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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

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seine Privatbibliothek zu zeigen, die elegant arrangirt,
und besonders reich an prächtigen englischen Kupfer-
werken ist. Er lachte herzlich, als ich ihm erzählte,
kürzlich in einem Pariser Blatte gelesen zu haben,
daß auf seinen Befehl Schiller ausgegraben worden
sey, um sein Skelet in des Großherzogs Bibliothek
in natura aufzustellen. Die Wahrheit ist, daß blos
seine Büste mit denen Anderer die Säle ziert, sein
Schädel aber dennoch, wenn ich recht hörte, im Po-
stamente derselben verwahrt wird, allerdings eine et-
was sonderbare Ehrenbezeigung.

Den Park sah ich mit erneutem Vergnügen wieder.
Die Gegend ist zwar nicht eben reich an pittoresker
Schönheit, aber die Anlagen sind so verständig er-
dacht, die einzelnen Partien so sinnig und schön aus-
geführt, daß sie ein Gefühl der Befriedigung
zurücklassen, welches ähnliche Bestrebungen, auch bei
günstigerer Natur, selten in dem Grade hervorbrin-
gen. Als neuen Zusatz fand ich in einem weiten Run-
dell, in dessen Mittelpunkt ein herrlicher alter Baum
steht, einen kleinen botanischen Garten angelegt, wo
man, nach dem Linneischen System geordnet, einzelne
Exemplare aller im Freien aushaltenden Bäume,
Sträucher und Pflanzen antrifft, die der hiesige Park
und Garten enthält. Es kann keinen freundlichern
Ort zum lebendigen Studium der Botanik geben, als
den Sitz unter diesem alten Baume, der wie ein ehr-
würdiger Stammvater auf die ihn umgebende Ju-
gend von allen Formen, Blättern, Blüthen und Far-
ben herabschaut. Im Verlauf meiner Excursion be-

ſeine Privatbibliothek zu zeigen, die elegant arrangirt,
und beſonders reich an prächtigen engliſchen Kupfer-
werken iſt. Er lachte herzlich, als ich ihm erzählte,
kürzlich in einem Pariſer Blatte geleſen zu haben,
daß auf ſeinen Befehl Schiller ausgegraben worden
ſey, um ſein Skelet in des Großherzogs Bibliothek
in natura aufzuſtellen. Die Wahrheit iſt, daß blos
ſeine Büſte mit denen Anderer die Säle ziert, ſein
Schädel aber dennoch, wenn ich recht hörte, im Po-
ſtamente derſelben verwahrt wird, allerdings eine et-
was ſonderbare Ehrenbezeigung.

Den Park ſah ich mit erneutem Vergnügen wieder.
Die Gegend iſt zwar nicht eben reich an pittoresker
Schönheit, aber die Anlagen ſind ſo verſtändig er-
dacht, die einzelnen Partien ſo ſinnig und ſchön aus-
geführt, daß ſie ein Gefühl der Befriedigung
zurücklaſſen, welches ähnliche Beſtrebungen, auch bei
günſtigerer Natur, ſelten in dem Grade hervorbrin-
gen. Als neuen Zuſatz fand ich in einem weiten Run-
dell, in deſſen Mittelpunkt ein herrlicher alter Baum
ſteht, einen kleinen botaniſchen Garten angelegt, wo
man, nach dem Linnéiſchen Syſtem geordnet, einzelne
Exemplare aller im Freien aushaltenden Bäume,
Sträucher und Pflanzen antrifft, die der hieſige Park
und Garten enthält. Es kann keinen freundlichern
Ort zum lebendigen Studium der Botanik geben, als
den Sitz unter dieſem alten Baume, der wie ein ehr-
würdiger Stammvater auf die ihn umgebende Ju-
gend von allen Formen, Blättern, Blüthen und Far-
ben herabſchaut. Im Verlauf meiner Excurſion be-

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[9/0049] ſeine Privatbibliothek zu zeigen, die elegant arrangirt, und beſonders reich an prächtigen engliſchen Kupfer- werken iſt. Er lachte herzlich, als ich ihm erzählte, kürzlich in einem Pariſer Blatte geleſen zu haben, daß auf ſeinen Befehl Schiller ausgegraben worden ſey, um ſein Skelet in des Großherzogs Bibliothek in natura aufzuſtellen. Die Wahrheit iſt, daß blos ſeine Büſte mit denen Anderer die Säle ziert, ſein Schädel aber dennoch, wenn ich recht hörte, im Po- ſtamente derſelben verwahrt wird, allerdings eine et- was ſonderbare Ehrenbezeigung. Den Park ſah ich mit erneutem Vergnügen wieder. Die Gegend iſt zwar nicht eben reich an pittoresker Schönheit, aber die Anlagen ſind ſo verſtändig er- dacht, die einzelnen Partien ſo ſinnig und ſchön aus- geführt, daß ſie ein Gefühl der Befriedigung zurücklaſſen, welches ähnliche Beſtrebungen, auch bei günſtigerer Natur, ſelten in dem Grade hervorbrin- gen. Als neuen Zuſatz fand ich in einem weiten Run- dell, in deſſen Mittelpunkt ein herrlicher alter Baum ſteht, einen kleinen botaniſchen Garten angelegt, wo man, nach dem Linnéiſchen Syſtem geordnet, einzelne Exemplare aller im Freien aushaltenden Bäume, Sträucher und Pflanzen antrifft, die der hieſige Park und Garten enthält. Es kann keinen freundlichern Ort zum lebendigen Studium der Botanik geben, als den Sitz unter dieſem alten Baume, der wie ein ehr- würdiger Stammvater auf die ihn umgebende Ju- gend von allen Formen, Blättern, Blüthen und Far- ben herabſchaut. Im Verlauf meiner Excurſion be-

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/49>, abgerufen am 21.11.2024.