durch ein so ungeheures Vermögen ein Privatmann eine unnatürliche Macht erhält. Dem Knaben ist in- deß zu seinen schönen Hoffnungen doch herzlich Glück zu wünschen. So viel Geld zu haben, ist etwas Großes, da man doch einmal nicht läugnen kann, daß Geld der Repräsentant der meisten Dinge auf der Welt ist. Welche wunderbare, die ganze Mensch- heit fördernde Dinge ließen sich mit einem solchen Privatvermögen, wohlangewandt, ausrichten!
Neben diesem jungen Crösus in spe interessirte mich ein berühmter Sonderling, Obrist C., der hier einige Tage verweilte. Lady M. machte mich auf ihn auf- merksam, indem sie mir folgendes erzählte: "Der ele- gante, ältliche Mann, den Sie dort sehen," sagte sie, "war schon in meiner Jugend einer der erfolg- reichsten Stutzer der Hauptstadt. Nachdem er aber sein Vermögen dabei bis auf einige tausend L. St. verthan hatte, führte ihn eines Tages sein Geschick vor eine Karte von Amerika, und plötzlich stieg der Gedanke in ihm auf, dort ein Ansiedler zu werden. Er sucht sich sogleich auf der Karte einen Fleck am See Erie aus, verkauft noch in der nämlichen Woche seine ganze Habe, läßt seinen Bedienten ein hübsches junges Mädchen heirathen, schifft sich mit beiden ein, kömmt glücklich an dem ausgesuchten Fleck mitten im Urwalde an, lebt einige Tage von der Jagd, schläft unter dem Laubdach, baut dann mit Hülfe einiger andern Ansiedler ein Blockhaus in Zeit von wenigen Tagen, das er noch jetzt bewohnt, erlangt bald einen bedeutenden Einfluß auf die umher zerstreuten Avan-
Briefe eines Verstorbenen. IV. 21
durch ein ſo ungeheures Vermögen ein Privatmann eine unnatürliche Macht erhält. Dem Knaben iſt in- deß zu ſeinen ſchönen Hoffnungen doch herzlich Glück zu wünſchen. So viel Geld zu haben, iſt etwas Großes, da man doch einmal nicht läugnen kann, daß Geld der Repräſentant der meiſten Dinge auf der Welt iſt. Welche wunderbare, die ganze Menſch- heit fördernde Dinge ließen ſich mit einem ſolchen Privatvermögen, wohlangewandt, ausrichten!
Neben dieſem jungen Cröſus in spe intereſſirte mich ein berühmter Sonderling, Obriſt C., der hier einige Tage verweilte. Lady M. machte mich auf ihn auf- merkſam, indem ſie mir folgendes erzählte: „Der ele- gante, ältliche Mann, den Sie dort ſehen,“ ſagte ſie, „war ſchon in meiner Jugend einer der erfolg- reichſten Stutzer der Hauptſtadt. Nachdem er aber ſein Vermögen dabei bis auf einige tauſend L. St. verthan hatte, führte ihn eines Tages ſein Geſchick vor eine Karte von Amerika, und plötzlich ſtieg der Gedanke in ihm auf, dort ein Anſiedler zu werden. Er ſucht ſich ſogleich auf der Karte einen Fleck am See Erie aus, verkauft noch in der nämlichen Woche ſeine ganze Habe, läßt ſeinen Bedienten ein hübſches junges Mädchen heirathen, ſchifft ſich mit beiden ein, kömmt glücklich an dem ausgeſuchten Fleck mitten im Urwalde an, lebt einige Tage von der Jagd, ſchläft unter dem Laubdach, baut dann mit Hülfe einiger andern Anſiedler ein Blockhaus in Zeit von wenigen Tagen, das er noch jetzt bewohnt, erlangt bald einen bedeutenden Einfluß auf die umher zerſtreuten Avan-
Briefe eines Verſtorbenen. IV. 21
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durch ein ſo ungeheures Vermögen ein Privatmann
eine unnatürliche Macht erhält. Dem Knaben iſt in-
deß zu ſeinen ſchönen Hoffnungen doch herzlich Glück
zu wünſchen. So viel Geld zu haben, iſt etwas
Großes, da man doch einmal nicht läugnen kann,
daß Geld der Repräſentant der meiſten Dinge auf
der Welt iſt. Welche wunderbare, die ganze Menſch-
heit fördernde Dinge ließen ſich mit einem ſolchen
Privatvermögen, wohlangewandt, ausrichten!
Neben dieſem jungen Cröſus in spe intereſſirte mich
ein berühmter Sonderling, Obriſt C., der hier einige
Tage verweilte. Lady M. machte mich auf ihn auf-
merkſam, indem ſie mir folgendes erzählte: „Der ele-
gante, ältliche Mann, den Sie dort ſehen,“ ſagte
ſie, „war ſchon in meiner Jugend einer der erfolg-
reichſten Stutzer der Hauptſtadt. Nachdem er aber
ſein Vermögen dabei bis auf einige tauſend L. St.
verthan hatte, führte ihn eines Tages ſein Geſchick
vor eine Karte von Amerika, und plötzlich ſtieg der
Gedanke in ihm auf, dort ein Anſiedler zu werden.
Er ſucht ſich ſogleich auf der Karte einen Fleck am
See Erie aus, verkauft noch in der nämlichen Woche
ſeine ganze Habe, läßt ſeinen Bedienten ein hübſches
junges Mädchen heirathen, ſchifft ſich mit beiden ein,
kömmt glücklich an dem ausgeſuchten Fleck mitten im
Urwalde an, lebt einige Tage von der Jagd, ſchläft
unter dem Laubdach, baut dann mit Hülfe einiger
andern Anſiedler ein Blockhaus in Zeit von wenigen
Tagen, das er noch jetzt bewohnt, erlangt bald einen
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/339>, abgerufen am 23.12.2024.
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