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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.

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zugleich wieder als Heilmittel, durch ein erfunde-
nes
Glück benutzen kann.

Ist das nun die Folge einer zufälligen physischen
Organisation, oder ein Gewinn aus eigner Kraft
durch vielleicht hundert vorhergegangene Generatio-
nen? Lebte dieses mein geistiges Individuum schon
vorher in mit einander zusammenhängenden Formen
und dauert es selbstständig fort, oder verliert es sich
nach jeder Blase, die die ewige Gährung des Welt-
alls aufwirft, wieder im Allgemeinen? Ist, wie
viele wollen, die Weltgeschichte, oder das, was in
der Zeit sich begibt, eben so wie die Natur, oder
das, was im Raume existirt, nach festen Gesetzen und
Regeln einer leitenden Hand schon in seinem ganzen
Verlauf im Voraus bestimmt, und endigt wie ein
Drama im sogenannten Sieg des Guten über das
Böse, oder bildet die freie geistige Kraft ihre Zukunft
sich, in Allem unvorherbewußt, nur unter der noth-
wendigen Bedingung ihrer eignen Existenzmöglichkeit
selbst aus? that is the question! Soviel indessen
scheint mir klar, daß wir bei Annahme der ersten
Hypothese, man drehe es wie man wolle, doch nur
mehr oder weniger alle mit einander künstliche Pup-
pen sind -- nur bei der zweiten Voraussetzung wahr-
haft freie Geister bleiben. Ich will es nicht leugnen,
es ist etwas in mir, ein unbezwingliches Urgefühl,
gleich dem innersten Bewußtseyn meiner selbst, das
mich zu dem letztern Glauben hinzieht. Es ist dies
vielleicht der Teufel! Doch verführt er mich nicht so
weit, daß ich nicht mit innigster höchster Liebe einem

zugleich wieder als Heilmittel, durch ein erfunde-
nes
Glück benutzen kann.

Iſt das nun die Folge einer zufälligen phyſiſchen
Organiſation, oder ein Gewinn aus eigner Kraft
durch vielleicht hundert vorhergegangene Generatio-
nen? Lebte dieſes mein geiſtiges Individuum ſchon
vorher in mit einander zuſammenhängenden Formen
und dauert es ſelbſtſtändig fort, oder verliert es ſich
nach jeder Blaſe, die die ewige Gährung des Welt-
alls aufwirft, wieder im Allgemeinen? Iſt, wie
viele wollen, die Weltgeſchichte, oder das, was in
der Zeit ſich begibt, eben ſo wie die Natur, oder
das, was im Raume exiſtirt, nach feſten Geſetzen und
Regeln einer leitenden Hand ſchon in ſeinem ganzen
Verlauf im Voraus beſtimmt, und endigt wie ein
Drama im ſogenannten Sieg des Guten über das
Böſe, oder bildet die freie geiſtige Kraft ihre Zukunft
ſich, in Allem unvorherbewußt, nur unter der noth-
wendigen Bedingung ihrer eignen Exiſtenzmöglichkeit
ſelbſt aus? that is the question! Soviel indeſſen
ſcheint mir klar, daß wir bei Annahme der erſten
Hypotheſe, man drehe es wie man wolle, doch nur
mehr oder weniger alle mit einander künſtliche Pup-
pen ſind — nur bei der zweiten Vorausſetzung wahr-
haft freie Geiſter bleiben. Ich will es nicht leugnen,
es iſt etwas in mir, ein unbezwingliches Urgefühl,
gleich dem innerſten Bewußtſeyn meiner ſelbſt, das
mich zu dem letztern Glauben hinzieht. Es iſt dies
vielleicht der Teufel! Doch verführt er mich nicht ſo
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[285/0303] zugleich wieder als Heilmittel, durch ein erfunde- nes Glück benutzen kann. Iſt das nun die Folge einer zufälligen phyſiſchen Organiſation, oder ein Gewinn aus eigner Kraft durch vielleicht hundert vorhergegangene Generatio- nen? Lebte dieſes mein geiſtiges Individuum ſchon vorher in mit einander zuſammenhängenden Formen und dauert es ſelbſtſtändig fort, oder verliert es ſich nach jeder Blaſe, die die ewige Gährung des Welt- alls aufwirft, wieder im Allgemeinen? Iſt, wie viele wollen, die Weltgeſchichte, oder das, was in der Zeit ſich begibt, eben ſo wie die Natur, oder das, was im Raume exiſtirt, nach feſten Geſetzen und Regeln einer leitenden Hand ſchon in ſeinem ganzen Verlauf im Voraus beſtimmt, und endigt wie ein Drama im ſogenannten Sieg des Guten über das Böſe, oder bildet die freie geiſtige Kraft ihre Zukunft ſich, in Allem unvorherbewußt, nur unter der noth- wendigen Bedingung ihrer eignen Exiſtenzmöglichkeit ſelbſt aus? that is the question! Soviel indeſſen ſcheint mir klar, daß wir bei Annahme der erſten Hypotheſe, man drehe es wie man wolle, doch nur mehr oder weniger alle mit einander künſtliche Pup- pen ſind — nur bei der zweiten Vorausſetzung wahr- haft freie Geiſter bleiben. Ich will es nicht leugnen, es iſt etwas in mir, ein unbezwingliches Urgefühl, gleich dem innerſten Bewußtſeyn meiner ſelbſt, das mich zu dem letztern Glauben hinzieht. Es iſt dies vielleicht der Teufel! Doch verführt er mich nicht ſo weit, daß ich nicht mit innigſter höchſter Liebe einem

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/303>, abgerufen am 23.12.2024.