kann, weil er aus Mittelmäßigkeit entspringt, und daher auch aus diesem König einen eben so liebens- würdigen und sorglosen Roue, als schlechten Regen- ten machte. In Nischen, die rund um den zweiten Stock angebracht sind, stehen die Büsten anderer Herrscher Englands. Ich habe schon die Heinrich VIII. und der Königin Elisabeth genannt. Sie würden auch ohne die sich ihnen beimischende Erinnerung auffallen. Heinrich fett und behaglich, und so zu sa- gen gemüthlich grausam aussehend, Elisabeth männlich großartig, und doch auch weiblich boshaft. Die Büsten sind gewiß nach den besten Holbeinischen Originalien gemacht. In diesem Stocke befindet sich das berühmte Lloyd's Coffeehouse, das schmutzigste Lokal dieser Art in London, dem man es nicht an- sieht, daß hier täglich über Millionen verwandelt wer- den. Doch sind offenbar mehr Papier und Federn als Erfrischungen sichtbar.
Nahe dabei ist das schöne und ungeheure Gebäude der Bank von England, mit einer Menge großer und kleiner Säle, die größtentheils von oben beleuch- tet und zur Aufnahme der verschiedenen Comptoirs bestimmt sind. Hunderte von Verks arbeiten hier nebeneinander, und führen mechanisch die kolossalen Geschäfte, bei denen das nil admirari dem, ohne- dies gern bewundernden armen Deutschen oft schwer werden mag, besonders wenn er im Bullion office, wo die Lingots aufbewahrt werden, die Goldhaufen und Silberfässer anstaunt, die ihm die Schätze der tausend und einen Nacht zu realisiren scheinen.
kann, weil er aus Mittelmäßigkeit entſpringt, und daher auch aus dieſem König einen eben ſo liebens- würdigen und ſorgloſen Roué, als ſchlechten Regen- ten machte. In Niſchen, die rund um den zweiten Stock angebracht ſind, ſtehen die Büſten anderer Herrſcher Englands. Ich habe ſchon die Heinrich VIII. und der Königin Eliſabeth genannt. Sie würden auch ohne die ſich ihnen beimiſchende Erinnerung auffallen. Heinrich fett und behaglich, und ſo zu ſa- gen gemüthlich grauſam ausſehend, Eliſabeth männlich großartig, und doch auch weiblich boshaft. Die Büſten ſind gewiß nach den beſten Holbeiniſchen Originalien gemacht. In dieſem Stocke befindet ſich das berühmte Lloyd’s Coffeehouſe, das ſchmutzigſte Lokal dieſer Art in London, dem man es nicht an- ſieht, daß hier täglich über Millionen verwandelt wer- den. Doch ſind offenbar mehr Papier und Federn als Erfriſchungen ſichtbar.
Nahe dabei iſt das ſchöne und ungeheure Gebäude der Bank von England, mit einer Menge großer und kleiner Säle, die größtentheils von oben beleuch- tet und zur Aufnahme der verſchiedenen Comptoirs beſtimmt ſind. Hunderte von Verks arbeiten hier nebeneinander, und führen mechaniſch die koloſſalen Geſchäfte, bei denen das nil admirari dem, ohne- dies gern bewundernden armen Deutſchen oft ſchwer werden mag, beſonders wenn er im Bullion office, wo die Lingots aufbewahrt werden, die Goldhaufen und Silberfäſſer anſtaunt, die ihm die Schätze der tauſend und einen Nacht zu realiſiren ſcheinen.
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kann, weil er aus Mittelmäßigkeit entſpringt, und
daher auch aus dieſem König einen eben ſo liebens-
würdigen und ſorgloſen Roué, als ſchlechten Regen-
ten machte. In Niſchen, die rund um den zweiten
Stock angebracht ſind, ſtehen die Büſten anderer
Herrſcher Englands. Ich habe ſchon die Heinrich VIII.
und der Königin Eliſabeth genannt. Sie würden
auch ohne die ſich ihnen beimiſchende Erinnerung
auffallen. Heinrich fett und behaglich, und ſo zu ſa-
gen gemüthlich grauſam ausſehend, Eliſabeth
männlich großartig, und doch auch weiblich boshaft.
Die Büſten ſind gewiß nach den beſten Holbeiniſchen
Originalien gemacht. In dieſem Stocke befindet ſich
das berühmte Lloyd’s Coffeehouſe, das ſchmutzigſte
Lokal dieſer Art in London, dem man es nicht an-
ſieht, daß hier täglich über Millionen verwandelt wer-
den. Doch ſind offenbar mehr Papier und Federn als
Erfriſchungen ſichtbar.
Nahe dabei iſt das ſchöne und ungeheure Gebäude
der Bank von England, mit einer Menge großer
und kleiner Säle, die größtentheils von oben beleuch-
tet und zur Aufnahme der verſchiedenen Comptoirs
beſtimmt ſind. Hunderte von Verks arbeiten hier
nebeneinander, und führen mechaniſch die koloſſalen
Geſchäfte, bei denen das nil admirari dem, ohne-
dies gern bewundernden armen Deutſchen oft ſchwer
werden mag, beſonders wenn er im Bullion office,
wo die Lingots aufbewahrt werden, die Goldhaufen
und Silberfäſſer anſtaunt, die ihm die Schätze der
tauſend und einen Nacht zu realiſiren ſcheinen.
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/98>, abgerufen am 24.11.2024.
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