ritz von Oranien, unserm Dichter Houwald so ähn- lich, daß man es unbedingt für das seinige ausge- ben könnte. Die Mischung von Statuen und Bil- dern untereinander, die hier beliebt worden ist, wirkt unvortheilhaft und schadet Beiden. Zu den Curiositäten gehört eine Familien-Reliquie, nämlich Percy Hotspur's, eines Ahnherrn des Besitzers, großes Schwerdt. Die Bibliothek diente, wie gewöhn- lich, zugleich als Salon, gewiß eine sehr zweckmäßige Sitte. Sie war überdieß hier so eingerichtet, wie Du es liebst, d. h. nur die modernsten und werth- vollsten, vor allen elegantest gebundenen Bücher in der Bibliothek aufgestellt, und für alle übrigen ein besonderer Saal im obern Stock eingeräumt. Die Schränke waren weiß lackirt, und mit mehreren Con- solen versehen, an denen man zugleich bequem hinauf- steigen konnte, um zu den obern Büchern zu ge- langen.
Die Freiheit in diesem Hause war vollkommen, wo- durch es seine Annehmlichkeit für mich verdoppelte. Hier empfand man in der That auch nicht die min- deste gene. Es waren eine Menge Gäste gegenwär- tig, worunter mehrere sehr liebenswürdige Damen. Der Hauswirth selbst ist ein sehr gelehrter Kunstken- ner und zugleich ein bedeutender Mann on the turf, denn seine Rennpferde gewinnen öfter als andere. In seinem Gestüt sah ich einen Hengst von mehr als 30jährigem Alter (Whalebone) der von mehreren Stall- knechten unterstützt werden mußte, um gehen zu kön- nen, und von dem die Fohlen dennoch, im Mutter-
ritz von Oranien, unſerm Dichter Houwald ſo ähn- lich, daß man es unbedingt für das ſeinige ausge- ben könnte. Die Miſchung von Statuen und Bil- dern untereinander, die hier beliebt worden iſt, wirkt unvortheilhaft und ſchadet Beiden. Zu den Curioſitäten gehört eine Familien-Reliquie, nämlich Percy Hotspur’s, eines Ahnherrn des Beſitzers, großes Schwerdt. Die Bibliothek diente, wie gewöhn- lich, zugleich als Salon, gewiß eine ſehr zweckmäßige Sitte. Sie war überdieß hier ſo eingerichtet, wie Du es liebſt, d. h. nur die modernſten und werth- vollſten, vor allen eleganteſt gebundenen Bücher in der Bibliothek aufgeſtellt, und für alle übrigen ein beſonderer Saal im obern Stock eingeräumt. Die Schränke waren weiß lackirt, und mit mehreren Con- ſolen verſehen, an denen man zugleich bequem hinauf- ſteigen konnte, um zu den obern Büchern zu ge- langen.
Die Freiheit in dieſem Hauſe war vollkommen, wo- durch es ſeine Annehmlichkeit für mich verdoppelte. Hier empfand man in der That auch nicht die min- deſte gêne. Es waren eine Menge Gäſte gegenwär- tig, worunter mehrere ſehr liebenswürdige Damen. Der Hauswirth ſelbſt iſt ein ſehr gelehrter Kunſtken- ner und zugleich ein bedeutender Mann on the turf, denn ſeine Rennpferde gewinnen öfter als andere. In ſeinem Geſtüt ſah ich einen Hengſt von mehr als 30jährigem Alter (Whalebone) der von mehreren Stall- knechten unterſtützt werden mußte, um gehen zu kön- nen, und von dem die Fohlen dennoch, im Mutter-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0256"n="240"/>
ritz von Oranien, unſerm Dichter Houwald ſo ähn-<lb/>
lich, daß man es unbedingt für das ſeinige ausge-<lb/>
ben könnte. Die Miſchung von Statuen und Bil-<lb/>
dern untereinander, die hier beliebt worden iſt,<lb/>
wirkt unvortheilhaft und ſchadet Beiden. Zu den<lb/>
Curioſitäten gehört eine Familien-Reliquie, nämlich<lb/>
Percy Hotspur’s, eines Ahnherrn des Beſitzers,<lb/>
großes Schwerdt. Die Bibliothek diente, wie gewöhn-<lb/>
lich, zugleich als Salon, gewiß eine ſehr zweckmäßige<lb/>
Sitte. Sie war überdieß hier ſo eingerichtet, wie<lb/>
Du es liebſt, d. h. nur die modernſten und werth-<lb/>
vollſten, vor allen eleganteſt gebundenen Bücher in<lb/>
der Bibliothek aufgeſtellt, und für alle übrigen ein<lb/>
beſonderer Saal im obern Stock eingeräumt. Die<lb/>
Schränke waren weiß lackirt, und mit mehreren Con-<lb/>ſolen verſehen, an denen man zugleich bequem hinauf-<lb/>ſteigen konnte, um zu den obern Büchern zu ge-<lb/>
langen.</p><lb/><p>Die Freiheit in dieſem Hauſe war vollkommen, wo-<lb/>
durch es ſeine Annehmlichkeit für mich verdoppelte.<lb/>
Hier empfand man in der That auch nicht die min-<lb/>
deſte <hirendition="#aq">gêne.</hi> Es waren eine Menge Gäſte gegenwär-<lb/>
tig, worunter mehrere ſehr liebenswürdige Damen.<lb/>
Der Hauswirth ſelbſt iſt ein ſehr gelehrter Kunſtken-<lb/>
ner und zugleich ein bedeutender Mann <hirendition="#aq">on the turf,</hi><lb/>
denn ſeine Rennpferde gewinnen öfter als andere.<lb/>
In ſeinem Geſtüt ſah ich einen Hengſt von mehr als<lb/>
30jährigem Alter (Whalebone) der von mehreren Stall-<lb/>
knechten unterſtützt werden mußte, um gehen zu kön-<lb/>
nen, und von dem die Fohlen dennoch, im Mutter-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[240/0256]
ritz von Oranien, unſerm Dichter Houwald ſo ähn-
lich, daß man es unbedingt für das ſeinige ausge-
ben könnte. Die Miſchung von Statuen und Bil-
dern untereinander, die hier beliebt worden iſt,
wirkt unvortheilhaft und ſchadet Beiden. Zu den
Curioſitäten gehört eine Familien-Reliquie, nämlich
Percy Hotspur’s, eines Ahnherrn des Beſitzers,
großes Schwerdt. Die Bibliothek diente, wie gewöhn-
lich, zugleich als Salon, gewiß eine ſehr zweckmäßige
Sitte. Sie war überdieß hier ſo eingerichtet, wie
Du es liebſt, d. h. nur die modernſten und werth-
vollſten, vor allen eleganteſt gebundenen Bücher in
der Bibliothek aufgeſtellt, und für alle übrigen ein
beſonderer Saal im obern Stock eingeräumt. Die
Schränke waren weiß lackirt, und mit mehreren Con-
ſolen verſehen, an denen man zugleich bequem hinauf-
ſteigen konnte, um zu den obern Büchern zu ge-
langen.
Die Freiheit in dieſem Hauſe war vollkommen, wo-
durch es ſeine Annehmlichkeit für mich verdoppelte.
Hier empfand man in der That auch nicht die min-
deſte gêne. Es waren eine Menge Gäſte gegenwär-
tig, worunter mehrere ſehr liebenswürdige Damen.
Der Hauswirth ſelbſt iſt ein ſehr gelehrter Kunſtken-
ner und zugleich ein bedeutender Mann on the turf,
denn ſeine Rennpferde gewinnen öfter als andere.
In ſeinem Geſtüt ſah ich einen Hengſt von mehr als
30jährigem Alter (Whalebone) der von mehreren Stall-
knechten unterſtützt werden mußte, um gehen zu kön-
nen, und von dem die Fohlen dennoch, im Mutter-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/256>, abgerufen am 23.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.