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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.

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ich den Hergang der Sache kurz erzählte, meinen
Namen nannte, und der Mutter Geld zurücklief,
gelang es mir endlich, wiewohl nicht ohne Mühe,
meinen Wagen wieder zu besteigen und mich aus
der Bagarre ziehen zu können. Ich befand mich nahe
am Thore, vor welchem sich ein ziemlich steiler Berg
hinabsenkt. In der Zerstreuung mochte ich auf die
Zügel nicht gehörig achten, kurz einer entglitt meiner
Hand, die wilden Pferde gingen durch, und trafen
in einem Querwege mit dem Karren eines Fracht-
fuhrmanns dermassen zusammen, daß eins davon auf
der Stelle todt blieb, und mein Wagen ganz zer-
schmettert wurde. Ich selbst ward mit unwidersteh-
licher Gewalt hinausgeschleudert und einen Augen-
blick durch den ungeheuren Chok betäubt. Im zwei-
ten fand ich mich mit dem Gesicht in den Boden ein-
gedrückt, so daß ich fast erstickte. Ueber mir aber
fühlte ich das Toben eines rasenden Thieres, und
hörte das Donnern von Schlägen, die meinen Kopf
zu treffen schienen, und dennoch mir nur wenig
Schmerz verursachten. Dazwischen vernahm ich noch
deutlich das Wehklagen vieler Umstehenden und den
Ausruf: der ist eine Leiche, schießt doch das Thier
todt. ... Bei diesen Worten erhielt ich eine Ver-
wundung am Schlaf, nach welcher ich die Besinnung
gänzlich verlor.

Als ich die Augen wieder aufschlug, lag ich mitten
in einer ärmlichen Stube auf einer Matraze, eine
alte Frau wusch mir das herabrinnende Blut vom
Kopf und Antlitz, und ein Chirurgus, mit seinen

ich den Hergang der Sache kurz erzählte, meinen
Namen nannte, und der Mutter Geld zurücklief,
gelang es mir endlich, wiewohl nicht ohne Mühe,
meinen Wagen wieder zu beſteigen und mich aus
der Bagarre ziehen zu können. Ich befand mich nahe
am Thore, vor welchem ſich ein ziemlich ſteiler Berg
hinabſenkt. In der Zerſtreuung mochte ich auf die
Zügel nicht gehörig achten, kurz einer entglitt meiner
Hand, die wilden Pferde gingen durch, und trafen
in einem Querwege mit dem Karren eines Fracht-
fuhrmanns dermaſſen zuſammen, daß eins davon auf
der Stelle todt blieb, und mein Wagen ganz zer-
ſchmettert wurde. Ich ſelbſt ward mit unwiderſteh-
licher Gewalt hinausgeſchleudert und einen Augen-
blick durch den ungeheuren Chok betäubt. Im zwei-
ten fand ich mich mit dem Geſicht in den Boden ein-
gedrückt, ſo daß ich faſt erſtickte. Ueber mir aber
fühlte ich das Toben eines raſenden Thieres, und
hörte das Donnern von Schlägen, die meinen Kopf
zu treffen ſchienen, und dennoch mir nur wenig
Schmerz verurſachten. Dazwiſchen vernahm ich noch
deutlich das Wehklagen vieler Umſtehenden und den
Ausruf: der iſt eine Leiche, ſchießt doch das Thier
todt. … Bei dieſen Worten erhielt ich eine Ver-
wundung am Schlaf, nach welcher ich die Beſinnung
gänzlich verlor.

Als ich die Augen wieder aufſchlug, lag ich mitten
in einer ärmlichen Stube auf einer Matraze, eine
alte Frau wuſch mir das herabrinnende Blut vom
Kopf und Antlitz, und ein Chirurgus, mit ſeinen

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[111/0127] ich den Hergang der Sache kurz erzählte, meinen Namen nannte, und der Mutter Geld zurücklief, gelang es mir endlich, wiewohl nicht ohne Mühe, meinen Wagen wieder zu beſteigen und mich aus der Bagarre ziehen zu können. Ich befand mich nahe am Thore, vor welchem ſich ein ziemlich ſteiler Berg hinabſenkt. In der Zerſtreuung mochte ich auf die Zügel nicht gehörig achten, kurz einer entglitt meiner Hand, die wilden Pferde gingen durch, und trafen in einem Querwege mit dem Karren eines Fracht- fuhrmanns dermaſſen zuſammen, daß eins davon auf der Stelle todt blieb, und mein Wagen ganz zer- ſchmettert wurde. Ich ſelbſt ward mit unwiderſteh- licher Gewalt hinausgeſchleudert und einen Augen- blick durch den ungeheuren Chok betäubt. Im zwei- ten fand ich mich mit dem Geſicht in den Boden ein- gedrückt, ſo daß ich faſt erſtickte. Ueber mir aber fühlte ich das Toben eines raſenden Thieres, und hörte das Donnern von Schlägen, die meinen Kopf zu treffen ſchienen, und dennoch mir nur wenig Schmerz verurſachten. Dazwiſchen vernahm ich noch deutlich das Wehklagen vieler Umſtehenden und den Ausruf: der iſt eine Leiche, ſchießt doch das Thier todt. … Bei dieſen Worten erhielt ich eine Ver- wundung am Schlaf, nach welcher ich die Beſinnung gänzlich verlor. Als ich die Augen wieder aufſchlug, lag ich mitten in einer ärmlichen Stube auf einer Matraze, eine alte Frau wuſch mir das herabrinnende Blut vom Kopf und Antlitz, und ein Chirurgus, mit ſeinen

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/127>, abgerufen am 22.12.2024.