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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.

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5) K. Gerichtb. in evang.geistl. Sach.
geistlichen Sache an sich. -- XXIV. Bey Catholischen ist
es noch übler, daß nicht einmal der Landesherr helfen kann,
wenn seine Unterthanen von geistlichen Gerichten bedrängt
werden. -- XXV. Wollten die Protestanten auch nur in
Nichtigkeitsfällen den Weg an die Reichsgerichte gestatten,
würde doch selbst die Gränze zwischen Nichtigkeit und ande-
ren Beschwerden mit Sicherheit schwer zu bestimmen seyn. --
XXVI. Das evangelische Corpus hat deswegen mit Recht
hierüber Schlüsse gefasset. -- XXVII. Selbst der Reichshof-
rath hat diese Gründe in vorigen Zeiten nicht verkannt. --
XXVIII. Die Protestanten würden allemal ungemein hierbey
verliehren; die Reichswohlfahrt würde aber nicht dabey ge-
winnen.



Bey der Cammergerichtsvisitation kam noch kurzI.
vor ihrem Beschlusse eine Sache vor, die
zu Erörterungen Anlaß gab, worin seitdem mehr-
malen beide Religionstheile ganz entgegengesetzte
Meynungen behauptet haben, und noch jetzt nicht
einverstanden sind.

Ein evangelischer Prediger zu Wetzlar, Na-II.
mens Hellmund, der wider die Vorschrift seiner
Oberen Privatbetstunden gehalten hatte, und da-
von nicht abstehen wollte, war deswegen abgesetzt
worden; hatte sich aber dawider mit einer Nich-
tigkeitsklage an das Cammergericht gewandt, das
auch die Sache angenommen hatte. Hierüber ver-
einigten sich die evangelischen Visitatoren am 19.
Dec. 1713. eines Schlusses, daß dem Cammer-
gerichte in evangelischen geistlichen Sachen
keine Gerichtbarkeit,
auch nicht unter dem Vor-
wande begangener Nichtigkeiten, zu gestatten sey;
womit sich hernach am 14. Febr. 1715. das ge-
sammte Corpus der evangelischen Reichsstände ein-
verstanden erkläret hat.


Ueber
D d 3

5) K. Gerichtb. in evang.geiſtl. Sach.
geiſtlichen Sache an ſich. — XXIV. Bey Catholiſchen iſt
es noch uͤbler, daß nicht einmal der Landesherr helfen kann,
wenn ſeine Unterthanen von geiſtlichen Gerichten bedraͤngt
werden. — XXV. Wollten die Proteſtanten auch nur in
Nichtigkeitsfaͤllen den Weg an die Reichsgerichte geſtatten,
wuͤrde doch ſelbſt die Graͤnze zwiſchen Nichtigkeit und ande-
ren Beſchwerden mit Sicherheit ſchwer zu beſtimmen ſeyn. —
XXVI. Das evangeliſche Corpus hat deswegen mit Recht
hieruͤber Schluͤſſe gefaſſet. — XXVII. Selbſt der Reichshof-
rath hat dieſe Gruͤnde in vorigen Zeiten nicht verkannt. —
XXVIII. Die Proteſtanten wuͤrden allemal ungemein hierbey
verliehren; die Reichswohlfahrt wuͤrde aber nicht dabey ge-
winnen.



Bey der Cammergerichtsviſitation kam noch kurzI.
vor ihrem Beſchluſſe eine Sache vor, die
zu Eroͤrterungen Anlaß gab, worin ſeitdem mehr-
malen beide Religionstheile ganz entgegengeſetzte
Meynungen behauptet haben, und noch jetzt nicht
einverſtanden ſind.

Ein evangeliſcher Prediger zu Wetzlar, Na-II.
mens Hellmund, der wider die Vorſchrift ſeiner
Oberen Privatbetſtunden gehalten hatte, und da-
von nicht abſtehen wollte, war deswegen abgeſetzt
worden; hatte ſich aber dawider mit einer Nich-
tigkeitsklage an das Cammergericht gewandt, das
auch die Sache angenommen hatte. Hieruͤber ver-
einigten ſich die evangeliſchen Viſitatoren am 19.
Dec. 1713. eines Schluſſes, daß dem Cammer-
gerichte in evangeliſchen geiſtlichen Sachen
keine Gerichtbarkeit,
auch nicht unter dem Vor-
wande begangener Nichtigkeiten, zu geſtatten ſey;
womit ſich hernach am 14. Febr. 1715. das ge-
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[421/0463] 5) K. Gerichtb. in evang.geiſtl. Sach. geiſtlichen Sache an ſich. — XXIV. Bey Catholiſchen iſt es noch uͤbler, daß nicht einmal der Landesherr helfen kann, wenn ſeine Unterthanen von geiſtlichen Gerichten bedraͤngt werden. — XXV. Wollten die Proteſtanten auch nur in Nichtigkeitsfaͤllen den Weg an die Reichsgerichte geſtatten, wuͤrde doch ſelbſt die Graͤnze zwiſchen Nichtigkeit und ande- ren Beſchwerden mit Sicherheit ſchwer zu beſtimmen ſeyn. — XXVI. Das evangeliſche Corpus hat deswegen mit Recht hieruͤber Schluͤſſe gefaſſet. — XXVII. Selbſt der Reichshof- rath hat dieſe Gruͤnde in vorigen Zeiten nicht verkannt. — XXVIII. Die Proteſtanten wuͤrden allemal ungemein hierbey verliehren; die Reichswohlfahrt wuͤrde aber nicht dabey ge- winnen. Bey der Cammergerichtsviſitation kam noch kurz vor ihrem Beſchluſſe eine Sache vor, die zu Eroͤrterungen Anlaß gab, worin ſeitdem mehr- malen beide Religionstheile ganz entgegengeſetzte Meynungen behauptet haben, und noch jetzt nicht einverſtanden ſind. I. Ein evangeliſcher Prediger zu Wetzlar, Na- mens Hellmund, der wider die Vorſchrift ſeiner Oberen Privatbetſtunden gehalten hatte, und da- von nicht abſtehen wollte, war deswegen abgeſetzt worden; hatte ſich aber dawider mit einer Nich- tigkeitsklage an das Cammergericht gewandt, das auch die Sache angenommen hatte. Hieruͤber ver- einigten ſich die evangeliſchen Viſitatoren am 19. Dec. 1713. eines Schluſſes, daß dem Cammer- gerichte in evangeliſchen geiſtlichen Sachen keine Gerichtbarkeit, auch nicht unter dem Vor- wande begangener Nichtigkeiten, zu geſtatten ſey; womit ſich hernach am 14. Febr. 1715. das ge- ſammte Corpus der evangeliſchen Reichsſtaͤnde ein- verſtanden erklaͤret hat. II. Ueber D d 3

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/463>, abgerufen am 22.11.2024.