Uebrigens ist die hiesige Season, wenn man, als lernbegieriger Fremder, alle Gradationen der haus- machenden Welt sehen will, kaum auszuhalten. Mehr wie 40 Einladungen liegen auf meinem Tische, fünf bis sechs zu einem Tage. Alle diese Gastgeber wol- len nachher früh Visiten haben, und um höflich zu seyn, muß man sie in Person machen. C'est la mer a boire, und dennoch sehe ich Abends beim Vorbei- fahren immer noch vor vielen Dutzenden mir unbe- kannter Häuser, ebenfalls dichte Wagenburgen stehen, durch die man sich mühsam durchdrängen muß.
Ein Ball, dem ich neulich beiwohnte, war beson- ders prachtvoll, auch einige königliche Prinzen zuge- gen, und wenn dies der Fall ist, hat die Eitelkeit der Wirthe die Mode eingeführt, dies immer schon auf den Einladungskarten anzuzeigen.
"To meet his royal highness" etc. ist die lächer- liche Phrase. Der ganze Garten des Hauses war überbaut und zu großen Sälen umgeschaffen, die man in weißen und Rosa-Mousselin drapirt, mit enormen Spiegeln und 50 Kronleuchtern von Bronze ausgeschmückt, und durch die Blumen aller Zonen parfumirt hatte. Die Herzogin von Clarence beehrte das Fest mit ihrer Gegenwart, und Alles drängte sich, sie zu sehen, denn sie ist eine jener seltnen Prin- zessinnen, deren Persönlichkeit weit mehr Ehrfurcht als ihr Rang gebietet, und deren unendliche Güte, und im höchsten Grade liebenswerther Charakter ihr eine Popularität in England gegeben haben, auf die wir
Uebrigens iſt die hieſige Seaſon, wenn man, als lernbegieriger Fremder, alle Gradationen der haus- machenden Welt ſehen will, kaum auszuhalten. Mehr wie 40 Einladungen liegen auf meinem Tiſche, fünf bis ſechs zu einem Tage. Alle dieſe Gaſtgeber wol- len nachher früh Viſiten haben, und um höflich zu ſeyn, muß man ſie in Perſon machen. C’est la mer à boire, und dennoch ſehe ich Abends beim Vorbei- fahren immer noch vor vielen Dutzenden mir unbe- kannter Häuſer, ebenfalls dichte Wagenburgen ſtehen, durch die man ſich mühſam durchdrängen muß.
Ein Ball, dem ich neulich beiwohnte, war beſon- ders prachtvoll, auch einige königliche Prinzen zuge- gen, und wenn dies der Fall iſt, hat die Eitelkeit der Wirthe die Mode eingeführt, dies immer ſchon auf den Einladungskarten anzuzeigen.
„To meet his royal highness“ etc. iſt die lächer- liche Phraſe. Der ganze Garten des Hauſes war überbaut und zu großen Sälen umgeſchaffen, die man in weißen und Roſa-Mouſſelin drapirt, mit enormen Spiegeln und 50 Kronleuchtern von Bronze ausgeſchmückt, und durch die Blumen aller Zonen parfumirt hatte. Die Herzogin von Clarence beehrte das Feſt mit ihrer Gegenwart, und Alles drängte ſich, ſie zu ſehen, denn ſie iſt eine jener ſeltnen Prin- zeſſinnen, deren Perſönlichkeit weit mehr Ehrfurcht als ihr Rang gebietet, und deren unendliche Güte, und im höchſten Grade liebenswerther Charakter ihr eine Popularität in England gegeben haben, auf die wir
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Uebrigens iſt die hieſige Seaſon, wenn man, als
lernbegieriger Fremder, alle Gradationen der haus-
machenden Welt ſehen will, kaum auszuhalten. Mehr
wie 40 Einladungen liegen auf meinem Tiſche, fünf
bis ſechs zu einem Tage. Alle dieſe Gaſtgeber wol-
len nachher früh Viſiten haben, und um höflich zu
ſeyn, muß man ſie in Perſon machen. C’est la mer
à boire, und dennoch ſehe ich Abends beim Vorbei-
fahren immer noch vor vielen Dutzenden mir unbe-
kannter Häuſer, ebenfalls dichte Wagenburgen ſtehen,
durch die man ſich mühſam durchdrängen muß.
Ein Ball, dem ich neulich beiwohnte, war beſon-
ders prachtvoll, auch einige königliche Prinzen zuge-
gen, und wenn dies der Fall iſt, hat die Eitelkeit
der Wirthe die Mode eingeführt, dies immer ſchon
auf den Einladungskarten anzuzeigen.
„To meet his royal highness“ etc. iſt die lächer-
liche Phraſe. Der ganze Garten des Hauſes war
überbaut und zu großen Sälen umgeſchaffen, die
man in weißen und Roſa-Mouſſelin drapirt, mit
enormen Spiegeln und 50 Kronleuchtern von Bronze
ausgeſchmückt, und durch die Blumen aller Zonen
parfumirt hatte. Die Herzogin von Clarence beehrte
das Feſt mit ihrer Gegenwart, und Alles drängte
ſich, ſie zu ſehen, denn ſie iſt eine jener ſeltnen Prin-
zeſſinnen, deren Perſönlichkeit weit mehr Ehrfurcht
als ihr Rang gebietet, und deren unendliche Güte, und
im höchſten Grade liebenswerther Charakter ihr eine
Popularität in England gegeben haben, auf die wir
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/46>, abgerufen am 22.12.2024.
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