man zu<lb/> Tiſch gehen wollte, näherte ſich der Fürſt, wie früher,<lb/> der Dame vom Hauſe, um ſie zu führen, war aber<lb/><note xml:id="seg2pn_10_2" prev="#seg2pn_10_1" place="foot" n="*)">zoͤſiſchen alten Adelsfamilien den juͤngern Soͤhnen beigelegt.<lb/> Z. B. der Prince de Polignac hier fuͤhrt als zweiter Sohn<lb/> den roͤmiſchen Fuͤrſtentitel, der aͤlteſte iſt Duc de Polignac.<lb/> Es giebt, nur einen ſehr hoch verdienten Mann ausge-<lb/> nommen, keinen Fuͤrſten in Deutſchland, der nicht von al-<lb/> ter Familie und hohem Stande mit angemeſſenen Rechten<lb/> waͤre, daher die Fuͤrſten daſelbſt auch den erſten Rang nach<lb/> den regierenden Haͤuſern einnehmen. In Rußland dagegen<lb/> iſt allerdings der Titel Prince in der Regel, ſo viel wie nichts,<lb/> indem dort nur der Dienſt Rang, Rechte und Anſehen giebt,<lb/> und in Italien hat dieſer Titel nicht viel mehr Werth. Dies<lb/> vermiſchen nun die Englaͤnder alles unter einander, und<lb/> wiſſen ſelten, was ſie einem Fremden in dieſer Hinſicht wirk-<lb/> lich ſchuldig ſind.</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [357/0403]
Was für eine burleske Wirkung aber ein ſolcher
Moderoman ſogleich auf die, über das bel air ſtets
im Blinden tappende, Mittelgeſellſchaft Londons
hat, welche daher auch immer in Angſt iſt, Unbekannt-
ſchaft mit der großen Welt zu verrathen, und hier-
durch ſich gewöhnlich erſt recht lächerlich macht, davon
hatte ich wenige Wochen nach Erſcheinung dieſes
Buchs ein ſehr beluſtigendes Beiſpiel.
Ich war bei einem reichen Direktor der oſtindiſchen
Compagnie, der früher Gouverneur von St. Mauri-
tius (Isle de France) geweſen, mit mehreren andern
Fremden, zu Tiſch eingeladen. Unter dieſen befand
ſich auch ein deutſcher Fürſt, der ſchon länger im
Hauſe bekannt war, und glücklicherweiſe für die
Farce, auch ein deutſcher Baron. Als man zu
Tiſch gehen wollte, näherte ſich der Fürſt, wie früher,
der Dame vom Hauſe, um ſie zu führen, war aber
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*) zoͤſiſchen alten Adelsfamilien den juͤngern Soͤhnen beigelegt.
Z. B. der Prince de Polignac hier fuͤhrt als zweiter Sohn
den roͤmiſchen Fuͤrſtentitel, der aͤlteſte iſt Duc de Polignac.
Es giebt, nur einen ſehr hoch verdienten Mann ausge-
nommen, keinen Fuͤrſten in Deutſchland, der nicht von al-
ter Familie und hohem Stande mit angemeſſenen Rechten
waͤre, daher die Fuͤrſten daſelbſt auch den erſten Rang nach
den regierenden Haͤuſern einnehmen. In Rußland dagegen
iſt allerdings der Titel Prince in der Regel, ſo viel wie nichts,
indem dort nur der Dienſt Rang, Rechte und Anſehen giebt,
und in Italien hat dieſer Titel nicht viel mehr Werth. Dies
vermiſchen nun die Englaͤnder alles unter einander, und
wiſſen ſelten, was ſie einem Fremden in dieſer Hinſicht wirk-
lich ſchuldig ſind.
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