Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.

Bild:
<< vorherige Seite

Vom Zustand
graffen benahmet/ als wenn man sagen
wolte: Graffen die einer gantzen Provintz
vorgestellet. Etliche hiessen Marggraffen/
welche über die Gräntzen gesetzet waren/
umb den Feindlichen Einfall abzuwehren/
und Recht zu sprechen. Zu letzt wurden
etliche Burggraffen genant/ das ist/ Vor-
steher einer Königlichen Burg. Und zwar
hat der Carolus diese Empter und Wür-
de tapffern Leuten nicht immer oder erb-
lich überlassen/ sondern/ daß er freye Macht
hätte/ solche wieder zu nehmen/ und ande-
re damit zu belehnen/ doch ist man nach
des Caroli Todt wiederumb auff die vo-
rige weise kommen/ also/ daß in diesen Obrig-
keitsstellen die Söhne fast immer den Vä-
tern s[u]ccediret/ zuderne seyn auch aus der
zusammen wachsung etlicher Graffschaff-
ten/ deßgleichen durch zulassung der Nach-
kömlinge Caroli etliche Hertzogthümer
gestifftet/ welche ein groß flück Landes in
sich begreiffen. Die Vorsteher derselben
hielten menschlichem Ehrgeitz nach für eine

faul-

Vom Zuſtand
graffen benahmet/ als wenn man ſagen
wolte: Graffen die einer gantzen Provintz
vorgeſtellet. Etliche hieſſen Marggraffen/
welche uͤber die Graͤntzen geſetzet waren/
umb den Feindlichen Einfall abzuwehren/
und Recht zu ſprechen. Zu letzt wurden
etliche Burggraffen genant/ das iſt/ Vor-
ſteher einer Koͤniglichen Burg. Und zwar
hat der Carolus dieſe Empter und Wuͤr-
de tapffern Leuten nicht immer oder erb-
lich uͤberlaſſen/ ſondern/ daß er freye Macht
haͤtte/ ſolche wieder zu nehmen/ und ande-
re damit zu belehnen/ doch iſt man nach
des Caroli Todt wiederumb auff die vo-
rige weiſe kom̃en/ alſo/ daß in dieſen Obrig-
keitsſtellen die Soͤhne faſt immer den Vaͤ-
tern ſ[u]ccediret/ zuderne ſeyn auch aus der
zuſammen wachſung etlicher Graffſchaff-
ten/ deßgleichen durch zulaſſung der Nach-
koͤmlinge Caroli etliche Hertzogthuͤmer
geſtifftet/ welche ein groß fluͤck Landes in
ſich begreiffen. Die Vorſteher derſelben
hielten menſchlichem Ehrgeitz nach fuͤr eine

faul-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0108" n="86"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom Zu&#x017F;tand</hi></fw><lb/>
graffen benahmet/ als wenn man &#x017F;agen<lb/>
wolte: Graffen die einer gantzen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Provin</hi></hi>tz<lb/>
vorge&#x017F;tellet. Etliche hie&#x017F;&#x017F;en Marggraffen/<lb/>
welche u&#x0364;ber die Gra&#x0364;ntzen ge&#x017F;etzet waren/<lb/>
umb den Feindlichen Einfall abzuwehren/<lb/>
und Recht zu &#x017F;prechen. Zu letzt wurden<lb/>
etliche Burggraffen genant/ das i&#x017F;t/ Vor-<lb/>
&#x017F;teher einer Ko&#x0364;niglichen Burg. Und zwar<lb/>
hat der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Carolus</hi></hi> die&#x017F;e Empter und Wu&#x0364;r-<lb/>
de tapffern Leuten nicht immer oder erb-<lb/>
lich u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;ondern/ daß er freye Macht<lb/>
ha&#x0364;tte/ &#x017F;olche wieder zu nehmen/ und ande-<lb/>
re damit zu belehnen/ doch i&#x017F;t man nach<lb/>
des <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Caroli</hi></hi> Todt wiederumb auff die vo-<lb/>
rige wei&#x017F;e kom&#x0303;en/ al&#x017F;o/ daß in die&#x017F;en Obrig-<lb/>
keits&#x017F;tellen die So&#x0364;hne fa&#x017F;t immer den Va&#x0364;-<lb/>
tern <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">&#x017F;<supplied>u</supplied>ccedi</hi></hi>ret/ zuderne &#x017F;eyn auch aus der<lb/>
zu&#x017F;ammen wach&#x017F;ung etlicher Graff&#x017F;chaff-<lb/>
ten/ deßgleichen durch zula&#x017F;&#x017F;ung der Nach-<lb/>
ko&#x0364;mlinge <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Caroli</hi></hi> etliche Hertzogthu&#x0364;mer<lb/>
ge&#x017F;tifftet/ welche ein groß flu&#x0364;ck Landes in<lb/>
&#x017F;ich begreiffen. Die Vor&#x017F;teher der&#x017F;elben<lb/>
hielten men&#x017F;chlichem Ehrgeitz nach fu&#x0364;r eine<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">faul-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[86/0108] Vom Zuſtand graffen benahmet/ als wenn man ſagen wolte: Graffen die einer gantzen Provintz vorgeſtellet. Etliche hieſſen Marggraffen/ welche uͤber die Graͤntzen geſetzet waren/ umb den Feindlichen Einfall abzuwehren/ und Recht zu ſprechen. Zu letzt wurden etliche Burggraffen genant/ das iſt/ Vor- ſteher einer Koͤniglichen Burg. Und zwar hat der Carolus dieſe Empter und Wuͤr- de tapffern Leuten nicht immer oder erb- lich uͤberlaſſen/ ſondern/ daß er freye Macht haͤtte/ ſolche wieder zu nehmen/ und ande- re damit zu belehnen/ doch iſt man nach des Caroli Todt wiederumb auff die vo- rige weiſe kom̃en/ alſo/ daß in dieſen Obrig- keitsſtellen die Soͤhne faſt immer den Vaͤ- tern ſuccediret/ zuderne ſeyn auch aus der zuſammen wachſung etlicher Graffſchaff- ten/ deßgleichen durch zulaſſung der Nach- koͤmlinge Caroli etliche Hertzogthuͤmer geſtifftet/ welche ein groß fluͤck Landes in ſich begreiffen. Die Vorſteher derſelben hielten menſchlichem Ehrgeitz nach fuͤr eine faul-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/108
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/108>, abgerufen am 21.11.2024.