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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.

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10) Religionsveränderungen.
laßen, daß nach dem Beyspiele von Pfalzneuburg
auch Chursachsen ganz zum catholischen Religions-
theile herübergienge. Es kam nur darauf an, daß
der König als Churfürst von Sachsen sich anheischig
machte immer nur evangelische Minister an seinem
Hofe zu halten, und evangelische Gesandten auf den
Reichstag oder andere reichsständische Versamm-
lungen zu schicken. Das alles fand endlich um so
weniger Schwierigkeit, weil man damals sich schmei-
chelte, der Churprinz würde evangelisch bleiben,
und also doch demnächst wieder alles auf den vori-
gen Fuß zurückkommen.

Die Catholischen sahen es vielleicht selbst nichtXXI.
ungern, daß das evangelische Corpus jetzt einen
Director habe, der für seine Person catholisch sey.
Doch mögen sie sich noch größere Vortheile davon
vorgestellt haben, als der Erfolg gewährt hat (r).
Kurz die Sache kam auf diesen Fuß zu Stande.
Und eben damit ward jetzt der Weg zu einem neuen
Herkommen gebahnt, wie künftig doch einige der
bisherigen Inconvenienzen bey solchen Religions-
veränderungen gehoben werden könnten.


Mit
(r) In einem Aufsatze des Wiener Hofes vom
Jahre 1759. wird wenigstens geäußert: "daß die
Führung des directorii (euangelici) durch Chur-
sachsen -- wider anfängliches Verhoffen, zeither
schlechten Vortheil gebracht habe;" und noch in
einer andern Stelle: "daß das catholische Wesen
davon schlechten Vortheil gehabt, daß Chursachsen
und Würtenberg bey den Protestanten geblieben."
Fabers neue Europ. Staatscanzley Th. 4. (1761.)
S. 251. 261.
Z 2

10) Religionsveraͤnderungen.
laßen, daß nach dem Beyſpiele von Pfalzneuburg
auch Churſachſen ganz zum catholiſchen Religions-
theile heruͤbergienge. Es kam nur darauf an, daß
der Koͤnig als Churfuͤrſt von Sachſen ſich anheiſchig
machte immer nur evangeliſche Miniſter an ſeinem
Hofe zu halten, und evangeliſche Geſandten auf den
Reichstag oder andere reichsſtaͤndiſche Verſamm-
lungen zu ſchicken. Das alles fand endlich um ſo
weniger Schwierigkeit, weil man damals ſich ſchmei-
chelte, der Churprinz wuͤrde evangeliſch bleiben,
und alſo doch demnaͤchſt wieder alles auf den vori-
gen Fuß zuruͤckkommen.

Die Catholiſchen ſahen es vielleicht ſelbſt nichtXXI.
ungern, daß das evangeliſche Corpus jetzt einen
Director habe, der fuͤr ſeine Perſon catholiſch ſey.
Doch moͤgen ſie ſich noch groͤßere Vortheile davon
vorgeſtellt haben, als der Erfolg gewaͤhrt hat (r).
Kurz die Sache kam auf dieſen Fuß zu Stande.
Und eben damit ward jetzt der Weg zu einem neuen
Herkommen gebahnt, wie kuͤnftig doch einige der
bisherigen Inconvenienzen bey ſolchen Religions-
veraͤnderungen gehoben werden koͤnnten.


Mit
(r) In einem Aufſatze des Wiener Hofes vom
Jahre 1759. wird wenigſtens geaͤußert: ”daß die
Fuͤhrung des directorii (euangelici) durch Chur-
ſachſen — wider anfaͤngliches Verhoffen, zeither
ſchlechten Vortheil gebracht habe;” und noch in
einer andern Stelle: ”daß das catholiſche Weſen
davon ſchlechten Vortheil gehabt, daß Churſachſen
und Wuͤrtenberg bey den Proteſtanten geblieben.”
Fabers neue Europ. Staatscanzley Th. 4. (1761.)
S. 251. 261.
Z 2
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[355/0397] 10) Religionsveraͤnderungen. laßen, daß nach dem Beyſpiele von Pfalzneuburg auch Churſachſen ganz zum catholiſchen Religions- theile heruͤbergienge. Es kam nur darauf an, daß der Koͤnig als Churfuͤrſt von Sachſen ſich anheiſchig machte immer nur evangeliſche Miniſter an ſeinem Hofe zu halten, und evangeliſche Geſandten auf den Reichstag oder andere reichsſtaͤndiſche Verſamm- lungen zu ſchicken. Das alles fand endlich um ſo weniger Schwierigkeit, weil man damals ſich ſchmei- chelte, der Churprinz wuͤrde evangeliſch bleiben, und alſo doch demnaͤchſt wieder alles auf den vori- gen Fuß zuruͤckkommen. Die Catholiſchen ſahen es vielleicht ſelbſt nicht ungern, daß das evangeliſche Corpus jetzt einen Director habe, der fuͤr ſeine Perſon catholiſch ſey. Doch moͤgen ſie ſich noch groͤßere Vortheile davon vorgeſtellt haben, als der Erfolg gewaͤhrt hat (r). Kurz die Sache kam auf dieſen Fuß zu Stande. Und eben damit ward jetzt der Weg zu einem neuen Herkommen gebahnt, wie kuͤnftig doch einige der bisherigen Inconvenienzen bey ſolchen Religions- veraͤnderungen gehoben werden koͤnnten. XXI. Mit (r) In einem Aufſatze des Wiener Hofes vom Jahre 1759. wird wenigſtens geaͤußert: ”daß die Fuͤhrung des directorii (euangelici) durch Chur- ſachſen — wider anfaͤngliches Verhoffen, zeither ſchlechten Vortheil gebracht habe;” und noch in einer andern Stelle: ”daß das catholiſche Weſen davon ſchlechten Vortheil gehabt, daß Churſachſen und Wuͤrtenberg bey den Proteſtanten geblieben.” Fabers neue Europ. Staatscanzley Th. 4. (1761.) S. 251. 261. Z 2

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/397>, abgerufen am 22.11.2024.