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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.

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7) Neueste Begeb. Fürstenbund 1785.
kannt wurde, daß es im Werk sey, ganz Baiern
gegen die Oesterreichischen Niederlande, nur mit
Ausnahme von Namür und Lüxenburg, unter
dem Titel eines Königs von Burgund umzutau-
schen,
und daß im Jan. 1785. der Russischkai-
serliche Gesandte dem Herzoge von Zweybrücken
den Antrag gethan habe, seine Einwilligung dazu
zu geben, und sich in einer Zeit von 8. Tagen
darüber zu erklären, mit der mündlich hinzugefüg-
ten Aeusserung, daß allenfalls auch ohne sothane
Einwilligung die Sache doch vor sich gehen würde.

Der Berliner Hof war der Meynung, daßX.
vermöge des Teschner Friedens in keinem Falle
mehr die Frage davon seyn könne, die Bairischen
Lande mit den Oesterreichischen zu vereinigen, weil
bey den vorhergegangenen Unterhandlungen auch
die Frage von solcher Umtauschung gänzlich von
der Hand gewiesen sey, und der über die Bairi-
sche Erbfolge entstandene Krieg zur Hauptabsicht
mit gehabt habe, daß durch eine so außerordent-
liche Ründung und eben damit zu bewirkende Ver-
größerung der Oesterreichischen Erbstaaten das bis-
herige Gleichgewicht unter den Teutschen Reichs-
ständen nicht gänzlich zernichtet werden möchte.
Da nun der Teschner Friede das alles dahin, daß
Oesterreich mit dem Innviertel sich begnügen solle,
entschieden habe, und hierüber die Garantie so-
wohl des gesammten Teutschen Reichs als der bei-
den vermittelnden Mächte Rußlands und Frank-
reichs hinzugekommen sey; so glaubte der Preus-
sische Hof es als eine Contravention gegen den
Teschner Frieden ansehen zu müßen, wenn auf ir-
gend eine Art dennoch Baiern mit Oesterreich ver-

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O 2

7) Neueſte Begeb. Fuͤrſtenbund 1785.
kannt wurde, daß es im Werk ſey, ganz Baiern
gegen die Oeſterreichiſchen Niederlande, nur mit
Ausnahme von Namuͤr und Luͤxenburg, unter
dem Titel eines Koͤnigs von Burgund umzutau-
ſchen,
und daß im Jan. 1785. der Ruſſiſchkai-
ſerliche Geſandte dem Herzoge von Zweybruͤcken
den Antrag gethan habe, ſeine Einwilligung dazu
zu geben, und ſich in einer Zeit von 8. Tagen
daruͤber zu erklaͤren, mit der muͤndlich hinzugefuͤg-
ten Aeuſſerung, daß allenfalls auch ohne ſothane
Einwilligung die Sache doch vor ſich gehen wuͤrde.

Der Berliner Hof war der Meynung, daßX.
vermoͤge des Teſchner Friedens in keinem Falle
mehr die Frage davon ſeyn koͤnne, die Bairiſchen
Lande mit den Oeſterreichiſchen zu vereinigen, weil
bey den vorhergegangenen Unterhandlungen auch
die Frage von ſolcher Umtauſchung gaͤnzlich von
der Hand gewieſen ſey, und der uͤber die Bairi-
ſche Erbfolge entſtandene Krieg zur Hauptabſicht
mit gehabt habe, daß durch eine ſo außerordent-
liche Ruͤndung und eben damit zu bewirkende Ver-
groͤßerung der Oeſterreichiſchen Erbſtaaten das bis-
herige Gleichgewicht unter den Teutſchen Reichs-
ſtaͤnden nicht gaͤnzlich zernichtet werden moͤchte.
Da nun der Teſchner Friede das alles dahin, daß
Oeſterreich mit dem Innviertel ſich begnuͤgen ſolle,
entſchieden habe, und hieruͤber die Garantie ſo-
wohl des geſammten Teutſchen Reichs als der bei-
den vermittelnden Maͤchte Rußlands und Frank-
reichs hinzugekommen ſey; ſo glaubte der Preuſ-
ſiſche Hof es als eine Contravention gegen den
Teſchner Frieden anſehen zu muͤßen, wenn auf ir-
gend eine Art dennoch Baiern mit Oeſterreich ver-

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[211/0245] 7) Neueſte Begeb. Fuͤrſtenbund 1785. kannt wurde, daß es im Werk ſey, ganz Baiern gegen die Oeſterreichiſchen Niederlande, nur mit Ausnahme von Namuͤr und Luͤxenburg, unter dem Titel eines Koͤnigs von Burgund umzutau- ſchen, und daß im Jan. 1785. der Ruſſiſchkai- ſerliche Geſandte dem Herzoge von Zweybruͤcken den Antrag gethan habe, ſeine Einwilligung dazu zu geben, und ſich in einer Zeit von 8. Tagen daruͤber zu erklaͤren, mit der muͤndlich hinzugefuͤg- ten Aeuſſerung, daß allenfalls auch ohne ſothane Einwilligung die Sache doch vor ſich gehen wuͤrde. Der Berliner Hof war der Meynung, daß vermoͤge des Teſchner Friedens in keinem Falle mehr die Frage davon ſeyn koͤnne, die Bairiſchen Lande mit den Oeſterreichiſchen zu vereinigen, weil bey den vorhergegangenen Unterhandlungen auch die Frage von ſolcher Umtauſchung gaͤnzlich von der Hand gewieſen ſey, und der uͤber die Bairi- ſche Erbfolge entſtandene Krieg zur Hauptabſicht mit gehabt habe, daß durch eine ſo außerordent- liche Ruͤndung und eben damit zu bewirkende Ver- groͤßerung der Oeſterreichiſchen Erbſtaaten das bis- herige Gleichgewicht unter den Teutſchen Reichs- ſtaͤnden nicht gaͤnzlich zernichtet werden moͤchte. Da nun der Teſchner Friede das alles dahin, daß Oeſterreich mit dem Innviertel ſich begnuͤgen ſolle, entſchieden habe, und hieruͤber die Garantie ſo- wohl des geſammten Teutſchen Reichs als der bei- den vermittelnden Maͤchte Rußlands und Frank- reichs hinzugekommen ſey; ſo glaubte der Preuſ- ſiſche Hof es als eine Contravention gegen den Teſchner Frieden anſehen zu muͤßen, wenn auf ir- gend eine Art dennoch Baiern mit Oeſterreich ver- eini- X. O 2

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/245>, abgerufen am 23.11.2024.