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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.

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2) Friedenszeit 1753-1756.
sein Herr Vater, der Landgraf Wilhelm der VIII.,
noch lebte; so sorgte der dafür, daß die Hessische
Landschaft, die deswegen auf einen Landtag zu-
sammenberufen ward, eine ausführliche Versiche-
rung bekam, daß der bisherige Religionszustand
im Lande völlig ungeändert bleiben, und insonder-
heit unter andern kein Simultaneum und keine An-
setzung catholischer Bedienten statt finden sollte.
Daneben verordnete der Landgraf, daß nach sei-
nem Tode von seinen drey Enkeln, die der Erb-
prinz mit der Englischen Prinzessinn Maria erzeugt
hatte, der älteste als künftiger Erbprinz gleich die
Grafschaft Hanau in Besitz und Genuß bekommen
sollte, und zwar, so lange er minderjährig seyn
würde, unter Vormundschaft seiner Frau Mut-
ter. Zu dieser Verordnung hielt er sich um so
mehr berechtiget, da er sich als ersten Erwerber
der Grafschaft Hanau ansah, und über die Ord-
nung der Erbfolge unter seiner eignen Nachkom-
menschaft nach den Grundsätzen des Teutschen Für-
stenrechts wohl disponiren konnte. Aus großvä-
terlicher Gewalt traf er zugleich solche Verfügun-
gen über die Erziehung seiner Enkel, daß auch
nach seinem Tode so leicht nicht zu besorgen war,
daß sie zur catholischen Religion erzogen werden
möchten. (Sie wurden gleich damals nach Göt-
tingen, und, als die hiesigen Gegenden von Kriegs-
unruhen bedrohet wurden, nach Coppenhagen ge-
schickt; wo die beiden ältesten Prinzen auch nach-
her mit königlich Dänischen Prinzessinnen ver-
mählt worden sind.) Alle diese Verfügungen ließ
sich der Erbprinz gefallen, und vollzog sie mit sei-
ner Unterschrift. Sie erhielten auch die Garantie
der Könige von Großbritannien, Dänemark und

Preus-
P. Entw. d. Staatsverf. Th. III. F

2) Friedenszeit 1753-1756.
ſein Herr Vater, der Landgraf Wilhelm der VIII.,
noch lebte; ſo ſorgte der dafuͤr, daß die Heſſiſche
Landſchaft, die deswegen auf einen Landtag zu-
ſammenberufen ward, eine ausfuͤhrliche Verſiche-
rung bekam, daß der bisherige Religionszuſtand
im Lande voͤllig ungeaͤndert bleiben, und inſonder-
heit unter andern kein Simultaneum und keine An-
ſetzung catholiſcher Bedienten ſtatt finden ſollte.
Daneben verordnete der Landgraf, daß nach ſei-
nem Tode von ſeinen drey Enkeln, die der Erb-
prinz mit der Engliſchen Prinzeſſinn Maria erzeugt
hatte, der aͤlteſte als kuͤnftiger Erbprinz gleich die
Grafſchaft Hanau in Beſitz und Genuß bekommen
ſollte, und zwar, ſo lange er minderjaͤhrig ſeyn
wuͤrde, unter Vormundſchaft ſeiner Frau Mut-
ter. Zu dieſer Verordnung hielt er ſich um ſo
mehr berechtiget, da er ſich als erſten Erwerber
der Grafſchaft Hanau anſah, und uͤber die Ord-
nung der Erbfolge unter ſeiner eignen Nachkom-
menſchaft nach den Grundſaͤtzen des Teutſchen Fuͤr-
ſtenrechts wohl disponiren konnte. Aus großvaͤ-
terlicher Gewalt traf er zugleich ſolche Verfuͤgun-
gen uͤber die Erziehung ſeiner Enkel, daß auch
nach ſeinem Tode ſo leicht nicht zu beſorgen war,
daß ſie zur catholiſchen Religion erzogen werden
moͤchten. (Sie wurden gleich damals nach Goͤt-
tingen, und, als die hieſigen Gegenden von Kriegs-
unruhen bedrohet wurden, nach Coppenhagen ge-
ſchickt; wo die beiden aͤlteſten Prinzen auch nach-
her mit koͤniglich Daͤniſchen Prinzeſſinnen ver-
maͤhlt worden ſind.) Alle dieſe Verfuͤgungen ließ
ſich der Erbprinz gefallen, und vollzog ſie mit ſei-
ner Unterſchrift. Sie erhielten auch die Garantie
der Koͤnige von Großbritannien, Daͤnemark und

Preuſ-
P. Entw. d. Staatsverf. Th. III. F
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[81/0115] 2) Friedenszeit 1753-1756. ſein Herr Vater, der Landgraf Wilhelm der VIII., noch lebte; ſo ſorgte der dafuͤr, daß die Heſſiſche Landſchaft, die deswegen auf einen Landtag zu- ſammenberufen ward, eine ausfuͤhrliche Verſiche- rung bekam, daß der bisherige Religionszuſtand im Lande voͤllig ungeaͤndert bleiben, und inſonder- heit unter andern kein Simultaneum und keine An- ſetzung catholiſcher Bedienten ſtatt finden ſollte. Daneben verordnete der Landgraf, daß nach ſei- nem Tode von ſeinen drey Enkeln, die der Erb- prinz mit der Engliſchen Prinzeſſinn Maria erzeugt hatte, der aͤlteſte als kuͤnftiger Erbprinz gleich die Grafſchaft Hanau in Beſitz und Genuß bekommen ſollte, und zwar, ſo lange er minderjaͤhrig ſeyn wuͤrde, unter Vormundſchaft ſeiner Frau Mut- ter. Zu dieſer Verordnung hielt er ſich um ſo mehr berechtiget, da er ſich als erſten Erwerber der Grafſchaft Hanau anſah, und uͤber die Ord- nung der Erbfolge unter ſeiner eignen Nachkom- menſchaft nach den Grundſaͤtzen des Teutſchen Fuͤr- ſtenrechts wohl disponiren konnte. Aus großvaͤ- terlicher Gewalt traf er zugleich ſolche Verfuͤgun- gen uͤber die Erziehung ſeiner Enkel, daß auch nach ſeinem Tode ſo leicht nicht zu beſorgen war, daß ſie zur catholiſchen Religion erzogen werden moͤchten. (Sie wurden gleich damals nach Goͤt- tingen, und, als die hieſigen Gegenden von Kriegs- unruhen bedrohet wurden, nach Coppenhagen ge- ſchickt; wo die beiden aͤlteſten Prinzen auch nach- her mit koͤniglich Daͤniſchen Prinzeſſinnen ver- maͤhlt worden ſind.) Alle dieſe Verfuͤgungen ließ ſich der Erbprinz gefallen, und vollzog ſie mit ſei- ner Unterſchrift. Sie erhielten auch die Garantie der Koͤnige von Großbritannien, Daͤnemark und Preuſ- P. Entw. d. Staatsverf. Th. III. F

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/115>, abgerufen am 24.11.2024.