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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.

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5) Landesherrliche Rechte.
als einen Inbegriff von Hoheitsrechten in sich fas-
set, das wird auch nunmehr der Landeshoheit
eines jeden Reichsstandes zugeeignet; nur daß diese
nicht unabhängig ist, sondern Kaiser und Reich
noch über sich hat, und gewisse Rechte, die dem
Kaiser schon vor der Vollständigkeit der Landes-
hoheit in ganz Teutschland zukamen, demselben
als so genannte Reservatrechte eigen geblieben sind,
als vorzüglich das Recht der Standeserhöhungen
und academischer Würden, und einige andere
Rechte, wozu wenigstens noch immer eine kaiser-
liche Verleihung erforderlich ist, als das Recht
der Zölle und der Münze. Alle übrige Rechte,
die auch etwa von neuem erst in Gang kommen,
sind nun von selbsten in der Landeshoheit begriffen.

Namentlich wurde noch insonderheit hinzuge-II.
fügt, daß jeden einzelnen Reichsständen beständig
frey stehen sollte, zu ihrer Erhaltung und Sicher-
heit sowohl unter sich als mit Auswärtigen Bünd-
nisse
zu machen; doch so, daß solche nicht gegen
Kaiser und Reich gerichtet seyn, noch gegen den
Landfrieden und gegen die Pflicht, womit ein jeder
dem Kaiser und Reiche zugethan ist, anstoßen dür-
fen. Dadurch war nunmehr ausgemacht, daß
ein jeder Reichsstand nicht nur als Bundesgenosse
einer andern Macht, sondern auch als selbst krieg-
führender Theil sich in Bündnisse von allen Gat-
tungen einlaßen, folglich auch Krieg führen und
Frieden schließen könne. Der Landfriede und das
Verhältniß, worin alle Reichsstände als Mitglie-
der eines Reichs in gegenseitiger Verbindung ste-
hen, bringt jedoch die natürliche Einschränkung
mit sich, daß ein Reichsstand den andern nicht

mit
F 2

5) Landesherrliche Rechte.
als einen Inbegriff von Hoheitsrechten in ſich faſ-
ſet, das wird auch nunmehr der Landeshoheit
eines jeden Reichsſtandes zugeeignet; nur daß dieſe
nicht unabhaͤngig iſt, ſondern Kaiſer und Reich
noch uͤber ſich hat, und gewiſſe Rechte, die dem
Kaiſer ſchon vor der Vollſtaͤndigkeit der Landes-
hoheit in ganz Teutſchland zukamen, demſelben
als ſo genannte Reſervatrechte eigen geblieben ſind,
als vorzuͤglich das Recht der Standeserhoͤhungen
und academiſcher Wuͤrden, und einige andere
Rechte, wozu wenigſtens noch immer eine kaiſer-
liche Verleihung erforderlich iſt, als das Recht
der Zoͤlle und der Muͤnze. Alle uͤbrige Rechte,
die auch etwa von neuem erſt in Gang kommen,
ſind nun von ſelbſten in der Landeshoheit begriffen.

Namentlich wurde noch inſonderheit hinzuge-II.
fuͤgt, daß jeden einzelnen Reichsſtaͤnden beſtaͤndig
frey ſtehen ſollte, zu ihrer Erhaltung und Sicher-
heit ſowohl unter ſich als mit Auswaͤrtigen Buͤnd-
niſſe
zu machen; doch ſo, daß ſolche nicht gegen
Kaiſer und Reich gerichtet ſeyn, noch gegen den
Landfrieden und gegen die Pflicht, womit ein jeder
dem Kaiſer und Reiche zugethan iſt, anſtoßen duͤr-
fen. Dadurch war nunmehr ausgemacht, daß
ein jeder Reichsſtand nicht nur als Bundesgenoſſe
einer andern Macht, ſondern auch als ſelbſt krieg-
fuͤhrender Theil ſich in Buͤndniſſe von allen Gat-
tungen einlaßen, folglich auch Krieg fuͤhren und
Frieden ſchließen koͤnne. Der Landfriede und das
Verhaͤltniß, worin alle Reichsſtaͤnde als Mitglie-
der eines Reichs in gegenſeitiger Verbindung ſte-
hen, bringt jedoch die natuͤrliche Einſchraͤnkung
mit ſich, daß ein Reichsſtand den andern nicht

mit
F 2
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[83/0125] 5) Landesherrliche Rechte. als einen Inbegriff von Hoheitsrechten in ſich faſ- ſet, das wird auch nunmehr der Landeshoheit eines jeden Reichsſtandes zugeeignet; nur daß dieſe nicht unabhaͤngig iſt, ſondern Kaiſer und Reich noch uͤber ſich hat, und gewiſſe Rechte, die dem Kaiſer ſchon vor der Vollſtaͤndigkeit der Landes- hoheit in ganz Teutſchland zukamen, demſelben als ſo genannte Reſervatrechte eigen geblieben ſind, als vorzuͤglich das Recht der Standeserhoͤhungen und academiſcher Wuͤrden, und einige andere Rechte, wozu wenigſtens noch immer eine kaiſer- liche Verleihung erforderlich iſt, als das Recht der Zoͤlle und der Muͤnze. Alle uͤbrige Rechte, die auch etwa von neuem erſt in Gang kommen, ſind nun von ſelbſten in der Landeshoheit begriffen. Namentlich wurde noch inſonderheit hinzuge- fuͤgt, daß jeden einzelnen Reichsſtaͤnden beſtaͤndig frey ſtehen ſollte, zu ihrer Erhaltung und Sicher- heit ſowohl unter ſich als mit Auswaͤrtigen Buͤnd- niſſe zu machen; doch ſo, daß ſolche nicht gegen Kaiſer und Reich gerichtet ſeyn, noch gegen den Landfrieden und gegen die Pflicht, womit ein jeder dem Kaiſer und Reiche zugethan iſt, anſtoßen duͤr- fen. Dadurch war nunmehr ausgemacht, daß ein jeder Reichsſtand nicht nur als Bundesgenoſſe einer andern Macht, ſondern auch als ſelbſt krieg- fuͤhrender Theil ſich in Buͤndniſſe von allen Gat- tungen einlaßen, folglich auch Krieg fuͤhren und Frieden ſchließen koͤnne. Der Landfriede und das Verhaͤltniß, worin alle Reichsſtaͤnde als Mitglie- der eines Reichs in gegenſeitiger Verbindung ſte- hen, bringt jedoch die natuͤrliche Einſchraͤnkung mit ſich, daß ein Reichsſtand den andern nicht mit II. F 2

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/125>, abgerufen am 21.11.2024.