Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.Vom Zustand klüglich gethan wäre/ verthätiget wurde.Es ist zwar an einem Könige zu loben/ daß er seine trewe Diener herrlich und wol be- lohnet; Wenn aber ein Herr alle seine Knechte frey lassen wolte/ müste er endlich selber/ halte ich/ die Schuhe putzen. Ein Vater zwar lässet sich das jenige Gut mehr angelegen seyn/ welches er weiß/ daß ers auff seinen Sohn bringen werde; Je brünstiger er aber den Sohn liebet/ je mehr bemühet er sich/ daß niemand anders an solch Gut recht und anspruch habe. Also pflegen wir unsere eigene Sachen besser in acht zu nehmen als fremde; Aber darumb verehret ein guter Hausvater nicht als- bald seinem Heursman das Lehen. Den auffrühren der Vorsteher zuvor zu kom- men/ hat man andere Mittel/ die nicht so kostbar seyn/ als daß man ihnen die ver- waltung der Provincien erblich ertheile. Das ist aber eine grosse thorheit/ die Ma- jestät der Herrschafft daraus aestimiren/ daß sie viel unter ihr Gebiet habe/ die un- gestrafft
Vom Zuſtand kluͤglich gethan waͤre/ verthaͤtiget wurde.Es iſt zwar an einem Koͤnige zu loben/ daß er ſeine trewe Diener herrlich und wol be- lohnet; Wenn aber ein Herr alle ſeine Knechte frey laſſen wolte/ muͤſte er endlich ſelber/ halte ich/ die Schuhe putzen. Ein Vater zwar laͤſſet ſich das jenige Gut mehr angelegen ſeyn/ welches er weiß/ daß ers auff ſeinen Sohn bringen werde; Je bꝛuͤnſtiger er aber den Sohn liebet/ je mehr bemuͤhet er ſich/ daß niemand anders an ſolch Gut recht und anſpruch habe. Alſo pflegen wir unſere eigene Sachen beſſer in acht zu nehmen als fremde; Aber darumb verehret ein guter Hausvater nicht als- bald ſeinem Heursman das Lehen. Den auffruͤhren der Vorſteher zuvor zu kom- men/ hat man andere Mittel/ die nicht ſo koſtbar ſeyn/ als daß man ihnen die ver- waltung der Provincien erblich ertheile. Das iſt aber eine groſſe thorheit/ die Ma- jeſtaͤt der Herrſchafft daraus æſtimiren/ daß ſie viel unter ihr Gebiet habe/ die un- geſtrafft
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Vom Zuſtand
kluͤglich gethan waͤre/ verthaͤtiget wurde.
Es iſt zwar an einem Koͤnige zu loben/ daß
er ſeine trewe Diener herrlich und wol be-
lohnet; Wenn aber ein Herr alle ſeine
Knechte frey laſſen wolte/ muͤſte er endlich
ſelber/ halte ich/ die Schuhe putzen. Ein
Vater zwar laͤſſet ſich das jenige Gut mehr
angelegen ſeyn/ welches er weiß/ daß ers
auff ſeinen Sohn bringen werde; Je
bꝛuͤnſtiger er aber den Sohn liebet/ je mehr
bemuͤhet er ſich/ daß niemand anders an
ſolch Gut recht und anſpruch habe. Alſo
pflegen wir unſere eigene Sachen beſſer in
acht zu nehmen als fremde; Aber darumb
verehret ein guter Hausvater nicht als-
bald ſeinem Heursman das Lehen. Den
auffruͤhren der Vorſteher zuvor zu kom-
men/ hat man andere Mittel/ die nicht ſo
koſtbar ſeyn/ als daß man ihnen die ver-
waltung der Provincien erblich ertheile.
Das iſt aber eine groſſe thorheit/ die Ma-
jeſtaͤt der Herrſchafft daraus æſtimiren/
daß ſie viel unter ihr Gebiet habe/ die un-
geſtrafft
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