Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.

Bild:
<< vorherige Seite

Vom Zustand
nehmen auffs beste dissimuliret/ damit es
nicht für der Zeit gemercket/ und er dar-
umb gebracht werden möchte. Und als
ihm des Käysers Todt durch abgeordnete
Curirer angekündiget war/ hat er ge-
schwinde allenthalben Brieffe verschicket/
welche die annehmung des Vicariats an-
kündigten. Auff welche die meisten Stän-
de mit einer eilfärtigen Glückwünschung/
ehe sie die Sache recht übergeleget/ geant-
wortet haben/ und das ist geschehen/ ehe
fast Chur Pfaltz etwas von des Käysers
Todt gewust/ welcher sich nicht gerne wol-
len in sein Recht greiffen lassen/ sondern
auch hin und wieder die ankündigung ge-
than/ daß nicht ohne Klage über das un-
recht/ so ihm von Bayern wiederfah-
ren/ er sich nachmals der Gewalt als ein
Vicarius bedienen wolle; Und ob wol vie-
len Fürsten verdrossen/ daß sie ihre Brieffe
an Chur Bayern gesand/ nicht wieder zu
rück ziehen könten; So ist es doch/ wie es
gemeiniglich zu geschehen pfleget/ daß auch

da-

Vom Zuſtand
nehmen auffs beſte diſſimuliret/ damit es
nicht fuͤr der Zeit gemercket/ und er dar-
umb gebracht werden moͤchte. Und als
ihm des Kaͤyſers Todt durch abgeordnete
Curirer angekuͤndiget war/ hat er ge-
ſchwinde allenthalben Brieffe verſchicket/
welche die annehmung des Vicariats an-
kuͤndigten. Auff welche die meiſten Staͤn-
de mit einer eilfaͤrtigen Gluͤckwuͤnſchung/
ehe ſie die Sache recht uͤbergeleget/ geant-
wortet haben/ und das iſt geſchehen/ ehe
faſt Chur Pfaltz etwas von des Kaͤyſers
Todt gewuſt/ welcher ſich nicht gerne wol-
len in ſein Recht greiffen laſſen/ ſondern
auch hin und wieder die ankuͤndigung ge-
than/ daß nicht ohne Klage uͤber das un-
recht/ ſo ihm von Bayern wiederfah-
ren/ er ſich nachmals der Gewalt als ein
Vicarius bedienen wolle; Und ob wol vie-
len Fuͤrſten verdroſſen/ daß ſie ihre Brieffe
an Chur Bayern geſand/ nicht wieder zu
ruͤck ziehen koͤnten; So iſt es doch/ wie es
gemeiniglich zu geſchehen pfleget/ daß auch

da-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0148" n="126"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom Zu&#x017F;tand</hi></fw><lb/>
nehmen auffs be&#x017F;te <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">di&#x017F;&#x017F;imuli</hi></hi>ret/ damit es<lb/>
nicht fu&#x0364;r der Zeit gemercket/ und er dar-<lb/>
umb gebracht werden mo&#x0364;chte. <hi rendition="#b">U</hi>nd als<lb/>
ihm des Ka&#x0364;y&#x017F;ers Todt durch abgeordnete<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Curirer</hi></hi> angeku&#x0364;ndiget war/ hat er ge-<lb/>
&#x017F;chwinde allenthalben Brieffe ver&#x017F;chicket/<lb/>
welche die annehmung des <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Vicariats</hi></hi> an-<lb/>
ku&#x0364;ndigten. Auff welche die mei&#x017F;ten Sta&#x0364;n-<lb/>
de mit einer eilfa&#x0364;rtigen Glu&#x0364;ckwu&#x0364;n&#x017F;chung/<lb/>
ehe &#x017F;ie die Sache recht u&#x0364;bergeleget/ geant-<lb/>
wortet haben/ und das i&#x017F;t ge&#x017F;chehen/ ehe<lb/>
fa&#x017F;t Chur Pfaltz etwas von des Ka&#x0364;y&#x017F;ers<lb/>
Todt gewu&#x017F;t/ welcher &#x017F;ich nicht gerne wol-<lb/>
len in &#x017F;ein Recht greiffen la&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;ondern<lb/>
auch hin und wieder die anku&#x0364;ndigung ge-<lb/>
than/ daß nicht ohne Klage u&#x0364;ber das un-<lb/>
recht/ &#x017F;o ihm von Bayern wiederfah-<lb/>
ren/ er &#x017F;ich nachmals der Gewalt als ein<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Vicarius</hi></hi> bedienen wolle; <hi rendition="#b">U</hi>nd ob wol vie-<lb/>
len Fu&#x0364;r&#x017F;ten verdro&#x017F;&#x017F;en/ daß &#x017F;ie ihre Brieffe<lb/>
an Chur Bayern ge&#x017F;and/ nicht wieder zu<lb/>
ru&#x0364;ck ziehen ko&#x0364;nten; So i&#x017F;t es doch/ wie es<lb/>
gemeiniglich zu ge&#x017F;chehen pfleget/ daß auch<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">da-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[126/0148] Vom Zuſtand nehmen auffs beſte diſſimuliret/ damit es nicht fuͤr der Zeit gemercket/ und er dar- umb gebracht werden moͤchte. Und als ihm des Kaͤyſers Todt durch abgeordnete Curirer angekuͤndiget war/ hat er ge- ſchwinde allenthalben Brieffe verſchicket/ welche die annehmung des Vicariats an- kuͤndigten. Auff welche die meiſten Staͤn- de mit einer eilfaͤrtigen Gluͤckwuͤnſchung/ ehe ſie die Sache recht uͤbergeleget/ geant- wortet haben/ und das iſt geſchehen/ ehe faſt Chur Pfaltz etwas von des Kaͤyſers Todt gewuſt/ welcher ſich nicht gerne wol- len in ſein Recht greiffen laſſen/ ſondern auch hin und wieder die ankuͤndigung ge- than/ daß nicht ohne Klage uͤber das un- recht/ ſo ihm von Bayern wiederfah- ren/ er ſich nachmals der Gewalt als ein Vicarius bedienen wolle; Und ob wol vie- len Fuͤrſten verdroſſen/ daß ſie ihre Brieffe an Chur Bayern geſand/ nicht wieder zu ruͤck ziehen koͤnten; So iſt es doch/ wie es gemeiniglich zu geſchehen pfleget/ daß auch da-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/148
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/148>, abgerufen am 24.11.2024.