rendes Wesen, die vollendete Kunst des feinen Um- gangs, gewinnende Aisance, und eine durch Witz und Leichtigkeit fesselnde Unterhaltung gewissermassen gerechtfertigt, oder wenigstens entschuldigt. Was bie- tet uns dagegen ein englischer Dandy dar!
Sein höchster Triumph ist, mit den hölzernsten Manieren, ungestraft so ungeschliffen als möglich aufzutreten, ja selbst seine Höflichkeiten so einzurich- ten, daß sie der Beleidigung nahe sind, in welchem letztern Benehmen er besonders seine Celebrität sucht. Statt nobler Aisance, sich jeder Gene der Schicklich- keit entledigen zu dürfen, das Verhältniß mit den Frauen dahin umzukehren, daß diese als der angrei- fende und er nur als der duldende Theil erscheint, seine beßten Bekannten, sobald sie ihm nicht durch die Fashion imponiren, gelegentlich aus Laune so zu be- handeln, als kenne er sie nicht mehr "to cut them" wie der Kunstausdruck heißt, den unsäglich faden Jargon und die Affektation seines "set" gut inne zu haben, und stets zu wissen, was "the thing" ist -- das ohngefähr macht den jungen "Lion" in der Mo- dewelt. Hat er noch dazu eine besonders hübsche Maitresse, und ist es ihm nebenbei gelungen, irgend eine Thörin zu verführen, die albern genug war, sich der Mode zu opfern, und Mann und Kinder seinet- wegen zu verlassen, so erhält seine Reputation ei- nen noch höhern Nimbus. Verschwendet er dabei auch noch viel Geld, ist er jung und hat einen Na- men im Peerage-Buch, so kann es ihm kaum mehr
rendes Weſen, die vollendete Kunſt des feinen Um- gangs, gewinnende Aiſance, und eine durch Witz und Leichtigkeit feſſelnde Unterhaltung gewiſſermaſſen gerechtfertigt, oder wenigſtens entſchuldigt. Was bie- tet uns dagegen ein engliſcher Dandy dar!
Sein höchſter Triumph iſt, mit den hölzernſten Manieren, ungeſtraft ſo ungeſchliffen als möglich aufzutreten, ja ſelbſt ſeine Höflichkeiten ſo einzurich- ten, daß ſie der Beleidigung nahe ſind, in welchem letztern Benehmen er beſonders ſeine Celebrität ſucht. Statt nobler Aiſance, ſich jeder Gêne der Schicklich- keit entledigen zu dürfen, das Verhältniß mit den Frauen dahin umzukehren, daß dieſe als der angrei- fende und er nur als der duldende Theil erſcheint, ſeine beßten Bekannten, ſobald ſie ihm nicht durch die Faſhion imponiren, gelegentlich aus Laune ſo zu be- handeln, als kenne er ſie nicht mehr „to cut them“ wie der Kunſtausdruck heißt, den unſäglich faden Jargon und die Affektation ſeines „set“ gut inne zu haben, und ſtets zu wiſſen, was „the thing“ iſt — das ohngefähr macht den jungen „Lion“ in der Mo- dewelt. Hat er noch dazu eine beſonders hübſche Maitreſſe, und iſt es ihm nebenbei gelungen, irgend eine Thörin zu verführen, die albern genug war, ſich der Mode zu opfern, und Mann und Kinder ſeinet- wegen zu verlaſſen, ſo erhält ſeine Reputation ei- nen noch höhern Nimbus. Verſchwendet er dabei auch noch viel Geld, iſt er jung und hat einen Na- men im Peerage-Buch, ſo kann es ihm kaum mehr
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rendes Weſen, die vollendete Kunſt des feinen Um-
gangs, gewinnende Aiſance, und eine durch Witz
und Leichtigkeit feſſelnde Unterhaltung gewiſſermaſſen
gerechtfertigt, oder wenigſtens entſchuldigt. Was bie-
tet uns dagegen ein engliſcher Dandy dar!
Sein höchſter Triumph iſt, mit den hölzernſten
Manieren, ungeſtraft ſo ungeſchliffen als möglich
aufzutreten, ja ſelbſt ſeine Höflichkeiten ſo einzurich-
ten, daß ſie der Beleidigung nahe ſind, in welchem
letztern Benehmen er beſonders ſeine Celebrität ſucht.
Statt nobler Aiſance, ſich jeder Gêne der Schicklich-
keit entledigen zu dürfen, das Verhältniß mit den
Frauen dahin umzukehren, daß dieſe als der angrei-
fende und er nur als der duldende Theil erſcheint,
ſeine beßten Bekannten, ſobald ſie ihm nicht durch die
Faſhion imponiren, gelegentlich aus Laune ſo zu be-
handeln, als kenne er ſie nicht mehr „to cut them“
wie der Kunſtausdruck heißt, den unſäglich faden
Jargon und die Affektation ſeines „set“ gut inne zu
haben, und ſtets zu wiſſen, was „the thing“ iſt —
das ohngefähr macht den jungen „Lion“ in der Mo-
dewelt. Hat er noch dazu eine beſonders hübſche
Maitreſſe, und iſt es ihm nebenbei gelungen, irgend
eine Thörin zu verführen, die albern genug war, ſich
der Mode zu opfern, und Mann und Kinder ſeinet-
wegen zu verlaſſen, ſo erhält ſeine Reputation ei-
nen noch höhern Nimbus. Verſchwendet er dabei
auch noch viel Geld, iſt er jung und hat einen Na-
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/418>, abgerufen am 22.12.2024.
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