Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

II. Mittl. Zeiten a) 888-1235. 12) Frdr. II.
trag der Sache ersucht hatte, wenn er sich nicht dar-
auf einlassen wollte. War aber einmal die Sache
würklich zum Austrag gediehen, so würde man es
beynahe für ehrlos gehalten haben, wenn man als-
dann den Austragsweise erfolgten Spruch nicht befol-
gen wollte. So läßt sichs begreifen, wie daraus
ein Recht erwachsen können, das bis auf den heu-
tigen Tag als ein Kleinod des Fürstenstandes und
derer, die es hergebracht haben, angesehen wird;
daß nehmlich ein solcher Beklagter ordentlicher
Weise nicht gleich bey einem der höchsten Reichs-
gerichte belanget werden kann, sondern erst vom
Kläger ersucht werden muß, vor einem von bei-
den Theilen zu vergleichenden dritten Fürsten oder
andern Schiedsrichter zu Recht zu stehen. Das
heißt noch jetzt das Recht der Austräge oder
Austrägalinstanz Teutscher Fürsten.



Drit-

II. Mittl. Zeiten a) 888-1235. 12) Frdr. II.
trag der Sache erſucht hatte, wenn er ſich nicht dar-
auf einlaſſen wollte. War aber einmal die Sache
wuͤrklich zum Austrag gediehen, ſo wuͤrde man es
beynahe fuͤr ehrlos gehalten haben, wenn man als-
dann den Austragsweiſe erfolgten Spruch nicht befol-
gen wollte. So laͤßt ſichs begreifen, wie daraus
ein Recht erwachſen koͤnnen, das bis auf den heu-
tigen Tag als ein Kleinod des Fuͤrſtenſtandes und
derer, die es hergebracht haben, angeſehen wird;
daß nehmlich ein ſolcher Beklagter ordentlicher
Weiſe nicht gleich bey einem der hoͤchſten Reichs-
gerichte belanget werden kann, ſondern erſt vom
Klaͤger erſucht werden muß, vor einem von bei-
den Theilen zu vergleichenden dritten Fuͤrſten oder
andern Schiedsrichter zu Recht zu ſtehen. Das
heißt noch jetzt das Recht der Austraͤge oder
Auſtraͤgalinſtanz Teutſcher Fuͤrſten.



Drit- 
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0248" n="214"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Mittl. Zeiten <hi rendition="#aq">a</hi>) 888-1235. 12) Frdr. <hi rendition="#aq">II.</hi></hi></fw><lb/>
trag der Sache er&#x017F;ucht hatte, wenn er &#x017F;ich nicht dar-<lb/>
auf einla&#x017F;&#x017F;en wollte. War aber einmal die Sache<lb/>
wu&#x0364;rklich zum Austrag gediehen, &#x017F;o wu&#x0364;rde man es<lb/>
beynahe fu&#x0364;r ehrlos gehalten haben, wenn man als-<lb/>
dann den Austragswei&#x017F;e erfolgten Spruch nicht befol-<lb/>
gen wollte. So la&#x0364;ßt &#x017F;ichs begreifen, wie daraus<lb/>
ein Recht erwach&#x017F;en ko&#x0364;nnen, das bis auf den heu-<lb/>
tigen Tag als ein Kleinod des Fu&#x0364;r&#x017F;ten&#x017F;tandes und<lb/>
derer, die es hergebracht haben, ange&#x017F;ehen wird;<lb/>
daß nehmlich ein &#x017F;olcher Beklagter ordentlicher<lb/>
Wei&#x017F;e nicht gleich bey einem der ho&#x0364;ch&#x017F;ten Reichs-<lb/>
gerichte belanget werden kann, &#x017F;ondern er&#x017F;t vom<lb/>
Kla&#x0364;ger er&#x017F;ucht werden muß, vor einem von bei-<lb/>
den Theilen zu vergleichenden dritten Fu&#x0364;r&#x017F;ten oder<lb/>
andern Schiedsrichter zu Recht zu &#x017F;tehen. Das<lb/>
heißt noch jetzt das Recht der Austra&#x0364;ge oder<lb/>
Au&#x017F;tra&#x0364;galin&#x017F;tanz Teut&#x017F;cher Fu&#x0364;r&#x017F;ten.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Drit-</hi> </hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[214/0248] II. Mittl. Zeiten a) 888-1235. 12) Frdr. II. trag der Sache erſucht hatte, wenn er ſich nicht dar- auf einlaſſen wollte. War aber einmal die Sache wuͤrklich zum Austrag gediehen, ſo wuͤrde man es beynahe fuͤr ehrlos gehalten haben, wenn man als- dann den Austragsweiſe erfolgten Spruch nicht befol- gen wollte. So laͤßt ſichs begreifen, wie daraus ein Recht erwachſen koͤnnen, das bis auf den heu- tigen Tag als ein Kleinod des Fuͤrſtenſtandes und derer, die es hergebracht haben, angeſehen wird; daß nehmlich ein ſolcher Beklagter ordentlicher Weiſe nicht gleich bey einem der hoͤchſten Reichs- gerichte belanget werden kann, ſondern erſt vom Klaͤger erſucht werden muß, vor einem von bei- den Theilen zu vergleichenden dritten Fuͤrſten oder andern Schiedsrichter zu Recht zu ſtehen. Das heißt noch jetzt das Recht der Austraͤge oder Auſtraͤgalinſtanz Teutſcher Fuͤrſten. Drit-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/248
Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/248>, abgerufen am 22.11.2024.