Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.

Bild:
<< vorherige Seite

Vom Zustand
hin geflossen. Und kan man nicht in abre-
de seyn/ daß etliche Städte gleich als eine
Miltz auffgeschwollen/ und der benachbar-
ten Fürsten Länder mager worden. Es ist
auch des Adels weise/ daß er den gemeinen
Mann verachte/ welcher doch zum offtern
durch sein Geld ihm nicht weniger selbst
gefället/ als ihm jener durch seine Einbil-
dungen und außgeschöpffte Länder. End-
lich sehen etliche diese Städte an/ als wel-
che ihnen die Herrschafft auffrücken/ und
befinden/ daß man über die unterwerffung
wegen der benachbarten Freyheit ungedul-
tig sey. Daher kommt mißgunst/ verach-
tung/ überfall/ argwohn und heimliche
nachstellung. Welches alles doch schärf-
fer und offentlicher vorgehet unter den Bi-
schoffen/ und den jenigen Städten/ in wel-
chen sie ihre Thumkirchen haben. Wie-
wol auch die Fürsten auff dem Reichstage
selbst keinen schlechten Verdruß wider das
Collegium der Städte von sich spüren
lassen/ da hingegen der Keyser den Städten

gün-

Vom Zuſtand
hin gefloſſen. Und kan man nicht in abre-
de ſeyn/ daß etliche Staͤdte gleich als eine
Miltz auffgeſchwollen/ und der benachbar-
ten Fuͤrſten Laͤnder mager worden. Es iſt
auch des Adels weiſe/ daß er den gemeinen
Mann verachte/ welcher doch zum offtern
durch ſein Geld ihm nicht weniger ſelbſt
gefaͤllet/ als ihm jener durch ſeine Einbil-
dungen und außgeſchoͤpffte Laͤnder. End-
lich ſehen etliche dieſe Staͤdte an/ als wel-
che ihnen die Herrſchafft auffruͤcken/ und
befinden/ daß man uͤber die unterwerffung
wegen der benachbarten Freyheit ungedul-
tig ſey. Daher kommt mißgunſt/ verach-
tung/ uͤberfall/ argwohn und heimliche
nachſtellung. Welches alles doch ſchaͤrf-
fer und offentlicher voꝛgehet unter den Bi-
ſchoffen/ und den jenigen Staͤdten/ in wel-
chen ſie ihre Thumkirchen haben. Wie-
wol auch die Fuͤrſten auff dem Reichstage
ſelbſt keinen ſchlechten Verdruß wider das
Collegium der Staͤdte von ſich ſpuͤren
laſſen/ da hingegen der Keyſer den Staͤdten

guͤn-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0290" n="268"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom Zu&#x017F;tand</hi></fw><lb/>
hin geflo&#x017F;&#x017F;en. <hi rendition="#aq">U</hi>nd kan man nicht in abre-<lb/>
de &#x017F;eyn/ daß etliche Sta&#x0364;dte gleich als eine<lb/>
Miltz auffge&#x017F;chwollen/ und der benachbar-<lb/>
ten Fu&#x0364;r&#x017F;ten La&#x0364;nder mager worden. Es i&#x017F;t<lb/>
auch des Adels wei&#x017F;e/ daß er den gemeinen<lb/>
Mann verachte/ welcher doch zum offtern<lb/>
durch &#x017F;ein Geld ihm nicht weniger &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
gefa&#x0364;llet/ als ihm jener durch &#x017F;eine Einbil-<lb/>
dungen und außge&#x017F;cho&#x0364;pffte La&#x0364;nder. End-<lb/>
lich &#x017F;ehen etliche die&#x017F;e Sta&#x0364;dte an/ als wel-<lb/>
che ihnen die Herr&#x017F;chafft auffru&#x0364;cken/ und<lb/>
befinden/ daß man u&#x0364;ber die unterwerffung<lb/>
wegen der benachbarten Freyheit ungedul-<lb/>
tig &#x017F;ey. Daher kommt mißgun&#x017F;t/ verach-<lb/>
tung/ u&#x0364;berfall/ argwohn und heimliche<lb/>
nach&#x017F;tellung. Welches alles doch &#x017F;cha&#x0364;rf-<lb/>
fer und offentlicher vo&#xA75B;gehet unter den Bi-<lb/>
&#x017F;choffen/ und den jenigen Sta&#x0364;dten/ in wel-<lb/>
chen &#x017F;ie ihre Thumkirchen haben. Wie-<lb/>
wol auch die Fu&#x0364;r&#x017F;ten auff dem Reichstage<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t keinen &#x017F;chlechten Verdruß wider das<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Collegium</hi></hi> der Sta&#x0364;dte von &#x017F;ich &#x017F;pu&#x0364;ren<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en/ da hingegen der Key&#x017F;er den Sta&#x0364;dten<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gu&#x0364;n-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[268/0290] Vom Zuſtand hin gefloſſen. Und kan man nicht in abre- de ſeyn/ daß etliche Staͤdte gleich als eine Miltz auffgeſchwollen/ und der benachbar- ten Fuͤrſten Laͤnder mager worden. Es iſt auch des Adels weiſe/ daß er den gemeinen Mann verachte/ welcher doch zum offtern durch ſein Geld ihm nicht weniger ſelbſt gefaͤllet/ als ihm jener durch ſeine Einbil- dungen und außgeſchoͤpffte Laͤnder. End- lich ſehen etliche dieſe Staͤdte an/ als wel- che ihnen die Herrſchafft auffruͤcken/ und befinden/ daß man uͤber die unterwerffung wegen der benachbarten Freyheit ungedul- tig ſey. Daher kommt mißgunſt/ verach- tung/ uͤberfall/ argwohn und heimliche nachſtellung. Welches alles doch ſchaͤrf- fer und offentlicher voꝛgehet unter den Bi- ſchoffen/ und den jenigen Staͤdten/ in wel- chen ſie ihre Thumkirchen haben. Wie- wol auch die Fuͤrſten auff dem Reichstage ſelbſt keinen ſchlechten Verdruß wider das Collegium der Staͤdte von ſich ſpuͤren laſſen/ da hingegen der Keyſer den Staͤdten guͤn-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/290
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/290>, abgerufen am 23.11.2024.