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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.

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2) Henrich der I. 919-936.
wieviel und welche Städte eigentlich gleich da-
mals erbauet seyn mögen (r).

Wahrscheinlich sind manche Städte so entstan-V.
den, daß Orte, wo schon mehrere Gebäude, etwa
bey einer bischöflichen Kirche oder bey einem Klo-
ster, oder Schlosse beysammen waren, in ver-
größertem Umfange mit Mauern umgeben wurden.
Da hieng die Eintheilung der Straßen natürlicher
Weise sehr vom Zufall ab, wie nach und nach
ein Haus am andern angebauet wurde. Doch wo
auch Städte von Grundaus neu erbauet sind, darf
man sich doch nicht wundern, wenn so wenige
Regelmäßigkeit dabey beobachtet, und von Voll-
kommenheiten einer Stadtpolizey nach den Begrif-
fen, die wir uns jetzt davon machen, so wenig in
Anwendung gebracht worden, da diese Geschichte
theils in Zeiten der ärgsten Unwissenheit fällt, theils
nur eine Zeit von neun Jahren, die sich Henrich
in einem Waffenstillstande mit den Ungarn ausbe-
dungen hatte, zur Erbauung der ersten Städte ge-
braucht werden konnte. Unter solchen Umständen
ist vielmehr zu bewundern, daß schon soviel gesche-
hen ist, und daß die vorher von dieser Art Lebens
so entfernt gewesene Nation noch sobald in den
Geschmack des städtischen Lebens eingeleitet werden
können; wovon die größte Probe war, daß auch

nach
(r) Wahrscheinlich ist Soest in Westphalen
eine der ersten von Henrich erbauten Städte. We-
niastens findet sich schon eine Urkunde von Otto
dem Großen von 062., wo es heißt: Actum in
Suosacz. Schaten. annal. Paderborn. tom. 1. p.

266. Sonst nennt man auch noch Quedlinburg,
Nordhausen, Duderstadt, Merseburg etc.

2) Henrich der I. 919-936.
wieviel und welche Staͤdte eigentlich gleich da-
mals erbauet ſeyn moͤgen (r).

Wahrſcheinlich ſind manche Staͤdte ſo entſtan-V.
den, daß Orte, wo ſchon mehrere Gebaͤude, etwa
bey einer biſchoͤflichen Kirche oder bey einem Klo-
ſter, oder Schloſſe beyſammen waren, in ver-
groͤßertem Umfange mit Mauern umgeben wurden.
Da hieng die Eintheilung der Straßen natuͤrlicher
Weiſe ſehr vom Zufall ab, wie nach und nach
ein Haus am andern angebauet wurde. Doch wo
auch Staͤdte von Grundaus neu erbauet ſind, darf
man ſich doch nicht wundern, wenn ſo wenige
Regelmaͤßigkeit dabey beobachtet, und von Voll-
kommenheiten einer Stadtpolizey nach den Begrif-
fen, die wir uns jetzt davon machen, ſo wenig in
Anwendung gebracht worden, da dieſe Geſchichte
theils in Zeiten der aͤrgſten Unwiſſenheit faͤllt, theils
nur eine Zeit von neun Jahren, die ſich Henrich
in einem Waffenſtillſtande mit den Ungarn ausbe-
dungen hatte, zur Erbauung der erſten Staͤdte ge-
braucht werden konnte. Unter ſolchen Umſtaͤnden
iſt vielmehr zu bewundern, daß ſchon ſoviel geſche-
hen iſt, und daß die vorher von dieſer Art Lebens
ſo entfernt geweſene Nation noch ſobald in den
Geſchmack des ſtaͤdtiſchen Lebens eingeleitet werden
koͤnnen; wovon die groͤßte Probe war, daß auch

nach
(r) Wahrſcheinlich iſt Soeſt in Weſtphalen
eine der erſten von Henrich erbauten Staͤdte. We-
niaſtens findet ſich ſchon eine Urkunde von Otto
dem Großen von 062., wo es heißt: Actum in
Suoſacz. Schaten. annal. Paderborn. tom. 1. p.

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Nordhauſen, Duderſtadt, Merſeburg ꝛc.
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[107/0141] 2) Henrich der I. 919-936. wieviel und welche Staͤdte eigentlich gleich da- mals erbauet ſeyn moͤgen (r). Wahrſcheinlich ſind manche Staͤdte ſo entſtan- den, daß Orte, wo ſchon mehrere Gebaͤude, etwa bey einer biſchoͤflichen Kirche oder bey einem Klo- ſter, oder Schloſſe beyſammen waren, in ver- groͤßertem Umfange mit Mauern umgeben wurden. Da hieng die Eintheilung der Straßen natuͤrlicher Weiſe ſehr vom Zufall ab, wie nach und nach ein Haus am andern angebauet wurde. Doch wo auch Staͤdte von Grundaus neu erbauet ſind, darf man ſich doch nicht wundern, wenn ſo wenige Regelmaͤßigkeit dabey beobachtet, und von Voll- kommenheiten einer Stadtpolizey nach den Begrif- fen, die wir uns jetzt davon machen, ſo wenig in Anwendung gebracht worden, da dieſe Geſchichte theils in Zeiten der aͤrgſten Unwiſſenheit faͤllt, theils nur eine Zeit von neun Jahren, die ſich Henrich in einem Waffenſtillſtande mit den Ungarn ausbe- dungen hatte, zur Erbauung der erſten Staͤdte ge- braucht werden konnte. Unter ſolchen Umſtaͤnden iſt vielmehr zu bewundern, daß ſchon ſoviel geſche- hen iſt, und daß die vorher von dieſer Art Lebens ſo entfernt geweſene Nation noch ſobald in den Geſchmack des ſtaͤdtiſchen Lebens eingeleitet werden koͤnnen; wovon die groͤßte Probe war, daß auch nach V. (r) Wahrſcheinlich iſt Soeſt in Weſtphalen eine der erſten von Henrich erbauten Staͤdte. We- niaſtens findet ſich ſchon eine Urkunde von Otto dem Großen von 062., wo es heißt: Actum in Suoſacz. Schaten. annal. Paderborn. tom. 1. p. 266. Sonſt nennt man auch noch Quedlinburg, Nordhauſen, Duderſtadt, Merſeburg ꝛc.

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/141>, abgerufen am 28.11.2024.