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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.

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5) Erfolg d. Reichstags 1530. bis 1555.
gestatten, wie von dem Jahre 1535. an geschah;
und da ferner in Churbrandenburg 1537. dem
Churfürsten Joachim dem I. sein Sohn Joachim
der II. folgte, der schon seit 1532. sich der Re-
formation gewogen erklärt hatte, und nach dem
Beyspiele seines Bruders, des Marggrafen Johan-
nes von Cüstrin, der schon 1538. zu Cüstrin da-
mit den Anfang machte, 1539. der Reformation
in seinem ganzen lande den Lauf ließ.

In eben diesem Jahre 1539. fiel mit dem TodeVIII.
Herzog Georgs von Sachsen, dessen Söhne schon
vor ihm gestorben waren, sein Land an seinen Bru-
der Henrich, der schon seit 1537. sich evangelisch
erklärt hatte, und nun auch in diesem Theile der
Sächsischen Lande der bisher daselbst unterdrückten
Lehre zur großen Freude der Unterthanen Platz
gab (r). Eben das geschah auch vom Pfalzgra-
fen Otto Henrich von Neuburg, ingleichen von der
Abtissinn zu Quedlinburg, und in den Städten
Halberstadt, Magdeburg, Halle in Sachsen und
Regensburg.

Noch größer Aufsehen machte es, als der Chur-IX.
fürst von Sachsen im Jahre 1541. in dem eben
damals erledigten Hochstifte Naumburg nicht zu-

geben
(r) Also weit entfernt, daß dieses Beyspiel
zum Gegenbeweise dienen sollte, daß die evangeli-
sche Religion von Landesherren ohne Beystimmung
ihrer Unterthanen eingeführt worden sey, wie Joh.
Ant. Mertens vom Religionsverhältnisse der Teut-
schen Reichstagsstimmen (Wien 1784. 8.) S. 60. 61.
mit einer zugleich bezeigten Verwunderung, wie
ich meinen Freunden "eine so offenbare Unwahrheit
"vorpfeifen möge," zu erkennen gibt.

5) Erfolg d. Reichstags 1530. bis 1555.
geſtatten, wie von dem Jahre 1535. an geſchah;
und da ferner in Churbrandenburg 1537. dem
Churfuͤrſten Joachim dem I. ſein Sohn Joachim
der II. folgte, der ſchon ſeit 1532. ſich der Re-
formation gewogen erklaͤrt hatte, und nach dem
Beyſpiele ſeines Bruders, des Marggrafen Johan-
nes von Cuͤſtrin, der ſchon 1538. zu Cuͤſtrin da-
mit den Anfang machte, 1539. der Reformation
in ſeinem ganzen lande den Lauf ließ.

In eben dieſem Jahre 1539. fiel mit dem TodeVIII.
Herzog Georgs von Sachſen, deſſen Soͤhne ſchon
vor ihm geſtorben waren, ſein Land an ſeinen Bru-
der Henrich, der ſchon ſeit 1537. ſich evangeliſch
erklaͤrt hatte, und nun auch in dieſem Theile der
Saͤchſiſchen Lande der bisher daſelbſt unterdruͤckten
Lehre zur großen Freude der Unterthanen Platz
gab (r). Eben das geſchah auch vom Pfalzgra-
fen Otto Henrich von Neuburg, ingleichen von der
Abtiſſinn zu Quedlinburg, und in den Staͤdten
Halberſtadt, Magdeburg, Halle in Sachſen und
Regensburg.

Noch groͤßer Aufſehen machte es, als der Chur-IX.
fuͤrſt von Sachſen im Jahre 1541. in dem eben
damals erledigten Hochſtifte Naumburg nicht zu-

geben
(r) Alſo weit entfernt, daß dieſes Beyſpiel
zum Gegenbeweiſe dienen ſollte, daß die evangeli-
ſche Religion von Landesherren ohne Beyſtimmung
ihrer Unterthanen eingefuͤhrt worden ſey, wie Joh.
Ant. Mertens vom Religionsverhaͤltniſſe der Teut-
ſchen Reichstagsſtimmen (Wien 1784. 8.) S. 60. 61.
mit einer zugleich bezeigten Verwunderung, wie
ich meinen Freunden ”eine ſo offenbare Unwahrheit
„vorpfeifen moͤge,” zu erkennen gibt.
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[399/0433] 5) Erfolg d. Reichstags 1530. bis 1555. geſtatten, wie von dem Jahre 1535. an geſchah; und da ferner in Churbrandenburg 1537. dem Churfuͤrſten Joachim dem I. ſein Sohn Joachim der II. folgte, der ſchon ſeit 1532. ſich der Re- formation gewogen erklaͤrt hatte, und nach dem Beyſpiele ſeines Bruders, des Marggrafen Johan- nes von Cuͤſtrin, der ſchon 1538. zu Cuͤſtrin da- mit den Anfang machte, 1539. der Reformation in ſeinem ganzen lande den Lauf ließ. In eben dieſem Jahre 1539. fiel mit dem Tode Herzog Georgs von Sachſen, deſſen Soͤhne ſchon vor ihm geſtorben waren, ſein Land an ſeinen Bru- der Henrich, der ſchon ſeit 1537. ſich evangeliſch erklaͤrt hatte, und nun auch in dieſem Theile der Saͤchſiſchen Lande der bisher daſelbſt unterdruͤckten Lehre zur großen Freude der Unterthanen Platz gab (r). Eben das geſchah auch vom Pfalzgra- fen Otto Henrich von Neuburg, ingleichen von der Abtiſſinn zu Quedlinburg, und in den Staͤdten Halberſtadt, Magdeburg, Halle in Sachſen und Regensburg. VIII. Noch groͤßer Aufſehen machte es, als der Chur- fuͤrſt von Sachſen im Jahre 1541. in dem eben damals erledigten Hochſtifte Naumburg nicht zu- geben IX. (r) Alſo weit entfernt, daß dieſes Beyſpiel zum Gegenbeweiſe dienen ſollte, daß die evangeli- ſche Religion von Landesherren ohne Beyſtimmung ihrer Unterthanen eingefuͤhrt worden ſey, wie Joh. Ant. Mertens vom Religionsverhaͤltniſſe der Teut- ſchen Reichstagsſtimmen (Wien 1784. 8.) S. 60. 61. mit einer zugleich bezeigten Verwunderung, wie ich meinen Freunden ”eine ſo offenbare Unwahrheit „vorpfeifen moͤge,” zu erkennen gibt.

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/433>, abgerufen am 20.05.2024.