Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.des Teutschen Reichs. aus ihrer eigenen Wolle gemachtem Tuchekleiden/ und den Spaniern/ Engelländern und Holländern das ihrige lassen? Oder wenn sie lust zu derer Schönheit hätten/ solten die einheimische Handwercker selbi- ge Kunst besser außüben; Es wäre auch den Teutschen nicht schwer unserer Seide zu entbehren; Oder/ wenn sie ja was herr- licher bekleidet einher gehen wolten/ so wachsen in dem Landstrich am Rheinstrom hauffen weise Maulbeer Bäume/ wenn sel- bige Leute von ihrer eigenen trägheit so viel erhalten könten/ daß sie neben den Wein- bergen auch sonsten was nützliches zu ba- wen vornehmen/ so könten sie von diesen Bäumen für die Seidenwürme Nahrung haben/ und von den unserigen Seide zu verfertigen lernen. Ferner wie man die- ses der einfalt des Volcks vielleicht muß zu gute halten/ daß sie meynen/ sie werden durch nachahmen der Frantzösischen Klei- der Moden artiger außsehen; Also ist das die gröste Thorheit/ daß sie auch offte ge- ring- M ij
des Teutſchen Reichs. aus ihrer eigenen Wolle gemachtem Tuchekleiden/ und den Spaniern/ Engellaͤndern und Hollaͤndern das ihrige laſſen? Oder wenn ſie luſt zu derer Schoͤnheit haͤtten/ ſolten die einheimiſche Handwercker ſelbi- ge Kunſt beſſer außuͤben; Es waͤre auch den Teutſchen nicht ſchwer unſerer Seide zu entbehren; Oder/ wenn ſie ja was herr- licher bekleidet einher gehen wolten/ ſo wachſen in dem Landſtrich am Rheinſtrom hauffen weiſe Maulbeer Baͤume/ wenn ſel- bige Leute von ihrer eigenen traͤgheit ſo viel erhalten koͤnten/ daß ſie neben den Wein- bergen auch ſonſten was nuͤtzliches zu ba- wen vornehmen/ ſo koͤnten ſie von dieſen Baͤumen fuͤr die Seidenwuͤrme Nahrung haben/ und von den unſerigen Seide zu verfertigen lernen. Ferner wie man die- ſes der einfalt des Volcks vielleicht muß zu gute halten/ daß ſie meynen/ ſie werden durch nachahmen der Frantzoͤſiſchen Klei- der Moden artiger außſehen; Alſo iſt das die groͤſte Thorheit/ daß ſie auch offte ge- ring- M ij
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0265" n="243"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des Teutſchen Reichs.</hi></fw><lb/> aus ihrer eigenen Wolle gemachtem Tuche<lb/> kleiden/ und den Spaniern/ Engellaͤndern<lb/> und Hollaͤndern das ihrige laſſen? Oder<lb/> wenn ſie luſt zu derer Schoͤnheit haͤtten/<lb/> ſolten die einheimiſche Handwercker ſelbi-<lb/> ge Kunſt beſſer außuͤben; Es waͤre auch<lb/> den Teutſchen nicht ſchwer unſerer Seide<lb/> zu entbehren; Oder/ wenn ſie ja was herr-<lb/> licher bekleidet einher gehen wolten/ ſo<lb/> wachſen in dem Landſtrich am Rheinſtrom<lb/> hauffen weiſe Maulbeer Baͤume/ wenn ſel-<lb/> bige Leute von ihrer eigenen traͤgheit ſo viel<lb/> erhalten koͤnten/ daß ſie neben den Wein-<lb/> bergen auch ſonſten was nuͤtzliches zu ba-<lb/> wen vornehmen/ ſo koͤnten ſie von dieſen<lb/> Baͤumen fuͤr die Seidenwuͤrme Nahrung<lb/> haben/ und von den unſerigen Seide zu<lb/> verfertigen lernen. Ferner wie man die-<lb/> ſes der einfalt des Volcks vielleicht muß<lb/> zu gute halten/ daß ſie meynen/ ſie werden<lb/> durch nachahmen der Frantzoͤſiſchen Klei-<lb/> der Moden artiger außſehen; Alſo iſt das<lb/> die groͤſte Thorheit/ daß ſie auch offte ge-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">M ij</fw><fw place="bottom" type="catch">ring-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [243/0265]
des Teutſchen Reichs.
aus ihrer eigenen Wolle gemachtem Tuche
kleiden/ und den Spaniern/ Engellaͤndern
und Hollaͤndern das ihrige laſſen? Oder
wenn ſie luſt zu derer Schoͤnheit haͤtten/
ſolten die einheimiſche Handwercker ſelbi-
ge Kunſt beſſer außuͤben; Es waͤre auch
den Teutſchen nicht ſchwer unſerer Seide
zu entbehren; Oder/ wenn ſie ja was herr-
licher bekleidet einher gehen wolten/ ſo
wachſen in dem Landſtrich am Rheinſtrom
hauffen weiſe Maulbeer Baͤume/ wenn ſel-
bige Leute von ihrer eigenen traͤgheit ſo viel
erhalten koͤnten/ daß ſie neben den Wein-
bergen auch ſonſten was nuͤtzliches zu ba-
wen vornehmen/ ſo koͤnten ſie von dieſen
Baͤumen fuͤr die Seidenwuͤrme Nahrung
haben/ und von den unſerigen Seide zu
verfertigen lernen. Ferner wie man die-
ſes der einfalt des Volcks vielleicht muß
zu gute halten/ daß ſie meynen/ ſie werden
durch nachahmen der Frantzoͤſiſchen Klei-
der Moden artiger außſehen; Alſo iſt das
die groͤſte Thorheit/ daß ſie auch offte ge-
ring-
M ij
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |