Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.Vom Zustand Stände bewilligung fordern/ bey welchenmehr durch ansehen als Befehl etwas zu erlangen. Ja es ist vermuthlich/ daß die Teutschen Stände vormahls in den Eid/ welcher fast von allen Christlichen Köni- gen pfleget geleistet zu werden/ auch die Clausul haben eingerücket/ daß der König aller und jeden Teutschen Bürger Rechte/ wie auch die löbliche und im Reich ange- nommene Gebräuche in acht nehmen wol- le. Ob aber mit der Zeit deßwegen son- derliche Gesetze hinzu gethan und verfasset worden/ ist nicht gnugsam am Tage. Denn man vor den Carolum V. kein Exemplar solcher Capitulation gesehen/ und ob gleich einige möchten auffgewiesen wer- den/ darff man ihnen nicht glauben/ daß aber dem erwehlten Käyser in der Gülde- nen Bulla alsbald befohlen/ alle Rechte/ Privilegien und Freyheiten der Chur- fürsten durch Brieff und Siegel zu be- kräfftigen/ das scheinet den Churfürsten absonderlich anzugehen/ und also etwas von
Vom Zuſtand Staͤnde bewilligung fordern/ bey welchenmehr durch anſehen als Befehl etwas zu erlangen. Ja es iſt vermuthlich/ daß die Teutſchen Staͤnde vormahls in den Eid/ welcher faſt von allen Chriſtlichen Koͤni- gen pfleget geleiſtet zu werden/ auch die Clauſul haben eingeruͤcket/ daß der Koͤnig aller und jeden Teutſchen Buͤrger Rechte/ wie auch die loͤbliche und im Reich ange- nommene Gebraͤuche in acht nehmen wol- le. Ob aber mit der Zeit deßwegen ſon- derliche Geſetze hinzu gethan und verfaſſet worden/ iſt nicht gnugſam am Tage. Denn man vor den Carolum V. kein Exemplar ſolcher Capitulation geſehen/ und ob gleich einige moͤchten auffgewieſen wer- den/ darff man ihnen nicht glauben/ daß aber dem erwehlten Kaͤyſer in der Guͤlde- nen Bulla alsbald befohlen/ alle Rechte/ Privilegien und Freyheiten der Chur- fuͤrſten durch Brieff und Siegel zu be- kraͤfftigen/ das ſcheinet den Churfuͤrſten abſonderlich anzugehen/ und alſo etwas von
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0152" n="130"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom Zuſtand</hi></fw><lb/> Staͤnde bewilligung fordern/ bey welchen<lb/> mehr durch anſehen als Befehl etwas zu<lb/> erlangen. Ja es iſt vermuthlich/ daß die<lb/> Teutſchen Staͤnde vormahls in den Eid/<lb/> welcher faſt von allen Chriſtlichen Koͤni-<lb/> gen pfleget geleiſtet zu werden/ auch die<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Clauſul</hi></hi> haben eingeruͤcket/ daß der Koͤnig<lb/> aller und jeden Teutſchen Buͤrger Rechte/<lb/> wie auch die loͤbliche und im Reich ange-<lb/> nommene Gebraͤuche in acht nehmen wol-<lb/> le. Ob aber mit der Zeit deßwegen ſon-<lb/> derliche Geſetze hinzu gethan und verfaſſet<lb/> worden/ iſt nicht gnugſam am Tage. Denn<lb/> man vor den <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Carolum V.</hi></hi> kein <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Exemplar</hi></hi><lb/> ſolcher <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Capitulation</hi></hi> geſehen/ und ob<lb/> gleich einige moͤchten auffgewieſen wer-<lb/> den/ darff man ihnen nicht glauben/ daß<lb/> aber dem erwehlten Kaͤyſer in der Guͤlde-<lb/> nen Bulla alsbald befohlen/ alle Rechte/<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Privilegien</hi></hi> und Freyheiten der Chur-<lb/> fuͤrſten durch Brieff und Siegel zu be-<lb/> kraͤfftigen/ das ſcheinet den Churfuͤrſten<lb/> abſonderlich anzugehen/ und alſo etwas<lb/> <fw place="bottom" type="catch">von</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [130/0152]
Vom Zuſtand
Staͤnde bewilligung fordern/ bey welchen
mehr durch anſehen als Befehl etwas zu
erlangen. Ja es iſt vermuthlich/ daß die
Teutſchen Staͤnde vormahls in den Eid/
welcher faſt von allen Chriſtlichen Koͤni-
gen pfleget geleiſtet zu werden/ auch die
Clauſul haben eingeruͤcket/ daß der Koͤnig
aller und jeden Teutſchen Buͤrger Rechte/
wie auch die loͤbliche und im Reich ange-
nommene Gebraͤuche in acht nehmen wol-
le. Ob aber mit der Zeit deßwegen ſon-
derliche Geſetze hinzu gethan und verfaſſet
worden/ iſt nicht gnugſam am Tage. Denn
man vor den Carolum V. kein Exemplar
ſolcher Capitulation geſehen/ und ob
gleich einige moͤchten auffgewieſen wer-
den/ darff man ihnen nicht glauben/ daß
aber dem erwehlten Kaͤyſer in der Guͤlde-
nen Bulla alsbald befohlen/ alle Rechte/
Privilegien und Freyheiten der Chur-
fuͤrſten durch Brieff und Siegel zu be-
kraͤfftigen/ das ſcheinet den Churfuͤrſten
abſonderlich anzugehen/ und alſo etwas
von
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |