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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

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Was für eine burleske Wirkung aber ein solcher
Moderoman sogleich auf die, über das bel air stets
im Blinden tappende, Mittelgesellschaft Londons
hat, welche daher auch immer in Angst ist, Unbekannt-
schaft mit der großen Welt zu verrathen, und hier-
durch sich gewöhnlich erst recht lächerlich macht, davon
hatte ich wenige Wochen nach Erscheinung dieses
Buchs ein sehr belustigendes Beispiel.

Ich war bei einem reichen Direktor der ostindischen
Compagnie, der früher Gouverneur von St. Mauri-
tius (Isle de France) gewesen, mit mehreren andern
Fremden, zu Tisch eingeladen. Unter diesen befand
sich auch ein deutscher Fürst, der schon länger im
Hause bekannt war, und glücklicherweise für die
Farce, auch ein deutscher Baron. Als man zu
Tisch gehen wollte, näherte sich der Fürst, wie früher,
der Dame vom Hause, um sie zu führen, war aber

zösischen alten Adelsfamilien den jüngern Söhnen beigelegt.
Z. B. der Prince de Polignac hier führt als zweiter Sohn
den römischen Fürstentitel, der älteste ist Duc de Polignac.
Es giebt, nur einen sehr hoch verdienten Mann ausge-
nommen, keinen Fürsten in Deutschland, der nicht von al-
ter Familie und hohem Stande mit angemessenen Rechten
wäre, daher die Fürsten daselbst auch den ersten Rang nach
den regierenden Häusern einnehmen. In Rußland dagegen
ist allerdings der Titel Prince in der Regel, so viel wie nichts,
indem dort nur der Dienst Rang, Rechte und Ansehen giebt,
und in Italien hat dieser Titel nicht viel mehr Werth. Dies
vermischen nun die Engländer alles unter einander, und
wissen selten, was sie einem Fremden in dieser Hinsicht wirk-
lich schuldig sind.

Was für eine burleske Wirkung aber ein ſolcher
Moderoman ſogleich auf die, über das bel air ſtets
im Blinden tappende, Mittelgeſellſchaft Londons
hat, welche daher auch immer in Angſt iſt, Unbekannt-
ſchaft mit der großen Welt zu verrathen, und hier-
durch ſich gewöhnlich erſt recht lächerlich macht, davon
hatte ich wenige Wochen nach Erſcheinung dieſes
Buchs ein ſehr beluſtigendes Beiſpiel.

Ich war bei einem reichen Direktor der oſtindiſchen
Compagnie, der früher Gouverneur von St. Mauri-
tius (Isle de France) geweſen, mit mehreren andern
Fremden, zu Tiſch eingeladen. Unter dieſen befand
ſich auch ein deutſcher Fürſt, der ſchon länger im
Hauſe bekannt war, und glücklicherweiſe für die
Farce, auch ein deutſcher Baron. Als man zu
Tiſch gehen wollte, näherte ſich der Fürſt, wie früher,
der Dame vom Hauſe, um ſie zu führen, war aber

zoͤſiſchen alten Adelsfamilien den juͤngern Soͤhnen beigelegt.
Z. B. der Prince de Polignac hier fuͤhrt als zweiter Sohn
den roͤmiſchen Fuͤrſtentitel, der aͤlteſte iſt Duc de Polignac.
Es giebt, nur einen ſehr hoch verdienten Mann ausge-
nommen, keinen Fuͤrſten in Deutſchland, der nicht von al-
ter Familie und hohem Stande mit angemeſſenen Rechten
waͤre, daher die Fuͤrſten daſelbſt auch den erſten Rang nach
den regierenden Haͤuſern einnehmen. In Rußland dagegen
iſt allerdings der Titel Prince in der Regel, ſo viel wie nichts,
indem dort nur der Dienſt Rang, Rechte und Anſehen giebt,
und in Italien hat dieſer Titel nicht viel mehr Werth. Dies
vermiſchen nun die Englaͤnder alles unter einander, und
wiſſen ſelten, was ſie einem Fremden in dieſer Hinſicht wirk-
lich ſchuldig ſind.
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[357/0403] Was für eine burleske Wirkung aber ein ſolcher Moderoman ſogleich auf die, über das bel air ſtets im Blinden tappende, Mittelgeſellſchaft Londons hat, welche daher auch immer in Angſt iſt, Unbekannt- ſchaft mit der großen Welt zu verrathen, und hier- durch ſich gewöhnlich erſt recht lächerlich macht, davon hatte ich wenige Wochen nach Erſcheinung dieſes Buchs ein ſehr beluſtigendes Beiſpiel. Ich war bei einem reichen Direktor der oſtindiſchen Compagnie, der früher Gouverneur von St. Mauri- tius (Isle de France) geweſen, mit mehreren andern Fremden, zu Tiſch eingeladen. Unter dieſen befand ſich auch ein deutſcher Fürſt, der ſchon länger im Hauſe bekannt war, und glücklicherweiſe für die Farce, auch ein deutſcher Baron. Als man zu Tiſch gehen wollte, näherte ſich der Fürſt, wie früher, der Dame vom Hauſe, um ſie zu führen, war aber *) *) zoͤſiſchen alten Adelsfamilien den juͤngern Soͤhnen beigelegt. Z. B. der Prince de Polignac hier fuͤhrt als zweiter Sohn den roͤmiſchen Fuͤrſtentitel, der aͤlteſte iſt Duc de Polignac. Es giebt, nur einen ſehr hoch verdienten Mann ausge- nommen, keinen Fuͤrſten in Deutſchland, der nicht von al- ter Familie und hohem Stande mit angemeſſenen Rechten waͤre, daher die Fuͤrſten daſelbſt auch den erſten Rang nach den regierenden Haͤuſern einnehmen. In Rußland dagegen iſt allerdings der Titel Prince in der Regel, ſo viel wie nichts, indem dort nur der Dienſt Rang, Rechte und Anſehen giebt, und in Italien hat dieſer Titel nicht viel mehr Werth. Dies vermiſchen nun die Englaͤnder alles unter einander, und wiſſen ſelten, was ſie einem Fremden in dieſer Hinſicht wirk- lich ſchuldig ſind.

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/403>, abgerufen am 22.11.2024.