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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.

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XIV. Heutige Verfassung.
mit völliger Zugestehung der Reichsunmittelbar-
keit, wie z. B. Hamburg im Jahre 1768. von der
Krone Dänemark von wegen des Herzogthums
Holstein als eine völlig freye Reichsstadt (z), und
der Abt zu Neresheim 1763. vom Hause Oettin-
gen-Wallerstein als ein unmittelbarer Reichsprä-
lat anerkannt worden. Hin und wieder sind aber
auch durch solche Vergleiche ganz besondere Ver-
hältnisse eingeschränkter Freyheiten oder Unter-
würfigkeiten
entstanden. So sind z. B. die Für-
sten von Schwarzburg und die Grafen von Stol-
berg zwar Reichsfürsten und Reichsgrafen; aber
jene doch den Sächsischen Häusern, letztere den
Häusern Sachsen, Brandenburg, Braunschweig
in verschiedenen Dingen, unter andern in Anse-
hung der Appellationen und der höhern gesetzgeben-
den Gewalt, unterworfen. Auf der andern Seite
hat z. B. die Prälatur Ebrach in Franken die
Landeshoheit des Hochstifts Würzburg zwar über
sich anerkannt; jedoch nur in ausdrücklich bestimm-
ten Fällen, außer welchen die Ausübung jener be-
dungenen Landeshoheit nicht statt findet (a). Die
Fürsten von Hohenlohe als Besitzer der Herrschaft
Gleichen sind der Landeshoheit des Herzogs von
Gotha unterworfen; doch genießen sie viele Vor-
züge, z. B. eine eigne Canzley, ein eignes Con-
sistorium zu haben u. s. w., die anderen Gothai-
schen Vasallen und Landständen nicht zugestanden
werden. Die Stadt Hildesheim steht unter der
Landeshoheit ihres Bischofs; ist aber fast von al-
len landesherrlichen Hoheitsrechten befreyet. Die

Stadt
(z) Büsch Welthändel neuerer Zeit (II. Aufl.
1783.) S. 371.
(a) Meine Rechtsfälle B. 1. Th. 2. S. 317-347.

XIV. Heutige Verfaſſung.
mit voͤlliger Zugeſtehung der Reichsunmittelbar-
keit, wie z. B. Hamburg im Jahre 1768. von der
Krone Daͤnemark von wegen des Herzogthums
Holſtein als eine voͤllig freye Reichsſtadt (z), und
der Abt zu Neresheim 1763. vom Hauſe Oettin-
gen-Wallerſtein als ein unmittelbarer Reichspraͤ-
lat anerkannt worden. Hin und wieder ſind aber
auch durch ſolche Vergleiche ganz beſondere Ver-
haͤltniſſe eingeſchraͤnkter Freyheiten oder Unter-
wuͤrfigkeiten
entſtanden. So ſind z. B. die Fuͤr-
ſten von Schwarzburg und die Grafen von Stol-
berg zwar Reichsfuͤrſten und Reichsgrafen; aber
jene doch den Saͤchſiſchen Haͤuſern, letztere den
Haͤuſern Sachſen, Brandenburg, Braunſchweig
in verſchiedenen Dingen, unter andern in Anſe-
hung der Appellationen und der hoͤhern geſetzgeben-
den Gewalt, unterworfen. Auf der andern Seite
hat z. B. die Praͤlatur Ebrach in Franken die
Landeshoheit des Hochſtifts Wuͤrzburg zwar uͤber
ſich anerkannt; jedoch nur in ausdruͤcklich beſtimm-
ten Faͤllen, außer welchen die Ausuͤbung jener be-
dungenen Landeshoheit nicht ſtatt findet (a). Die
Fuͤrſten von Hohenlohe als Beſitzer der Herrſchaft
Gleichen ſind der Landeshoheit des Herzogs von
Gotha unterworfen; doch genießen ſie viele Vor-
zuͤge, z. B. eine eigne Canzley, ein eignes Con-
ſiſtorium zu haben u. ſ. w., die anderen Gothai-
ſchen Vaſallen und Landſtaͤnden nicht zugeſtanden
werden. Die Stadt Hildesheim ſteht unter der
Landeshoheit ihres Biſchofs; iſt aber faſt von al-
len landesherrlichen Hoheitsrechten befreyet. Die

Stadt
(z) Buͤſch Welthaͤndel neuerer Zeit (II. Aufl.
1783.) S. 371.
(a) Meine Rechtsfaͤlle B. 1. Th. 2. S. 317-347.
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[294/0328] XIV. Heutige Verfaſſung. mit voͤlliger Zugeſtehung der Reichsunmittelbar- keit, wie z. B. Hamburg im Jahre 1768. von der Krone Daͤnemark von wegen des Herzogthums Holſtein als eine voͤllig freye Reichsſtadt (z), und der Abt zu Neresheim 1763. vom Hauſe Oettin- gen-Wallerſtein als ein unmittelbarer Reichspraͤ- lat anerkannt worden. Hin und wieder ſind aber auch durch ſolche Vergleiche ganz beſondere Ver- haͤltniſſe eingeſchraͤnkter Freyheiten oder Unter- wuͤrfigkeiten entſtanden. So ſind z. B. die Fuͤr- ſten von Schwarzburg und die Grafen von Stol- berg zwar Reichsfuͤrſten und Reichsgrafen; aber jene doch den Saͤchſiſchen Haͤuſern, letztere den Haͤuſern Sachſen, Brandenburg, Braunſchweig in verſchiedenen Dingen, unter andern in Anſe- hung der Appellationen und der hoͤhern geſetzgeben- den Gewalt, unterworfen. Auf der andern Seite hat z. B. die Praͤlatur Ebrach in Franken die Landeshoheit des Hochſtifts Wuͤrzburg zwar uͤber ſich anerkannt; jedoch nur in ausdruͤcklich beſtimm- ten Faͤllen, außer welchen die Ausuͤbung jener be- dungenen Landeshoheit nicht ſtatt findet (a). Die Fuͤrſten von Hohenlohe als Beſitzer der Herrſchaft Gleichen ſind der Landeshoheit des Herzogs von Gotha unterworfen; doch genießen ſie viele Vor- zuͤge, z. B. eine eigne Canzley, ein eignes Con- ſiſtorium zu haben u. ſ. w., die anderen Gothai- ſchen Vaſallen und Landſtaͤnden nicht zugeſtanden werden. Die Stadt Hildesheim ſteht unter der Landeshoheit ihres Biſchofs; iſt aber faſt von al- len landesherrlichen Hoheitsrechten befreyet. Die Stadt (z) Buͤſch Welthaͤndel neuerer Zeit (II. Aufl. 1783.) S. 371. (a) Meine Rechtsfaͤlle B. 1. Th. 2. S. 317-347.

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/328>, abgerufen am 22.11.2024.