Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.von Spanien. dermassen schwächen/ daß es kaum sichzu erhalten vermag. Unter diese kan zu erst gerechnet werden die Wenigkeit der Einwohner von Spanien/ welche nicht zulanget beydes so grosse übelgeneigte Provintzien in Zaum zu halten/ und zu- gleich einem mächtigen Feind unter Augen zu gehen. Welchen Mangel sie nicht wol auß ihrer unter worffenen Provintzien er- setzen können/ weil zu ihrer Sicherheit die- net/ daß die Mannhafftigkeit selbiger Leute geschwächet werde/ damit sie nicht Muth nehmen das Joch abzuschütteln. Und was sie endlich für Soldaten auß selbi- gen Provintzien werben/ so können sie doch selbige nicht in ihrem eigenen Va- terlande brauchen deroselben Vestungen zu verwahren/ sondern müssen sie an an- dere Oerter vertheilen/ jedoch daß nicht ihnen/ sondern den Spaniern das Haupt- wesen anvertrauet wird. Und kan dem- nach Spanien kaum gnug Soldaten her- geben so viel Vestungen zu besetzen/ als ihrer Provintzien sich zu versichern von- nöthen ist. Dannenhero wenn Spa- nien mit andern in Krieg verfällt/ muß es sich meistens geworbener außländi- scher Soldaten bedienen/ welche zu be- kommen nicht allein groß Geld kostet/ son-
von Spanien. dermaſſen ſchwaͤchen/ daß es kaum ſichzu erhalten vermag. Unter dieſe kan zu erſt gerechnet werden die Wenigkeit der Einwohner von Spanien/ welche nicht zulanget beydes ſo groſſe uͤbelgeneigte Provintzien in Zaum zu halten/ und zu- gleich einem maͤchtigẽ Feind unter Augen zu gehen. Welchen Mangel ſie nicht wol auß ihreꝛ unter worffenen Provintzien er- ſetzen koͤnnen/ weil zu ihrer Sicherheit die- net/ daß die Mañhafftigkeit ſelbigeꝛ Leute geſchwaͤchet werde/ damit ſie nicht Muth nehmen das Joch abzuſchuͤtteln. Und was ſie endlich fuͤr Soldaten auß ſelbi- gen Provintzien werben/ ſo koͤnnen ſie doch ſelbige nicht in ihrem eigenen Va- teꝛlande brauchen deroſelben Veſtungen zu verwahren/ ſondern muͤſſen ſie an an- dere Oerter vertheilen/ jedoch daß nicht ihnen/ ſondern den Spaniern das Haupt- weſen anvertrauet wird. Und kan dem- nach Spanien kaum gnug Soldaten heꝛ- geben ſo viel Veſtungen zu beſetzen/ als ihrer Provintzien ſich zu verſichern von- noͤthen iſt. Dannenhero wenn Spa- nien mit andern in Krieg verfaͤllt/ muß es ſich meiſtens geworbener außlaͤndi- ſcher Soldaten bedienen/ welche zu be- kommen nicht allein groß Geld koſtet/ ſon-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0169" n="139"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von Spanien.</hi></fw><lb/> dermaſſen ſchwaͤchen/ daß es kaum ſich<lb/> zu erhalten vermag. Unter dieſe kan zu<lb/> erſt gerechnet werden die Wenigkeit der<lb/> Einwohner von Spanien/ welche nicht<lb/> zulanget beydes ſo groſſe uͤbelgeneigte<lb/> Provintzien in Zaum zu halten/ und zu-<lb/> gleich einem maͤchtigẽ Feind unter Augen<lb/> zu gehen. Welchen Mangel ſie nicht wol<lb/> auß ihreꝛ unter worffenen Provintzien er-<lb/> ſetzen koͤnnen/ weil zu ihrer Sicherheit die-<lb/> net/ daß die Mañhafftigkeit ſelbigeꝛ Leute<lb/> geſchwaͤchet werde/ damit ſie nicht Muth<lb/> nehmen das Joch abzuſchuͤtteln. Und<lb/> was ſie endlich fuͤr Soldaten auß ſelbi-<lb/> gen Provintzien werben/ ſo koͤnnen ſie<lb/> doch ſelbige nicht in ihrem eigenen Va-<lb/> teꝛlande brauchen deroſelben Veſtungen<lb/> zu verwahren/ ſondern muͤſſen ſie an an-<lb/> dere Oerter vertheilen/ jedoch daß nicht<lb/> ihnen/ ſondern den Spaniern das Haupt-<lb/> weſen anvertrauet wird. Und kan dem-<lb/> nach Spanien kaum gnug Soldaten heꝛ-<lb/> geben ſo viel Veſtungen zu beſetzen/ als<lb/> ihrer Provintzien ſich zu verſichern von-<lb/> noͤthen iſt. Dannenhero wenn Spa-<lb/> nien mit andern in Krieg verfaͤllt/ muß<lb/> es ſich meiſtens geworbener außlaͤndi-<lb/> ſcher Soldaten bedienen/ welche zu be-<lb/> kommen nicht allein groß Geld koſtet/<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſon-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [139/0169]
von Spanien.
dermaſſen ſchwaͤchen/ daß es kaum ſich
zu erhalten vermag. Unter dieſe kan zu
erſt gerechnet werden die Wenigkeit der
Einwohner von Spanien/ welche nicht
zulanget beydes ſo groſſe uͤbelgeneigte
Provintzien in Zaum zu halten/ und zu-
gleich einem maͤchtigẽ Feind unter Augen
zu gehen. Welchen Mangel ſie nicht wol
auß ihreꝛ unter worffenen Provintzien er-
ſetzen koͤnnen/ weil zu ihrer Sicherheit die-
net/ daß die Mañhafftigkeit ſelbigeꝛ Leute
geſchwaͤchet werde/ damit ſie nicht Muth
nehmen das Joch abzuſchuͤtteln. Und
was ſie endlich fuͤr Soldaten auß ſelbi-
gen Provintzien werben/ ſo koͤnnen ſie
doch ſelbige nicht in ihrem eigenen Va-
teꝛlande brauchen deroſelben Veſtungen
zu verwahren/ ſondern muͤſſen ſie an an-
dere Oerter vertheilen/ jedoch daß nicht
ihnen/ ſondern den Spaniern das Haupt-
weſen anvertrauet wird. Und kan dem-
nach Spanien kaum gnug Soldaten heꝛ-
geben ſo viel Veſtungen zu beſetzen/ als
ihrer Provintzien ſich zu verſichern von-
noͤthen iſt. Dannenhero wenn Spa-
nien mit andern in Krieg verfaͤllt/ muß
es ſich meiſtens geworbener außlaͤndi-
ſcher Soldaten bedienen/ welche zu be-
kommen nicht allein groß Geld koſtet/
ſon-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/169 |
Zitationshilfe: | Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/169>, abgerufen am 16.07.2024. |