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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.

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VI. Neuere Z. Ferd. I--III. 1558-1648.
gefeuert, und belebt durch den Eifer so vielen Men-
schen, die sonst verdammt seyn würden, die Se-
ligkeit zu verschaffen, sich selbst aber damit ein
Verdienst für die Ewigkeit zu erwerben, -- fien-
gen jetzt catholische Fürsten an, eine so genannte
Gegenreformation in ihren Ländern vorzuneh-
men. Das Schicksal traf insonderheit die Pro-
testanten in den Oesterreichischen Erbländern unter
dem Erzherzog Carl von Steiermark, und die im
Würzburgischen, wo der Bischof Julius in den
Jahren 1585 -- 1587. sich schmeichelte über 100.
tausend Menschen zu seiner Kirche zurückgebracht
zu haben, und wo diejenigen, die sich nicht be-
quemen wollten, sowohl aus seiner Residenz als
aus 120. Orten seines Bisthums nebst ihren Pre-
digern gewaltsam vertrieben wurden.


VII.

Auch an anderen Mitteln und Künsten wurde
nichts gespahret, wo man es nur möglich ma-
chen konnte, Personen von Stande, oder auf die
sonst etwas ankam, zum Uebergange zur catho-
lischen Kirche zu bewegen, oder Kinder aus ver-
mischten Ehen in der catholischen Religion erziehen
zu laßen. So ward erst Johann Pistorius, ein
Rath des Marggrafen Jacobs von Baden-Hoch-
berg,
catholisch, und darauf auch dieser Marg-
graf selbst, der auch schon in seinem Landesan-
theile die catholische Religion wieder einführte;
wiewohl das nicht von Bestand war, weil er früh-
zeitig starb, und sein Bruder Ernst Friedrich her-
nach wieder der evangelischen Religion ihren freyen
Lauf ließ. Aber in Baden-Baden ward Phi-
lipp der II. von seiner Mutter Anverwandten ca-
tholisch erzogen, und sein Vetter und Nachfolger

Eduard

VI. Neuere Z. Ferd. I—III. 1558-1648.
gefeuert, und belebt durch den Eifer ſo vielen Men-
ſchen, die ſonſt verdammt ſeyn wuͤrden, die Se-
ligkeit zu verſchaffen, ſich ſelbſt aber damit ein
Verdienſt fuͤr die Ewigkeit zu erwerben, — fien-
gen jetzt catholiſche Fuͤrſten an, eine ſo genannte
Gegenreformation in ihren Laͤndern vorzuneh-
men. Das Schickſal traf inſonderheit die Pro-
teſtanten in den Oeſterreichiſchen Erblaͤndern unter
dem Erzherzog Carl von Steiermark, und die im
Wuͤrzburgiſchen, wo der Biſchof Julius in den
Jahren 1585 — 1587. ſich ſchmeichelte uͤber 100.
tauſend Menſchen zu ſeiner Kirche zuruͤckgebracht
zu haben, und wo diejenigen, die ſich nicht be-
quemen wollten, ſowohl aus ſeiner Reſidenz als
aus 120. Orten ſeines Biſthums nebſt ihren Pre-
digern gewaltſam vertrieben wurden.


VII.

Auch an anderen Mitteln und Kuͤnſten wurde
nichts geſpahret, wo man es nur moͤglich ma-
chen konnte, Perſonen von Stande, oder auf die
ſonſt etwas ankam, zum Uebergange zur catho-
liſchen Kirche zu bewegen, oder Kinder aus ver-
miſchten Ehen in der catholiſchen Religion erziehen
zu laßen. So ward erſt Johann Piſtorius, ein
Rath des Marggrafen Jacobs von Baden-Hoch-
berg,
catholiſch, und darauf auch dieſer Marg-
graf ſelbſt, der auch ſchon in ſeinem Landesan-
theile die catholiſche Religion wieder einfuͤhrte;
wiewohl das nicht von Beſtand war, weil er fruͤh-
zeitig ſtarb, und ſein Bruder Ernſt Friedrich her-
nach wieder der evangeliſchen Religion ihren freyen
Lauf ließ. Aber in Baden-Baden ward Phi-
lipp der II. von ſeiner Mutter Anverwandten ca-
tholiſch erzogen, und ſein Vetter und Nachfolger

Eduard
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[18/0060] VI. Neuere Z. Ferd. I—III. 1558-1648. gefeuert, und belebt durch den Eifer ſo vielen Men- ſchen, die ſonſt verdammt ſeyn wuͤrden, die Se- ligkeit zu verſchaffen, ſich ſelbſt aber damit ein Verdienſt fuͤr die Ewigkeit zu erwerben, — fien- gen jetzt catholiſche Fuͤrſten an, eine ſo genannte Gegenreformation in ihren Laͤndern vorzuneh- men. Das Schickſal traf inſonderheit die Pro- teſtanten in den Oeſterreichiſchen Erblaͤndern unter dem Erzherzog Carl von Steiermark, und die im Wuͤrzburgiſchen, wo der Biſchof Julius in den Jahren 1585 — 1587. ſich ſchmeichelte uͤber 100. tauſend Menſchen zu ſeiner Kirche zuruͤckgebracht zu haben, und wo diejenigen, die ſich nicht be- quemen wollten, ſowohl aus ſeiner Reſidenz als aus 120. Orten ſeines Biſthums nebſt ihren Pre- digern gewaltſam vertrieben wurden. Auch an anderen Mitteln und Kuͤnſten wurde nichts geſpahret, wo man es nur moͤglich ma- chen konnte, Perſonen von Stande, oder auf die ſonſt etwas ankam, zum Uebergange zur catho- liſchen Kirche zu bewegen, oder Kinder aus ver- miſchten Ehen in der catholiſchen Religion erziehen zu laßen. So ward erſt Johann Piſtorius, ein Rath des Marggrafen Jacobs von Baden-Hoch- berg, catholiſch, und darauf auch dieſer Marg- graf ſelbſt, der auch ſchon in ſeinem Landesan- theile die catholiſche Religion wieder einfuͤhrte; wiewohl das nicht von Beſtand war, weil er fruͤh- zeitig ſtarb, und ſein Bruder Ernſt Friedrich her- nach wieder der evangeliſchen Religion ihren freyen Lauf ließ. Aber in Baden-Baden ward Phi- lipp der II. von ſeiner Mutter Anverwandten ca- tholiſch erzogen, und ſein Vetter und Nachfolger Eduard

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/60>, abgerufen am 21.11.2024.