davon wird man getäuscht, weil die Zeichner gewöhn- lich, da ihre Hauptabsicht ist, die Architektur des Ge- bäudes und seinen Umfang zu zeigen, die davorste- henden Bäume weglassen.
Eine recht zweckmäßige Sache im hiesigen Garten war ein gigantischer Parapluie, von der Größe eines kleinen Zeltes, unten mit einer eisernen Spitze ver- sehen, um ihn in den Rasen zu stecken, so daß man an jedem beliebigen Orte sich vor der Sonne geschützt darunter hinsetzen konnte.
Es war mir sehr willkommen, als der freundliche Hauswirth mich auf morgen wieder einlud, an wel- chem Tage die Hofdamen der Königin von Würtem- berg dort essen sollten, was, wenn sie hübsch sind, unsre Parthie nicht verderben wird. Nach Tisch mach- ten wir noch einen Spaziergang, und besahen eine Cottage im Thalgrund des Parks, die, überall von Berg und Wald umschlossen, einen reizenden Contrast zu der reichen Villa in der Höhe bildet, und ritten dann in der Nacht (B. und ich) bei romantischem Sternenlicht zu Haus.
Den 29sten.
Nachdem ich früh in Windsor einen Besuch bei Mistriß C .... abgestattet, deren hübsche Töchter Du aus früheren Briefen kennst, fuhr ich um 4 Uhr
davon wird man getäuſcht, weil die Zeichner gewöhn- lich, da ihre Hauptabſicht iſt, die Architektur des Ge- bäudes und ſeinen Umfang zu zeigen, die davorſte- henden Bäume weglaſſen.
Eine recht zweckmäßige Sache im hieſigen Garten war ein gigantiſcher Parapluie, von der Größe eines kleinen Zeltes, unten mit einer eiſernen Spitze ver- ſehen, um ihn in den Raſen zu ſtecken, ſo daß man an jedem beliebigen Orte ſich vor der Sonne geſchützt darunter hinſetzen konnte.
Es war mir ſehr willkommen, als der freundliche Hauswirth mich auf morgen wieder einlud, an wel- chem Tage die Hofdamen der Königin von Würtem- berg dort eſſen ſollten, was, wenn ſie hübſch ſind, unſre Parthie nicht verderben wird. Nach Tiſch mach- ten wir noch einen Spaziergang, und beſahen eine Cottage im Thalgrund des Parks, die, überall von Berg und Wald umſchloſſen, einen reizenden Contraſt zu der reichen Villa in der Höhe bildet, und ritten dann in der Nacht (B. und ich) bei romantiſchem Sternenlicht zu Haus.
Den 29ſten.
Nachdem ich früh in Windſor einen Beſuch bei Miſtriß C .... abgeſtattet, deren hübſche Töchter Du aus früheren Briefen kennſt, fuhr ich um 4 Uhr
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0168"n="152"/>
davon wird man getäuſcht, weil die Zeichner gewöhn-<lb/>
lich, da ihre Hauptabſicht iſt, die Architektur des Ge-<lb/>
bäu<hirendition="#g">des</hi> und ſeinen Umfang zu zeigen, die davorſte-<lb/>
henden Bäume weglaſſen.</p><lb/><p>Eine recht zweckmäßige Sache im hieſigen Garten<lb/>
war ein gigantiſcher Parapluie, von der Größe eines<lb/>
kleinen Zeltes, unten mit einer eiſernen Spitze ver-<lb/>ſehen, um ihn in den Raſen zu ſtecken, ſo daß man<lb/>
an jedem beliebigen Orte ſich vor der Sonne geſchützt<lb/>
darunter hinſetzen konnte.</p><lb/><p>Es war mir ſehr willkommen, als der freundliche<lb/>
Hauswirth mich auf morgen wieder einlud, an wel-<lb/>
chem Tage die Hofdamen der Königin von Würtem-<lb/>
berg dort eſſen ſollten, was, wenn ſie hübſch ſind,<lb/>
unſre Parthie nicht verderben wird. Nach Tiſch mach-<lb/>
ten wir noch einen Spaziergang, und beſahen eine<lb/>
Cottage im Thalgrund des Parks, die, überall von<lb/>
Berg und Wald umſchloſſen, einen reizenden Contraſt<lb/>
zu der reichen Villa in der Höhe bildet, und ritten<lb/>
dann in der Nacht (B. und ich) bei romantiſchem<lb/>
Sternenlicht zu Haus.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><opener><dateline><hirendition="#et">Den 29ſten.</hi></dateline></opener><lb/><p>Nachdem ich früh in Windſor einen Beſuch bei<lb/>
Miſtriß C .... abgeſtattet, deren hübſche Töchter<lb/>
Du aus früheren Briefen kennſt, fuhr ich um 4 Uhr<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[152/0168]
davon wird man getäuſcht, weil die Zeichner gewöhn-
lich, da ihre Hauptabſicht iſt, die Architektur des Ge-
bäudes und ſeinen Umfang zu zeigen, die davorſte-
henden Bäume weglaſſen.
Eine recht zweckmäßige Sache im hieſigen Garten
war ein gigantiſcher Parapluie, von der Größe eines
kleinen Zeltes, unten mit einer eiſernen Spitze ver-
ſehen, um ihn in den Raſen zu ſtecken, ſo daß man
an jedem beliebigen Orte ſich vor der Sonne geſchützt
darunter hinſetzen konnte.
Es war mir ſehr willkommen, als der freundliche
Hauswirth mich auf morgen wieder einlud, an wel-
chem Tage die Hofdamen der Königin von Würtem-
berg dort eſſen ſollten, was, wenn ſie hübſch ſind,
unſre Parthie nicht verderben wird. Nach Tiſch mach-
ten wir noch einen Spaziergang, und beſahen eine
Cottage im Thalgrund des Parks, die, überall von
Berg und Wald umſchloſſen, einen reizenden Contraſt
zu der reichen Villa in der Höhe bildet, und ritten
dann in der Nacht (B. und ich) bei romantiſchem
Sternenlicht zu Haus.
Den 29ſten.
Nachdem ich früh in Windſor einen Beſuch bei
Miſtriß C .... abgeſtattet, deren hübſche Töchter
Du aus früheren Briefen kennſt, fuhr ich um 4 Uhr
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/168>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.