Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.Vom Zustand allein/ ohne der andern Stände Rath undZuthun vorgeschrieben gewesen. Worüber doch diese etliche mahl geklaget/ und ist in dem Westphälischen Frieden selbst gedacht worden/ daß auff dem nechsten Reichstage von der entwerffung einer jmmerwären- den Capitulation solte gerathschlaget werden/ wodurch der Teutschen art nach die Sache doch nimmer zum Schluß/ son- dern allezeit auff die lange Banck wird ge- zogen werden. Jch hörte zwar als ich zu Regenspurg war/ daß man schon solches mit ernst vorgenommen/ und ein zimlich theil Papier verdorben. Die verständig- sten aber halten dafür/ daß sich die Chur- fürsten keines Eingriffes zu fürchten hät- ten; massen es dem Käyser zuträglicher wäre/ daß die Churfürsten die andere Für- sten übertreffen: Denn diese/ als wenige/ könne er leichter als alle Stände auff seine seite bringen/ und ihnen hergegen lieber hinwiederumb etwas nachgeben/ zu deme würden die auß dem Fürsten Rath/ welche aus
Vom Zuſtand allein/ ohne der andern Staͤnde Rath undZuthun voꝛgeſchrieben geweſen. Woruͤber doch dieſe etliche mahl geklaget/ und iſt in dem Weſtphaͤliſchen Frieden ſelbſt gedacht worden/ daß auff dem nechſten Reichstage von der entwerffung einer jmmerwaͤren- den Capitulation ſolte gerathſchlaget werden/ wodurch der Teutſchen art nach die Sache doch nimmer zum Schluß/ ſon- dern allezeit auff die lange Banck wird ge- zogen werden. Jch hoͤrte zwar als ich zu Regenſpurg war/ daß man ſchon ſolches mit ernſt vorgenommen/ und ein zimlich theil Papier verdorben. Die verſtaͤndig- ſten aber halten dafuͤr/ daß ſich die Chur- fuͤrſten keines Eingriffes zu fuͤrchten haͤt- ten; maſſen es dem Kaͤyſer zutraͤglicher waͤre/ daß die Churfuͤrſten die andere Fuͤr- ſten uͤbertreffen: Denn dieſe/ als wenige/ koͤnne er leichter als alle Staͤnde auff ſeine ſeite bringen/ und ihnen hergegen lieber hinwiederumb etwas nachgeben/ zu deme wuͤrden die auß dem Fuͤrſten Rath/ welche aus
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Vom Zuſtand
allein/ ohne der andern Staͤnde Rath und
Zuthun voꝛgeſchrieben geweſen. Woruͤber
doch dieſe etliche mahl geklaget/ und iſt in
dem Weſtphaͤliſchen Frieden ſelbſt gedacht
worden/ daß auff dem nechſten Reichstage
von der entwerffung einer jmmerwaͤren-
den Capitulation ſolte gerathſchlaget
werden/ wodurch der Teutſchen art nach
die Sache doch nimmer zum Schluß/ ſon-
dern allezeit auff die lange Banck wird ge-
zogen werden. Jch hoͤrte zwar als ich zu
Regenſpurg war/ daß man ſchon ſolches
mit ernſt vorgenommen/ und ein zimlich
theil Papier verdorben. Die verſtaͤndig-
ſten aber halten dafuͤr/ daß ſich die Chur-
fuͤrſten keines Eingriffes zu fuͤrchten haͤt-
ten; maſſen es dem Kaͤyſer zutraͤglicher
waͤre/ daß die Churfuͤrſten die andere Fuͤr-
ſten uͤbertreffen: Denn dieſe/ als wenige/
koͤnne er leichter als alle Staͤnde auff ſeine
ſeite bringen/ und ihnen hergegen lieber
hinwiederumb etwas nachgeben/ zu deme
wuͤrden die auß dem Fuͤrſten Rath/ welche
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Zitationshilfe: | Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/154>, abgerufen am 16.02.2025. |