Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.des Teutschen Reichs. her sey als der gantze Rath/ doch ein jegli-cher von den Rathsherren dem gantzen Rath nicht weniger gehorsame/ als die an- dern Bürger/ und eben so wol über jene/ als über diese das Halsgericht verübet werde; welches gar weit von der Freyheit der Teut- schen Stände ab ist; Also haben in den Aristocratien die Vornehmsten ihr pri- vat Erbtheil/ welches der andern Bürger Güter zum offtern weit übertrifft/ und ist doch eben so wol dieses Erbtheil der Raths- Herren/ als was ausser dem die übrige Bürgerschafft besitzet/ der höchsten Herr- schafft des gantzen Raths unterworffen/ und dessen Gesetzen verpflichtet. Jn Teutschland aber/ wenn man außnimpt was einem jeglichen von den Ständen an- gehöret/ bleibet nichts übrig/ daß allen an- gehe. Und würde dem jenigen nicht wol- gehen/ der bey ihnen sagen wolte/ daß alle Stände über eines jeglichen insonderheit Güter so viel Macht hätten/ als in der Venedischen Republicq der gantze Rath über L ij
des Teutſchen Reichs. her ſey als der gantze Rath/ doch ein jegli-cher von den Rathsherren dem gantzen Rath nicht weniger gehorſame/ als die an- dern Buͤrger/ und eben ſo wol uͤber jene/ als uͤber dieſe das Halsgericht veruͤbet werde; welches gar weit von der Fꝛeyheit der Teut- ſchen Staͤnde ab iſt; Alſo haben in den Ariſtocratien die Vornehmſten ihr pri- vat Erbtheil/ welches der andern Buͤrger Guͤter zum offtern weit uͤbertrifft/ und iſt doch eben ſo wol dieſes Erbtheil der Raths- Herren/ als was auſſer dem die uͤbrige Buͤrgerſchafft beſitzet/ der hoͤchſten Herr- ſchafft des gantzen Raths unterworffen/ und deſſen Geſetzen verpflichtet. Jn Teutſchland aber/ wenn man außnimpt was einem jeglichen von den Staͤnden an- gehoͤret/ bleibet nichts uͤbrig/ daß allen an- gehe. Und wuͤrde dem jenigen nicht wol- gehen/ der bey ihnen ſagen wolte/ daß alle Staͤnde uͤber eines jeglichen inſonderheit Guͤter ſo viel Macht haͤtten/ als in der Venediſchen Republicq der gantze Rath uͤber L ij
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des Teutſchen Reichs.
her ſey als der gantze Rath/ doch ein jegli-
cher von den Rathsherren dem gantzen
Rath nicht weniger gehorſame/ als die an-
dern Buͤrger/ und eben ſo wol uͤber jene/ als
uͤber dieſe das Halsgericht veruͤbet werde;
welches gar weit von der Fꝛeyheit der Teut-
ſchen Staͤnde ab iſt; Alſo haben in den
Ariſtocratien die Vornehmſten ihr pri-
vat Erbtheil/ welches der andern Buͤrger
Guͤter zum offtern weit uͤbertrifft/ und iſt
doch eben ſo wol dieſes Erbtheil der Raths-
Herren/ als was auſſer dem die uͤbrige
Buͤrgerſchafft beſitzet/ der hoͤchſten Herr-
ſchafft des gantzen Raths unterworffen/
und deſſen Geſetzen verpflichtet. Jn
Teutſchland aber/ wenn man außnimpt
was einem jeglichen von den Staͤnden an-
gehoͤret/ bleibet nichts uͤbrig/ daß allen an-
gehe. Und wuͤrde dem jenigen nicht wol-
gehen/ der bey ihnen ſagen wolte/ daß alle
Staͤnde uͤber eines jeglichen inſonderheit
Guͤter ſo viel Macht haͤtten/ als in der
Venediſchen Republicq der gantze Rath
uͤber
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