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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.

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II. Mittlere Zeiten a) 888-1235.
gang mit allen davon zu erwartenden üblen Folgen ein-
riß, die seitdem dem catholischen Theile von Europa
und Teutschland bis auf den heutigen Tag nicht
anders als zur drückenden Last gereichen können (l).


XII.

Noch eine neue Gattung geistlicher Stiftun-
gen eröffnete sich endlich mit den geistlichen Rit-
terorden,
wozu die Kreuzzüge den Anlaß gaben;
anfangs in der Hauptabsicht, die kranken Pilgri-
me zu Jerusalem im Hospitale zu pflegen; bald
zugleich in der damit verbundenen Absicht, sie ge-
gen Anfälle der Ungläubigen zu schützen, woraus
am Ende der allgemeine Zweck erwuchs, sich zu
Kriegen gegen Feinde der Christlichen Religion ge-
brauchen zu laßen. So entstanden 1099. Johan-

niter,
das neue Institut den Stolz und die Bequemlich-
keit der Mönche zu sehr begünstigte, und für die
Klosteröconomie eine Ausbreitung erlaubte, welche sie
nach der alten Einrichtung nie hätte erhalten können."
Spittlers Gesch. der Christl. Kirche (Aufl. 2.)
S. 298. Der Abt Wilhelm zu Hirschau unterhielt
150. Mönche, die dem Chore gewidmet waren;
dann 60. Laienbrüder oder fratres conuersos, wie
man sie nannte, die zwar den Ordenshabit tru-
gen, aber arbeiten mußten; und überdas noch 50.
andere Brüder (oblatos) in weltlichen Kleidern, die
alles nothwendige zum Kloster bringen mußten,
damit auch jene Laienbrüder nicht Ursache hätten,
außer dem Kloster herumzuschweifen. Lori Bair.
Gesch. S. 657.
(l) Man sehe z. B. nur die Menge der Klöster,
die nur in Baiern in den Jahren 1074 -- 1156.
nach einander gestiftet wurden, bey Lori am a. O.
S. 656. Auch die Nonnenklöster wurden von
allerley Orden so vermehrt, daß schier neben jedem
Mannskloster eines derselben erbauet wurde. Lori
eben das. S. 659.

II. Mittlere Zeiten a) 888-1235.
gang mit allen davon zu erwartenden uͤblen Folgen ein-
riß, die ſeitdem dem catholiſchen Theile von Europa
und Teutſchland bis auf den heutigen Tag nicht
anders als zur druͤckenden Laſt gereichen koͤnnen (l).


XII.

Noch eine neue Gattung geiſtlicher Stiftun-
gen eroͤffnete ſich endlich mit den geiſtlichen Rit-
terorden,
wozu die Kreuzzuͤge den Anlaß gaben;
anfangs in der Hauptabſicht, die kranken Pilgri-
me zu Jeruſalem im Hoſpitale zu pflegen; bald
zugleich in der damit verbundenen Abſicht, ſie ge-
gen Anfaͤlle der Unglaͤubigen zu ſchuͤtzen, woraus
am Ende der allgemeine Zweck erwuchs, ſich zu
Kriegen gegen Feinde der Chriſtlichen Religion ge-
brauchen zu laßen. So entſtanden 1099. Johan-

niter,
das neue Inſtitut den Stolz und die Bequemlich-
keit der Moͤnche zu ſehr beguͤnſtigte, und fuͤr die
Kloſteroͤconomie eine Ausbreitung erlaubte, welche ſie
nach der alten Einrichtung nie haͤtte erhalten koͤnnen.”
Spittlers Geſch. der Chriſtl. Kirche (Aufl. 2.)
S. 298. Der Abt Wilhelm zu Hirſchau unterhielt
150. Moͤnche, die dem Chore gewidmet waren;
dann 60. Laienbruͤder oder fratres conuerſos, wie
man ſie nannte, die zwar den Ordenshabit tru-
gen, aber arbeiten mußten; und uͤberdas noch 50.
andere Bruͤder (oblatos) in weltlichen Kleidern, die
alles nothwendige zum Kloſter bringen mußten,
damit auch jene Laienbruͤder nicht Urſache haͤtten,
außer dem Kloſter herumzuſchweifen. Lori Bair.
Geſch. S. 657.
(l) Man ſehe z. B. nur die Menge der Kloͤſter,
die nur in Baiern in den Jahren 1074 — 1156.
nach einander geſtiftet wurden, bey Lori am a. O.
S. 656. Auch die Nonnenkloͤſter wurden von
allerley Orden ſo vermehrt, daß ſchier neben jedem
Mannskloſter eines derſelben erbauet wurde. Lori
eben daſ. S. 659.
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[162/0196] II. Mittlere Zeiten a) 888-1235. gang mit allen davon zu erwartenden uͤblen Folgen ein- riß, die ſeitdem dem catholiſchen Theile von Europa und Teutſchland bis auf den heutigen Tag nicht anders als zur druͤckenden Laſt gereichen koͤnnen (l). Noch eine neue Gattung geiſtlicher Stiftun- gen eroͤffnete ſich endlich mit den geiſtlichen Rit- terorden, wozu die Kreuzzuͤge den Anlaß gaben; anfangs in der Hauptabſicht, die kranken Pilgri- me zu Jeruſalem im Hoſpitale zu pflegen; bald zugleich in der damit verbundenen Abſicht, ſie ge- gen Anfaͤlle der Unglaͤubigen zu ſchuͤtzen, woraus am Ende der allgemeine Zweck erwuchs, ſich zu Kriegen gegen Feinde der Chriſtlichen Religion ge- brauchen zu laßen. So entſtanden 1099. Johan- niter, (k) (l) Man ſehe z. B. nur die Menge der Kloͤſter, die nur in Baiern in den Jahren 1074 — 1156. nach einander geſtiftet wurden, bey Lori am a. O. S. 656. Auch die Nonnenkloͤſter wurden von allerley Orden ſo vermehrt, daß ſchier neben jedem Mannskloſter eines derſelben erbauet wurde. Lori eben daſ. S. 659. (k) das neue Inſtitut den Stolz und die Bequemlich- keit der Moͤnche zu ſehr beguͤnſtigte, und fuͤr die Kloſteroͤconomie eine Ausbreitung erlaubte, welche ſie nach der alten Einrichtung nie haͤtte erhalten koͤnnen.” Spittlers Geſch. der Chriſtl. Kirche (Aufl. 2.) S. 298. Der Abt Wilhelm zu Hirſchau unterhielt 150. Moͤnche, die dem Chore gewidmet waren; dann 60. Laienbruͤder oder fratres conuerſos, wie man ſie nannte, die zwar den Ordenshabit tru- gen, aber arbeiten mußten; und uͤberdas noch 50. andere Bruͤder (oblatos) in weltlichen Kleidern, die alles nothwendige zum Kloſter bringen mußten, damit auch jene Laienbruͤder nicht Urſache haͤtten, außer dem Kloſter herumzuſchweifen. Lori Bair. Geſch. S. 657.

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/196>, abgerufen am 23.11.2024.