Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.Vom Zustand ten/ als offtermals etliche Gelehrten überdie Syllaben und andere geringe Sachen. Einen gleichen/ wo nicht grössern Eyser erweisen die Priester/ (denn der Nuncius hatte ihm die Warheit frey zusagen gewin- cket) dann weil einjeglicher meinet/ daß ihm Gott sonderlich gewogen sey/ so wird der jenigt/ welcher von ihrer Meynung abge- het/ neben der unbilligkeit des verachteten ansehens/ auch der gotlosigkeit beschuldi- get/ als wenn er/ nemlich auß verachtung der Himmlischen Wahrheit/ oder auß Profan halstarrigkeit/ damit es nicht scheine er habe von andern etwas gelernet/ von seinem auch wol offentlichem Jrthum nicht abtreten wolle. Und ist traun zuver wundern/ daß die jenigen/ welche andern die verträgliche Sanffemuhe der Christli- chen Religon ein predigen sollen/ solche von den rauhen affecten eingenommene Gemühter haben. Oder es weise mir ei- ner bey welcher Art Leute mehr Ehr- und Geld geitz/ Mißgunst/ Jachzorn und Hals- starrig-
Vom Zuſtand ten/ als offtermals etliche Gelehrten uͤberdie Syllaben und andere geringe Sachen. Einen gleichen/ wo nicht groͤſſern Eyſer erweiſen die Prieſteꝛ/ (denn der Nuncius hatte ihm die Warheit frey zuſagen gewin- cket) dann weil einjeglicher meinet/ daß ihm Gott ſonderlich gewogen ſey/ ſo wird der jenigt/ welcher von ihrer Meynung abge- het/ neben der unbilligkeit des verachteten anſehens/ auch der gotloſigkeit beſchuldi- get/ als wenn er/ nemlich auß verachtung der Himmliſchen Wahrheit/ oder auß Profan halſtarrigkeit/ damit es nicht ſcheine er habe von andern etwas gelernet/ von ſeinem auch wol offentlichem Jrthum nicht abtreten wolle. Und iſt traun zuver wundern/ daß die jenigen/ welche andern die vertraͤgliche Sanffemuhe der Chriſtli- chen Religon ein predigen ſollen/ ſolche von den rauhen affecten eingenommene Gemuͤhter haben. Oder es weiſe mir ei- ner bey welcher Art Leute mehr Ehr- und Geld geitz/ Mißgunſt/ Jachzorn und Hals- ſtarrig-
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Vom Zuſtand
ten/ als offtermals etliche Gelehrten uͤber
die Syllaben und andere geringe Sachen.
Einen gleichen/ wo nicht groͤſſern Eyſer
erweiſen die Prieſteꝛ/ (denn der Nuncius
hatte ihm die Warheit frey zuſagen gewin-
cket) dann weil einjeglicher meinet/ daß ihm
Gott ſonderlich gewogen ſey/ ſo wird der
jenigt/ welcher von ihrer Meynung abge-
het/ neben der unbilligkeit des verachteten
anſehens/ auch der gotloſigkeit beſchuldi-
get/ als wenn er/ nemlich auß verachtung
der Himmliſchen Wahrheit/ oder auß
Profan halſtarrigkeit/ damit es nicht
ſcheine er habe von andern etwas gelernet/
von ſeinem auch wol offentlichem Jrthum
nicht abtreten wolle. Und iſt traun zuver
wundern/ daß die jenigen/ welche andern
die vertraͤgliche Sanffemuhe der Chriſtli-
chen Religon ein predigen ſollen/ ſolche
von den rauhen affecten eingenommene
Gemuͤhter haben. Oder es weiſe mir ei-
ner bey welcher Art Leute mehr Ehr- und
Geld geitz/ Mißgunſt/ Jachzorn und Hals-
ſtarrig-
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