Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.Vom Zustand zu führen und Frieden zu halten enge ge-nug eingeschrencket. Es können zwar die Oesterreichischen Erbländer ein mächti- ges Kriegesheer unterhalten/ daß sie aber auch sehr würden außgeschöpffet werden/ wenn sie die Last allein tragen solten/ ist gnugsamb am Tage. Wo demnach die Stände nicht eben so wol zum Kriege/ als zu den Unkosten/ die sie dazu anwenden müssen/ werden gewilliget haben/ kan sich der Käyser wenig ihrer Hülffe getrösten; Und wie sie ihn sonsten/ wenn er von an- dern angefeindet wird/ nicht zu verlassen pflegen; Also leistet niemand einem/ der von sich selbst andere bekrieget/ beystand/ es sey denn/ daß er mit de[m] Hause Oesterreich sonderliche Verständniß habe. Es ist viel- mehr den Ständen zuträglich zu verhin- dern/ daß er keinen andern bekriege/ nicht allein darumb/ weil durch solche Gelegen- heit gantz Teutschland in Unruhe kan gese- tzet werden/ sondern auch/ weil ihnen der Sieg des Käysers selbst wenig angenehm seyn
Vom Zuſtand zu fuͤhren und Frieden zu halten enge ge-nug eingeſchrencket. Es koͤnnen zwar die Oeſterreichiſchen Erblaͤnder ein maͤchti- ges Kriegesheer unterhalten/ daß ſie aber auch ſehr wuͤrden außgeſchoͤpffet werden/ wenn ſie die Laſt allein tragen ſolten/ iſt gnugſamb am Tage. Wo demnach die Staͤnde nicht eben ſo wol zum Kriege/ als zu den Unkoſten/ die ſie dazu anwenden muͤſſen/ werden gewilliget haben/ kan ſich der Kaͤyſer wenig ihrer Huͤlffe getroͤſten; Und wie ſie ihn ſonſten/ wenn er von an- dern angefeindet wird/ nicht zu verlaſſen pflegen; Alſo leiſtet niemand einem/ der von ſich ſelbſt andere bekrieget/ beyſtand/ es ſey denn/ daß er mit de[m] Hauſe Oeſterreich ſonderliche Verſtaͤndniß habe. Es iſt viel- mehr den Staͤnden zutraͤglich zu verhin- dern/ daß er keinen andern bekriege/ nicht allein darumb/ weil durch ſolche Gelegen- heit gantz Teutſchland in Unruhe kan geſe- tzet werden/ ſondern auch/ weil ihnen der Sieg des Kaͤyſers ſelbſt wenig angenehm ſeyn
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Vom Zuſtand
zu fuͤhren und Frieden zu halten enge ge-
nug eingeſchrencket. Es koͤnnen zwar die
Oeſterreichiſchen Erblaͤnder ein maͤchti-
ges Kriegesheer unterhalten/ daß ſie aber
auch ſehr wuͤrden außgeſchoͤpffet werden/
wenn ſie die Laſt allein tragen ſolten/ iſt
gnugſamb am Tage. Wo demnach die
Staͤnde nicht eben ſo wol zum Kriege/ als
zu den Unkoſten/ die ſie dazu anwenden
muͤſſen/ werden gewilliget haben/ kan ſich
der Kaͤyſer wenig ihrer Huͤlffe getroͤſten;
Und wie ſie ihn ſonſten/ wenn er von an-
dern angefeindet wird/ nicht zu verlaſſen
pflegen; Alſo leiſtet niemand einem/ der
von ſich ſelbſt andere bekrieget/ beyſtand/ es
ſey denn/ daß er mit dem Hauſe Oeſterreich
ſonderliche Verſtaͤndniß habe. Es iſt viel-
mehr den Staͤnden zutraͤglich zu verhin-
dern/ daß er keinen andern bekriege/ nicht
allein darumb/ weil durch ſolche Gelegen-
heit gantz Teutſchland in Unruhe kan geſe-
tzet werden/ ſondern auch/ weil ihnen der
Sieg des Kaͤyſers ſelbſt wenig angenehm
ſeyn
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