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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.

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XIV. Heutige Verfassung.
Mächten verstärken kann; wie z. B. der Bischof
Bernhard von Münster die Holländer angriff,
und die Krone England zu Bundesgenossen hatte.
Oder so, wie unabhängige Mächte nach Befin-
den nur durch Repressalien sich zu helfen suchen,
so hatte es z. B. keinen Anstand, daß im Jahre
1772., als zu Straßburg ein nach Kehl gehöri-
ges Schiff angehalten war, der Marggraf von
Baden hinwiederum Straßburger Schiffe zu
Schreck anhalten laßen konnte, bis jenes losgege-
ben wurde. Oder was auch für Gattungen ge-
genseitiger Verträge
unter unabhängigen Mäch-
ten vorkommen können, die sind eben so wohl
nicht nur unter Teutschen Reichsständen unter
sich, sondern auch mit Europäischen Mächten ge-
wöhnlich. Zur Berichtigung der Gränze zwischen
Frankreich und Teutschland hat die Krone Frank-
reich seit 1766. mit den Bischöfen von Lüttich und
Basel, mit dem Fürsten von Nassau-Saarbrük-
ken, und mit den Grafen von der Leyen in eben
der Form, wie mit dem Hause Oesterreich, förm-
liche Tractate geschlossen; dergleichen auch über
Aufhebung des Droit d'Aubaine mit mehreren
Ständen geschehen ist.


XIX.

Alle diese Betrachtungen machen, daß selbst
ein Verzeichniß der Europäischen Mächte,
wie sie jetzt sind, unvollständig seyn würde, wenn
man unsere Teutsche Reichsstände davon aus-
schließen wollte. Fehlt gleich Teutschen Fürsten
und Churfürsten die völlige Unabhängigkeit; so
berechtiget sie doch ihre Kriegsmacht und der Ge-
brauch, den sie davon in ihrer Gewalt haben,
sich anderen Europäischen Mächten mit eben dem,

wo

XIV. Heutige Verfaſſung.
Maͤchten verſtaͤrken kann; wie z. B. der Biſchof
Bernhard von Muͤnſter die Hollaͤnder angriff,
und die Krone England zu Bundesgenoſſen hatte.
Oder ſo, wie unabhaͤngige Maͤchte nach Befin-
den nur durch Repreſſalien ſich zu helfen ſuchen,
ſo hatte es z. B. keinen Anſtand, daß im Jahre
1772., als zu Straßburg ein nach Kehl gehoͤri-
ges Schiff angehalten war, der Marggraf von
Baden hinwiederum Straßburger Schiffe zu
Schreck anhalten laßen konnte, bis jenes losgege-
ben wurde. Oder was auch fuͤr Gattungen ge-
genſeitiger Vertraͤge
unter unabhaͤngigen Maͤch-
ten vorkommen koͤnnen, die ſind eben ſo wohl
nicht nur unter Teutſchen Reichsſtaͤnden unter
ſich, ſondern auch mit Europaͤiſchen Maͤchten ge-
woͤhnlich. Zur Berichtigung der Graͤnze zwiſchen
Frankreich und Teutſchland hat die Krone Frank-
reich ſeit 1766. mit den Biſchoͤfen von Luͤttich und
Baſel, mit dem Fuͤrſten von Naſſau-Saarbruͤk-
ken, und mit den Grafen von der Leyen in eben
der Form, wie mit dem Hauſe Oeſterreich, foͤrm-
liche Tractate geſchloſſen; dergleichen auch uͤber
Aufhebung des Droit d’Aubaine mit mehreren
Staͤnden geſchehen iſt.


XIX.

Alle dieſe Betrachtungen machen, daß ſelbſt
ein Verzeichniß der Europaͤiſchen Maͤchte,
wie ſie jetzt ſind, unvollſtaͤndig ſeyn wuͤrde, wenn
man unſere Teutſche Reichsſtaͤnde davon aus-
ſchließen wollte. Fehlt gleich Teutſchen Fuͤrſten
und Churfuͤrſten die voͤllige Unabhaͤngigkeit; ſo
berechtiget ſie doch ihre Kriegsmacht und der Ge-
brauch, den ſie davon in ihrer Gewalt haben,
ſich anderen Europaͤiſchen Maͤchten mit eben dem,

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[276/0310] XIV. Heutige Verfaſſung. Maͤchten verſtaͤrken kann; wie z. B. der Biſchof Bernhard von Muͤnſter die Hollaͤnder angriff, und die Krone England zu Bundesgenoſſen hatte. Oder ſo, wie unabhaͤngige Maͤchte nach Befin- den nur durch Repreſſalien ſich zu helfen ſuchen, ſo hatte es z. B. keinen Anſtand, daß im Jahre 1772., als zu Straßburg ein nach Kehl gehoͤri- ges Schiff angehalten war, der Marggraf von Baden hinwiederum Straßburger Schiffe zu Schreck anhalten laßen konnte, bis jenes losgege- ben wurde. Oder was auch fuͤr Gattungen ge- genſeitiger Vertraͤge unter unabhaͤngigen Maͤch- ten vorkommen koͤnnen, die ſind eben ſo wohl nicht nur unter Teutſchen Reichsſtaͤnden unter ſich, ſondern auch mit Europaͤiſchen Maͤchten ge- woͤhnlich. Zur Berichtigung der Graͤnze zwiſchen Frankreich und Teutſchland hat die Krone Frank- reich ſeit 1766. mit den Biſchoͤfen von Luͤttich und Baſel, mit dem Fuͤrſten von Naſſau-Saarbruͤk- ken, und mit den Grafen von der Leyen in eben der Form, wie mit dem Hauſe Oeſterreich, foͤrm- liche Tractate geſchloſſen; dergleichen auch uͤber Aufhebung des Droit d’Aubaine mit mehreren Staͤnden geſchehen iſt. Alle dieſe Betrachtungen machen, daß ſelbſt ein Verzeichniß der Europaͤiſchen Maͤchte, wie ſie jetzt ſind, unvollſtaͤndig ſeyn wuͤrde, wenn man unſere Teutſche Reichsſtaͤnde davon aus- ſchließen wollte. Fehlt gleich Teutſchen Fuͤrſten und Churfuͤrſten die voͤllige Unabhaͤngigkeit; ſo berechtiget ſie doch ihre Kriegsmacht und der Ge- brauch, den ſie davon in ihrer Gewalt haben, ſich anderen Europaͤiſchen Maͤchten mit eben dem, wo

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/310>, abgerufen am 22.11.2024.